^ Basel: Starker Franken schwächt Wachstum - Basel - Verlagshaus Jaumann

Basel Starker Franken schwächt Wachstum

Die Oberbadische
Die Pharmaindustrie treibt das Wachstum im Industriesektor wieder an. Foto: Roche Foto: Die Oberbadische

Wirtschaftsstudie I: Nordwestschweizer Wirtschaft erholt sich nach Entscheidung der Nationalbank etwas

Der starke Franken hat für eine Halbierung des Wirtschaftswachstums in der Nordwestschweiz gesorgt. In den ersten neun Monaten ist außerdem die Beschäftigung nur noch leicht gestiegen.

Regio. Die Zahl der Grenzgänger nahm im ersten Halbjahr dieses Jahres hingegen überdurchschnittlich um weitere 2,3 Prozent zu, von 60 600 auf insgesamt 62 100 (siehe Bericht unten).

Frankenkurs: Die Wirtschaft in der Nordwestschweiz hatte sich bis zum 15. Januar sehr dynamisch entwickelt. Mit der Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die Euro-Untergrenze aufzuheben, änderte sich dies schlagartig. „Es war eine Zäsur“, erklärte Rainer Füeg gestern bei der Vorstellung seiner Wirtschaftsstudie Nordwestschweiz 2015. Das Wirtschaftswachstum halbierte sich in den ersten neun Monaten auf noch 1,2 Prozent (2014: 2,7 Prozent), und die Beschäftigung nahm nur noch um 0,4 Prozent zu.

Speziell die Umsatzzahlen in der Exportwirtschaft brachen nach der SNB-Entscheidung ein, was sich auf die Zulieferindustrie, den Großhandel und die Verkehrswirtschaft auswirkte. Die leichte wirtschaftliche Erholung im Euro-Raum sowie die bessere Entwicklung in Nordamerika kompensierten bis in den Spätherbst den zehnprozentigen Anstieg des Frankens gegenüber dem Euro dann zumindest teilweise, hieß es im Rahmen einer Medienorientierung. Auch die geringeren Beschaffungskosten halfen mit, dass die Wertschöpfung in keinem Wirtschaftssektor zurückging.

„Es gab eine gewisse Unsicherheit bei den Baselbieter Unternehmen, doch die Zuversicht hat überwogen“, schilderte Regierungsrat Thomas Weber, Vorsteher der Volkswirtschaftsdirektion Baselland. Die Betriebe hätten sich angepasst und noch stärker ihre Marktstellung in der Nische gesucht, da die Betriebe nun mit Parität des Franken-Euro-Kurses kalkulieren würden.

Pharma sorgt für Plus: Der Aufwertungsschock hatte das Wachstum zwar gebremst, doch speziell die Pharmabranche erholte sich im zweiten Halbjahr wieder und verlieh insgesamt der Region einen Schub. Füeg: „Das hat uns geholfen.“ So nahm die Wertschöpfung des Industriesektors insgesamt zwar um 1,4 Prozent zu. Sie wäre laut der Studie ohne Pharma allerdings um gut ein halbes Prozent zurückgegangen. Basels Regierungsrat Christoph Brutschin, Vorsteher des Wirtschaftsdepartements, weiß aber auch um den Preisdruck, dem die Pharmaindustrie ausgeliefert ist. „Die Firmen sind gefordert, die Produktivität zu steigern.“

Neben der Pharmaindustrie konnten nur die Medizinaltechnik und die Präzisionsinstrumentenbranche noch wachsen. Der Bereich Handel und Verkehr stagnierte, die MEM-Industrie (Maschinen, Apparate und Elektronik) war rückläufig, die Binnenwirtschaft wie der Bau und Dienstleistungsbereich hingegen kaum von der Frankenaufwertung betroffen.

Dieser sind Unternehmen mit der Erhöhung der Arbeitszeiten begegnet. In den meisten Branchen wurden zudem Arbeitsplätze abgebaut oder verlagert, wodurch die Beschäftigung in der Industrie um 0,7 Prozent sank. Im Dienstleistungsbereich veränderte sich der Personalbestand hingegen nur geringfügig. Banken, Forschung und Entwicklung sowie einige kleinere Dienstleistungsbranchen wuchsen sogar weiter. Bis auf den Fachhandel konnten im Gewerbe sämtliche Branchen ihre Beschäftigung halten und ihre Wertschöpfung erhöhen.

Das stärkste Wachstum sowohl bei Wertschöpfung als auch Beschäftigung steht für die öffentliche Hand zu Buche. Die Landwirtschaft bricht hingegen um 7,1 Prozent beim Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt ein, bei der Beschäftigung sind minus 0,5 Prozent zu verzeichnen.

Erwartungen: Angesichts eines erwarteten weltweit leicht höheren Wirtschaftswachstums rechnet der Wirtschaftsforscher mit besseren Aussichten für die regionale Exportwirtschaft. Insgesamt wird mit einem Wertschöpfungszuwachs von 1,7 Prozent gerechnet, wobei für die Pharmaindustrie mit einem Plus von 2,5 Prozent ausgegangen wird. Auf dem Arbeitsmarkt sei nur ein Zuwachs um knapp ein halbes Prozent zu erwarten.

Umfrage

Bundeswehr

Braucht Deutschland wieder die allgemeine Wehrpflicht?

Ergebnis anzeigen
loading