Basel Suche nach der Form

Die Oberbadische
„Like A Virgin“, 2014, von Athene Galiciadis Fotos: zVg Foto: Die Oberbadische

Ausstellung: „When Forms Become Attitude“ im KunstRaum

Riehen (ov). Der Titel der neuen Ausstellung „When Forms Become Attitude“ im KunstRaumRiehen bezieht sich auf den zu einem Terminus avancierten Ausstellungstitel „Live in your head: When Attitudes Become Form“, unter welchem die bahnbrechende, 1969 in der Kunsthalle Bern von Harald Szeemann kuratierte Ausstellung stattfand.

Szeemanns vieldiskutierte Schau richtete sich nicht nur gegen die damals herrschende Dominanz der Informellen Malerei und der geometrischen Kunst. Vielmehr handelte es sich dabei um eine neue Form der Werkpräsentation und der Inszenierung von neuen Kunstformen und Materialien, die auch zu einer Erweiterung des Kunstbegriffs führen sollten. Daran reflektierend gehen in der von Kiki Seiler-Michalitsi kuratierten Ausstellung fünf Künstler der Frage nach der Bedeutung der künstlerischen Haltung und ihrer Sichtbarkeit in der „Form“ in Zeiten globalisierter, vernetzter Kultur nach. Anna Amadio Das Werk der in Basel lebenden Künstlerin Anna Amadio zeichnet sich durch die schiere Lust am Experimentieren aus. Mit Bleistift, Filzstift oder Farbstift entstehen zunächst strukturreiche Zeichnungen und spannungsvolle Frottagen auf mit Leim gezeichneten Vorlagen und riesenhafte räumliche, nicht begehbare Luftobjekte.

Amadios für die Ausstellung realisiertes Bild „Monet, the closest i could get. Erster Versuch“ (2016), ist eine räumliche Annäherung an Monets Landschaftsbildmalerei. Das fertige Bild ist ein Objekt, das an Malerei, an Color Field Painting erinnert und dennoch jegliche Information zur Lesbarkeit der Monet’schen Vorlage verweigert.

Athene Galiciadis Das Oeuvre der Schweizerin Athene Galiciadis besteht vorwiegend aus Zeichnungen und Skulpturen, die sie oft in harmonischen Präsentationen arrangiert. Von traumähnlichen inneren Visionen oder real Erlebtem inspiriert, lassen sich dabei Einflüsse abstrakt gehaltene Formen, sowie eine Suche nach ästhetischen Lösungen und autonomen, neuen Ausdrucksweisen erkennen. Ein stark reduziertes Vokabular aus wiederkehrenden Formen und Strukturelementen wie Dreiecke, Vierecke, Kreise oder Rauten erinnert zudem an die geometrische Ornamentik primitiver Kunst.

Während ihre in Riehen präsentierten Zeichnungen über mehrere Monate entstehen und an sphärische, malerisch interpretierte planetarische Körper erinnern, zeugen die handgeformten, mit Ockerfarben bemalten, leicht eingedellten Tongefäßen von mehr Spontaneität. Sie erkunden das Verhältnis von Form, Farbe und Inhalt beziehungsweise die Grenzen zwischen Malerei und Skulptur, zwischen Kunst und Design.

Viktor Korol Viktor Korol aus Basel widmet sich der Malerei. Die Frage nach dem Wesen des Bildes sind seine essentiellen Ansätze. Die Malgründe seiner Bilder bestehen aus unkonventionellen, improvisiert wirkenden Materialien, wie gebrauchte Baumwolltücher, Bauplanen, Stofffetzen und allerlei Papier, die verschiedentlich überarbeitet werden. Was übrig bleibt sind Spuren des Geschehenen beziehungsweise die oft mittels Hitze zugefügten Risse und Öffnungen, die als zeichnerische Zeichen zu kompositorischen Elementen mutieren – ein Spiel mit Absicht und Zufall.

Zeichen einer Blessur oder einer Öffnung zeigt auch das in monochromen Rot gehaltene Bild mit dem Schattenfugenrahmen, das Viktor Korol für die Ausstellung im Kunst Raum Riehen schuf. Seine Skulptur mit Aquarium und Tigerlotuspflanze auf grauem Sockel nimmt schließlich Bezug auf Monets Seerosenbild in der benachbarten Fondation Beyeler und dem Seerosenteich im Berowerpark. Karim Noureldin Für Karim Noureldin bedeutet Architektur gleichsam Grundlage seines Schaffens, das durch rauminstallative Interventionen zur Erweiterung des Zeichnungsbegriffs beiträgt.

Für die Präsentation seiner Arbeiten im Kunst Raum Riehen hat er ein Wandfarbkonzept erarbeitet. Zwei großformatige Farbstiftzeichnungen (Play, 2015) zeigen abstrakte, schraffurenähnliche Strukturen und Bildkompositionen, beziehungsweise flache, monochrome, im Bildraum schwebende, nach allen Richtungen strebende Farbformen, zwischen Fläche und Raum, Farbigkeit und Ornamentik oszillierend.

Das textile Bodenobjekt (Dhurrie, 2016), ist Handwerk und Kunstwerk, zwischen Kunst und Design. Yves Scherer Der 1987 in New York und Berlin lebende Künstler Yves Scherer gehört der Generation der „Digital Natives“ an. Seine künstlerische Praxis gilt als ein starker Beweis für „Post-Internet Art“.

„Johnny & Kate“ (2015), eine Skulptur, nach einem Foto (1994) der berühmten amerikanischen Fotografin Annie Leibovitz realisiert, zeigt das britische Kult-Modell Kate Moss und den amerikanischen Schauspieler Johnny Depp. Sie ist Teil von Scherers laufenden Untersuchungen zum Paar als soziale Struktur und zeigt Johnny Depp auf dem Bauch der Modell-Ikone liegend, ihren nackten Körper bedeckend und beschützend. Kate Moss und Johnny Depp werden hier zu einer Einheit, zu einer Persona (Modell aus dem Bereich Mensch-Computer-Interaktion) fusioniert, in welcher sie ein skulpturales Formspiel eingehen, das an ein Kruzifix erinnert. Auf hohem Sockel, altarmäßig präsentiert, bietet sich das Paar der Öffentlichkeit an.

  bis 6. November, Öffnungszeiten: Mi bis Fr, 13 bis 18 Uhr, Sa / So, 11 bis 18 Uhr

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading