Basel Sie sehen Geschichte

Die Oberbadische
Auch Filippo Milani von der italienischen Präsidentengarde nimmt mit seinem tierischem Kamerad am Basel Tattoo teilFoto: Katharina Ohm  Foto: Die Oberbadische

Basel Tattoo: Italienische Präsidentengarde „Reggimento Corazzieri“ ist mit dabei

Alle Welt guckt wieder an die Stadt am Rheinknie: Noch bis zum 29. Juli findet das Basler Tattoo mit unterschiedlichen Formationen vom ganzen Globus statt. Mit dabei ist erstmals auch das Reggimento Corazzieri, die Leibgarde des italienischen Präsidenten.

Von Katharina Ohm

Basel. Die Trams quietschen, die Baustelle hämmert, im Radio ertönt blechern die Stimme Ed Sheerans. Die meisten Blicke der Anwesenden sind aufs eigene Smartphone gerichtet, einer trinkt Espresso aus einem Plastikbecher. Ein Bild des normalen Basler Lebens? Fast, denn daneben liegt fast beiläufig ein fast 100 Jahre alter Brustpanzer, es riecht nach Pferd. Wir sind hinter den Kulissen zu Gast bei den Corazzieri. In einer Messehalle hat die 19-köpfige Delegation ihr Quartier aufgeschlagen, mit dabei die traditionellen Pferde und berühmten Motoräder der Marke Moto Guzzi. Mit letzteren eröffneten sie die Parade durch Basel am vergangenen Samstag.

In vielen Details ist der Kontrast zwischen Moderne und Tradition allgegenwärtig. Die Corazzieri sind wohl die einzige Garde weltweit, die sowohl auf Motorädern als auch hoch zu Ross unterwegs ist, die Italien protokollarisch präsentiert und tatsächlich für die Sicherheit des Präsidenten sorgt. Und die garantiert die Truppe sicher nicht mit antikem Schwert und im Sattel. Nur die besten der Carabinieri (Militärpolizei) dürfen zur Garde und auch nur die Größten – unter 1,90 Meter geht gar nichts. Major Filippo Milani führt durch die behelfsmäßigen Ställe und präsentiert stolz die Tiere. Allesamt schwarz und männlich – und wunderschön. Unter dem samtweichen Fell sieht man die Muskeln spielen. „Die Pferde sind unsere Kameraden“, unterstreicht Milani die Bedeutung. Sie sind auch das zentrale Element des täglichen Lebens. Denn einen festen Tagesablauf gibt es nicht. Alles richtet sich nach dem Terminplan des Präsidenten. Was bleibt: Das Training mit den Pferden, das Putzen, das Striegeln, das Füttern. „Wir machen alles selbst“, erklärt Milani, es gibt keine Helfer.

Es ist das allererste Mal, dass man die Italiener außerhalb des Heimatlandes sieht. Beim Tattoo zeigen sie Ausschnitte aus den Ehrenprozessionen, mit denen sie sonst Staatsoberhäupter begleiten. „Wir sind keine Band, wir haben keine Show“ sagt Milani. Trotzdem sind sie der Einladung zum Tattoo gefolgt. Einen Monat lang haben sie neben ihren anderen Pflichten dafür trainiert.

Die Leibgarde, bestehend aus rund 200 Männern, ist sehr stolz auf sich und ihre Traditionen. Alles ist in der originalen Optik aus dem 19. Jahrhundert, der jüngste der Brustpanzer ist 60 Jahre alt. Ansehen kann man es keinem von ihnen. Die Ursprünge gehen allerdings bis ins 16. Jahrhundert zurück, als sich die Garde als Leibwache des Grafen von Savoyen gründete. Ihr Stolz wird deutlich als einer schnell in einen Brustpanzer schlüpft, aber untenrum noch die normale Reiterhose trägt. „Nur bis zur Hüfte fotografieren“, betont Milani, auch wenn der Laie den Unterschied zur repräsentativen weißen Hose wohl kaum bemerkt hätte. „Tradition ist alles“, führt Milani aus.

Auf ihren Smartphones zeigen die Männer Fotos von sich mit Staatsoberhäuptern wie dem ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush. „Wir sehen Geschichte“, sagt einer, der seit rund 30 Jahren dabei ist. Er hat schon alle getroffen: Obama, Erdogan und Fidel Castro.

„Die meisten bleiben lange bei der Garde“, erklärt Oberstleutnant Gaspare Giardelli. Anders als die anderen trägt er statt der Alltagsuniform einen grauen Anzug und tätigt fast pausenlos wichtig klingende Anrufe. Mit welchem Geheimdienst er sich wohl gerade abstimmt?

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