Basel (sda). Aus Kostengründen scheuen sich kleine Brauereien oft davor, alkoholfreies Bier selber herzustellen. Eine von der Hochschule für Life-Sciences (HLS) der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in Muttenz entwickelte Kleinanlage soll jetzt Abhilfe schaffen. Die Anlage stellt mittels feiner Membranfilter alkoholfreies Bier mit beinahe jeder beliebigen Restalkoholkonzentration her. Eine Eigenerfindung ist das Verfahren nicht, wie Wolfgang Riedl, der Leiter des Verfahrenstechnikzentrums der HLS sagt. Neu sei, dass die Anlage auf kleinstem Raum Platz finde und vollautomatisch laufe. Das Bier wird bei Lagertemperatur nach dem Brauvorgang entalkoholisiert. Nachdem der gewünschte Endalkoholgehalt eingestellt ist, filtert die Anlage ein bis zwei Hektoliter pro Stunde. Laut Riedl soll die Technik das Aroma schonen. Entstanden sei die Idee zur Entwicklung der Anlage, weil an der Hochschule einmal pro Jahr mit Studenten Bier gebraut wird, sagt Riedl: „Vor sechs Jahren habe ich mir überlegt, wie diese Tradition mittels neustem Wissen mit dem Hochschulbetrieb in Einklang gebracht werden kann.“ Auf einer internationalen Fachmesse für Bierbrauen kam der Dozent mit einer Kirchberger Firma ins Gespräch, die für eine Brauerei in der Schweiz bereits eine Anlage zur Herstellung von alkoholfreiem Bier gebaut hatte. Sie erteilte der HLS in der Folge den Auftrag, die Technik der Anlage zu verfeinern. Kleinanlage kann Alkoholgehalt deutlich reduzieren Entwickelt wurde die Kleinanlage während eines Jahres von zwei Mitarbeitern der HLS in Zusammenarbeit mit Industriebetrieben sowie Studenten. Mit drei Graduierungsarbeiten wurde das Projekt wissenschaftlich begleitet. Fünf verschiedene Kleinbrauereien haben den Prototyp der Anlage in den vergangenen Monaten getestet. „Die bisherigen Rückmeldungen von Brauern sind durchweg positiv“, freut sich Riedl. Gegenüber herkömmlichen Produktionsanlagen für alkoholfreies Bier sei die Entwicklung der HLS für Betriebe zudem erschwinglicher. Anstatt mit einem Millionenbetrag rechnet Riedl für die Grundausstattung mit Kosten von nur einigen zehntausend Franken. Die Chance, dass die Anlage bald fest in einer Brauerei eingebaut wird, sei groß, meint Riedl. Erste Angebote an Brauereien sind laut Riedl bereits gemacht worden. Die Vermarktung würden jedoch die Industriepartner übernehmen, da sie nicht Aufgabe einer Hochschule sei. Einen weiteren Markt sieht der Dozent in der „Craft-Bier“-Szene, die mit Inhaltsstoffen und Aromen spielt. Deren Biere hätten jeweils einen sehr hohen Alkoholgehalt. Die Anlage mache es möglich, den Alkoholgehalt von zehn bis zwölf Prozent auf den eines „normalen Bieres“ von vier bis fünf Prozent zu bringen, ohne dabei das Aroma zu verlieren. Die HLS will ihre Entwicklung zudem im derzeit entstehenden Campus-Neubau der FHNW in Muttenz installieren.