Was man derzeit erlebe, sei nicht das Fehlen von Innovationen, sondern vielmehr die dramatische Zunahme von Wissen, beispielsweise bei der Entwicklung von monoklonalen Antikörpern oder immuntherapeutischen Substanzen, was man sich bei der zielgerichteten Therapie zunutze mache, erklärte Prof. Mathias Freund, Geschäftsführender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO). „Vor dem Hintergrund einer solch zunehmenden Komplexität in der Krebstherapie ist das generierte Wissen zwar von zentraler Bedeutung, bringt aber gleichsam neue Herausforderungen mit sich“, ergänzt Prof. Diana Lüftner, Vorsitzende der DGHO. „Unsere Patienten warten auf neue, wirksamere Medikamente. Zunächst müssen wir die praktischen Anwendungsmöglichkeiten der neu verfügbaren Substanzen aber prüfen und dann zeitnah Therapieschemata entwickeln.
Am Beispiel des Mammakarzinom-Screenings in der Schweiz machte Dr. Jürg Nadig, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (SGMO) deutlich, dass „trotz gleicher Studiendaten die Richtlinien zum Mammakarzinom-Screening unterschiedlicher nicht sein könnten“. Während das Swiss- Medical-Board empfiehlt, keine weiteren Screening-Programme aufzubauen und die laufenden zeitlich zu begrenzen, unterscheiden sich andere Empfehlungen sowohl im Beginn als auch in der Häufigkeit. „Eine zentrale Frage ist, wer nun festlegt, welche Empfehlung ‘richtig’ ist, und wie sich Patientinnen zurechtfinden, wenn sich Experten uneinig sind.“