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Basel Restaurierte Lebensphilosophie

Die Oberbadische

Basler Denkmalpflege zeigt sich zufrieden mit Sanierungsarbeiten an Nachkriegsbauwerken

Von Dennis Kalt

Basel. Die Bauten der 1950er und 1960er Jahre, welche die Aeschenvorstadt zieren, sind ein Stück Basler Zeitgeschichte. Vor dem Hintergrund ihrer Sanierungsbedürftigkeit stellt sich den Verantwortlichen die Frage: „Wegwerfarchitektur oder noch zu retten?“

Um der Frage nachzugehen, hat das Bau und Verkehrsdepartement gestern zu einem Spaziergang von der ehemaligen Handwerkerbank durch die Aeschenvorstadt zur St. Jakobsstraße eingeladen. Der Leiter der kantonalen Denkmalpflege, Daniel Schneller, erklärte, dass die Gebäude aufgrund ihres schlechten Rufs, was Sanierungsfragen anbelangt, lange Zeit vernachlässigt wurden: „Es handelt sich bei diesen Bauten um Massenarchitektur, die in der Zeit eines großen Aufbruchs entstanden ist. Gebäude mussten damals schnell und günstig errichtet werden, und weil die Rohstoffe sehr billig waren, wurde auf die Energieeffizienz nicht geachtet.“

Der Bauberater Reto Bieli erklärt, dass man ab 2005 begonnen habe, ein Inventar derjenigen Gebäude zu erstellen, die als erhaltungswürdig gelten sollen: „Bei lediglich etwa ein Prozent der Gebäude aus dieser Phase besteht ein öffentliches Interesse an ihrer Erhaltung.“ Viele dieser schützenwerten Altbauten zeichnen sich dadurch aus, dass sie in ihrem architektonischen Ausdruck stellvertretend für die Lebensphilosophie stehen, die sich in Basel nach 1945 entfaltet hat – einer der Offenheit und Freizügigkeit, der Moderne und des Konsums.

Ein besonders repräsentativer Bau der Nachkriegszeit ist das Büro- und Geschäftshaus am Bankenplatz, Aeschenvorstadt zwei bis sechs. Es verkörpert eine zeitlose Modernität und ist Zeugnis der sich an amerikanischen Vorbildern orientierenden „City-Bildung“ der 1960er Jahre. Bei diesem Gebäude wurden 2005 die Straßenfassaden unter der weitgehenden Beibehaltung des ursprünglichen Erscheinungsbildes erneuert.

Ein imposantes Bauwerk, welches das Großstadtflair aus der Zeit des Baubooms transportiert, ist das 1963 fertiggestellte Anfos-Haus, Aeschenvorstadt 48 und 50. Herzstück ist die Halle im Erdgeschoss. Sie ist mit drei, an den Ecken abgeschrägten Passagen mit dem umliegenden Straßenraum verbunden. Der Umbau des sanierungsbedürftigen Hauses wurde 2013 abgeschlossen. „Wichtig bei einem Umbau ist die Lektüre eines Hauses. Man muss sich fragen was das Gebäude auszeichnet, was dieses besonders macht“, sagt Schneller. So wurde dem gebäudeprägendem SchwarzWeiß-Kontrast der Fassaden – weiße Brüstungsbänder und schwarze Fensterprofile – besondere Aufmerksamkeit geschenkt, um den Charakter zu erhalten.

Durch seine freistehende Position nimmt das 1963 für die Schweizerische Treuhandgesellschaft erbaute achtstöckige Gebäude an der St. Jakobs-Straße eine außergewöhnliche Präsenz im Stadtbild ein. Für die Sanierung des Bauwerks wurde ein neues Naturbausteinelement zwischen dem Erdgeschoss und dem ersten Obergeschoss eingebaut, sowie sämtliche Betonplatten abmontiert und gedämmt. „Solche Arbeiten erfordern eine gut funktionierende Kooperation zwischen Ingenieuren, Statikern und Architekten sowie einen Konsens zwischen öffentlichem Interesse und dem des Eigentümers“, erklärt Bieli. Insgesamt seien die Sanierungsarbeiten bisher zufriedenstellend ausgefallen.

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