Basel Seherlebnis mit „alten Bekannten“

Die Oberbadische
Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Ausstellung: „Das Original“ rekonstruiert die erste Museumsausstellung in der Fondation Beyeler

Riehen. Er hängt an seinem alten, angestammten Platz mit Tageslicht vom Teich her: der „Seerosenweiher“. Claude Monets grandioses panoramaartiges Seerosen-Tableau ist einer der Grundpfeiler der Sammlung Beyeler und der Fondation. Wieder scheint also das schönste Seitenlicht auf diese Spiegelungen von Seerosen und Bäumen im Weiher von Giverny.

Die neun Meter breite dekorative Dauerinstallation ist in der Retrospektive „Das Original“, das die erste Museumsausstellung rekonstruiert, mithin das größte Seherlebnis im Museum, das vor 20 Jahren eröffnet wurde. Dieses Triptychon wird wunderbar kontrastiert durch einen schwerelosen Körper, den erotischen Torso „Iris“ von Auguste Rodin, jenem großen Bildhauer an der Schwelle zur Moderne.

In einem Teil befindet sich also die neue Monet-Ausstellung zum Jubiläum, zum anderen die Eröffnungsschau von 1997, die an den Galeristen Ernst Beyeler und seine Frau Hildy erinnert, die diese Sammlung von Werken der klassischen Moderne seit den 50er Jahren zusammengetragen haben.

Bei den Meistern der klassischen Moderne fühle er sich wohl und sicher, so Beyeler damals. Er wollte immer sehen, „wie sich etwas entwickelt und wie etwas Bestand hat“. Die allerneueste Gegenwartskunst hat ihn dagegen nie im gleichen Maß fasziniert. Das Neue, das waren Klee, Picasso, Kandinsky, Mondrian. Und diese Künstler sind in der Sammlung repräsentativ vertreten.

Man kann also in Erinnerungen schwelgen, wenn man im Bau des Architekten Renzo Piano auf „alte Bekannte“ trifft. An erster Stelle ist da Pablo Picasso mit vielen seiner Köpfe und Akte zu nennen. Kein anderer Künstler ist so stark in der Sammlung vertreten wie der Schöpfer der „Demoiselles d’Avignon“. Beyeler muss den Kubismus sehr geschätzt haben, denn er sammelte mit vielen Bildern von Picasso, Braque bis Léger Schlüsselwerke dieser Epoche.

Werkgruppen schaffen ein Sammlungsprofil

Daneben ist der französische Impressionismus das Fundament der Sammlung Beyeler, von Monets Seerosen bis zu Henri Rousseaus Darstellung wilder Natur in dem Dschungelbild des Löwen, der sich auf die Antilope wirft. Die markanten Umrisse der Sammlung liegen bei der großen Peinture von Cézanne, Van Gogh, Degas bis Renoir. Eine einmalige Kollektion ist das Ensemble Giacometti, eine autonome Sammlung auch die Mondrian-Gruppe oder die Gruppe „gouaches decoupées“ von Matisse.

Im Laufe der Jahre fanden sich Werkgruppen zusammen, die dem Museum ein Sammlungsprofil gaben: vor allem Picasso und Klee sind da zu erwähnen. Daneben entstanden umfassende Werkgruppen anderer Repräsentanten der Moderne wie Léger oder Francis Bacon, so dass die Sammlung mit bedeutenden Museen weltweit konkurrieren kann. Auch eminente Einzelwerke finden sich, eine Skulptur des Surrealisten Max Ernst („Der König spielt mit seiner Königin“) oder Constantin Brancusis Marmor-„Vogel“.

Eine private Sammlung, so Ernst Beyeler, dürfe Gewichte verschieden verteilen, Vorlieben heraustreten lassen, möglichst in Gruppen. So ist auch seine Sammlung mit Stammeskunst zu verstehen, die sich auf strenge („kubistische“) afrikanische und („surrealistische“) ozeanische Kunst konzentriert: Die „primitive“ Kunst der Naturvölker versteht sich als ein Gegengewicht zur westlichen.

Die Sammlung ist zwar europäisch geprägt, doch gibt es eine Reverenz an den Abstrakten Expressionismus und die Pop Art. Der blaue Saal ist eine Hommage an die legendäre Farbenausstellung „Magic Blue“ in der Galerie Beyeler (1993) und versammelt amerikanische Künstler wie Sam Francis, Roy Lichtenstein, Ellsworth Kelly und Andy Warhol.

Kurator Raphael Bouvier konnte bei der Hängung nicht mehr alles authentisch rekonstruieren. Andere Kombinationen (etwa bei der suggestiven Farbmalerei Mark Rothkos) ergeben neue Dialogmöglichkeiten. Doch wurde die Physiognomie der Sammlung nur leicht verändert, so dass „Das Original“ sich als ein großer Parcours durch die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts erweist: Man bekommt nichts Geringeres zu sehen als einen Rückblick auf die Moderne.

  Bis 7. Mai

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