Basel Soft groovender A-Cappella-Gesang

Die Oberbadische
Martynas Vilpisaukas (v.l.), Lewis Daniel, Sam Robson, James Rose, Emily Dankworth, Ben Cox schnipsend und soft groovend in der Reithalle des Wenkenparks. Foto: Willi Vogl Foto: Die Oberbadische

„Vive“ zu Gast beim Stimmen-Festival in der Reithalle des Wenkenparks

Von Willi Vogl

Riehen. Ein alter englischer Park, ein junges britisches A-Cappella-Ensemble und flockig-jazzige Harmonien mit dem „gewissen Fingerschnips“. Der Begrüßung von Stimmen-Festival-Leiter Markus Muffler konnte man am Dienstagabend in der Reithalle des Wenkenparks entnehmen, dass diese Mischung ganz nach seinem Geschmack war.

Die talentierten Sänger von Vive, zumeist Absolventen der „Guildhall School of Music“ und Gewinner des renommierten „Voice Festival UK 2013“, setzen derzeit zum Sprung in eine internationale Karriere an. Emily Dankworth (Sopran), Sam Robson (Countertenor), Ben Cox (Tenor), Martynas Vilpisaukas (Tenor), James Rose (Bariton) und Lewis Daniel (Bass) bringen neben ihrem fröhlichen Umgang mit kompositorischen Vorlagen auch einige handfeste Qualitäten mit auf die Bühne. Dazu gehören die beeindruckende Intonationsreinheit beim Treffen komplexer Jazzharmonien oder die außergewöhnlich gute artikulatorische und klangliche Abstimmung in den Ensemblesätzen.

Auf dem Programm standen neben eigenen Kompositionen aus der Feder von Sam Robson und James Rose eine Reihe von Coversongs unterschiedlicher Herkunft, die jedoch durchweg in bonbonfarben harmonisierten Arrangements daher kamen. Gleich mit dem ersten Song „Become Undone“ wurde das Publikum in der Reithalle – und nicht wie in den vergangenen Jahren im Open-Air-Dressurviereck –schnipsend auf den vorherrschend soft groovenden Gesamtcharakter des Abends eingestimmt.

Bereits der zweite Titel brachte mit einer Publikumsanimation auf den Vokalisen „Deep-du-du“ eine Intensivierung, die sich später in einem jugendlich frisch kommunizierten „Hu-hu“ fortsetzte. Schnipsen und Klatschen schienen unverzichtbare Elemente der gesamten Darbietung zu sein. Hinzu kamen mundgemachte Schlagzeugeffekte und Gesten, wie man sie von singenden Predigern der nordamerikanischen Baptisten-Kirche kennt. Über weite Strecken jedoch unmotiviert und lediglich als dezent koordinierender Impulsgeber gebraucht, wirkten diese Gesten in Spirituals wie „Total Praise“ weder glaubwürdig gelebt noch ironisch unterhaltend.

Nach der Pause konzentrierte sich Vive etwas stärker auf klangliche Tugenden und erzeugte etwa mit „Somewhere“ aus Leonard Bernsteins „West-Side-Story“ eine nachhaltigere Wirkung. Die Kontraste und damit der konzertante Unterhaltungswert nahmen insgesamt zu. Hierzu trug ein nasal intoniertes Trompetenimitat von Martynas Vilpisaukas ebenso bei wie das witzig inszenierte Schlagzeug-Battle dreier lustvoll agierender Jungs.

Leider wurde auch hier die Chance verspielt, zu wirklicher Eindringlichkeit zu gelangen. Natürlich, man muss sich dabei nicht unbedingt an den harten Beats eines Popsongs wie „Firework“ von Katy Perry orientieren. Und wenn schon kein Moonwalk von Michael Jackson möglich ist, so hätte die drastische Botschaft seines „Man in the mirrow“ wenigstens hier zu knackigeren Gesangskonturen führen können.

Wenn man sich mit vertrauten jazzharmonischen Standards auf die Showbühne begibt, reicht es nicht, lediglich die Stimmtechnik im Weichspülgang abzusichern. Um in den sängerischen Showhimmel zu gelangen, sind klangliche wie choreografische Unverwechselbarkeit gefragt. Potenzial ist jedoch da, keine Frage. Auf die weitere Entwicklung des jungen Ensembles darf man also gespannt sein.

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