Traditionsgeschäfte verlassen die Freie Straße, weil sie sich angesichts hoher Mietpreise nicht mehr rentieren. Selbst internationale Modeketten sind vom Ladensterben in Basel betroffen. Von Dominik Vorhölter Basel. Mit dem Musikgeschäft Hug verlässt ein weiteres Traditionsgeschäft die Freie Straße in der Basler Innenstadt. Bereits vor drei Jahren musste das Einrichtungsgeschäft „Fügistaller“ nach 163 Jahren schließen, ein Jahr später verließ nach 148 Jahren der Sporthandel „Sport Kost“ die Fußgängerzone. Im vergangenen Jahr zogen die Schuhgeschäfte „Botty“ und „Deis“ aus der benachbarten Gerbergasse aus. Auch die große Modekette Benetton schloss ihre Filiale in der Freien Straße. Der 1807 gegründete Musikhandel will sein Verkaufslokal in Basel aufgeben, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht. Nur noch die Pianoserviceleistungen sollen bestehen bleiben. Obwohl das Unternehmen noch ein Ladenlokal an einem der attraktivsten Standorte in Basel besitzt, hat es nach eigenen Angaben mit einem schwierigen Marktumfeld zu kämpfen, denn das Konsumverhalten für Musik hat sich verändert. Die immer stärker werdende Konkurrenz des Online-Handels schwächten das Geschäft, heißt es weiter. Doch die technischen Veränderungen und die Konkurrenz sind nicht der einzige Grund für das Ladensterben in Basel. „Einerseits spielt das veränderte Konsumverhalten sowie die Euroschwäche eine wichtige Rolle. Andererseits haben die Innenstadtgeschäfte aber auch Wettbewerbsnachteile bei ihrer Erreichbarkeit“, erläuterte Gabriel Barell, Direktor des Gewerbeverbands Basel-Stadt im Gespräch mit unserer Zeitung. In einem Beschluss vom August 2014 hatte die Regierung alle Einkaufsbereiche der Altstadt als Fußgängerzone deklariert. Zudem hatte die Stadt vor drei Jahren damit begonnen, Gratisparkplätze aus der Stadt zu entfernen. Allerdings seien laut Barell besonders in der oberen Freien Straße auch die Mietpreise sehr hoch: „Das ist umgekehrt ein Zeichen für die Attraktivität Basels.“ Dies bestätigte Michel Molinari, Präsident des Schweizer Immobilienverbandes. Er kann keine genauen Zahlen nennen, aber schätzte, dass Ladenlokale in der Freien Straße einen Kaltmietzins zwischen 1000 bis 2500 Franken pro Quadratmeter zahlen. „Es kommt darauf an, wie groß die Geschäfte sind. In der Regel zahlen kleine Läden einen höheren Mietpreis“, erläuterte Molinari. Auch die Preisdifferenz bei Produkten, die auch in Deutschland erhältlich sind, habe laut Barell zugenommen. Somit kämpfen die Händler nicht nur mit hohen Mietpreisen, sondern auch um Kunden, die verstärkt in Deutschland einkaufen. Eine Rolle spiele dabei die Tramverlängerung der Linie 8 nach Weil am Rhein, erklärte Barell. „Tendenziell sind mehr Einzelgeschäfte vom Ladensterben betroffen, da diese weniger Kapital im Rücken haben. Vor allem an Standorten mit hohen Mietpreisen“, weiß Barell. Er betrachtet die derzeitige Entwicklung aber nicht als Nachteil für Basel, denn viele Geschäfte wechseln einfach nur ihren Standort und ermöglichen die Entwicklungen weniger zentraler Orte, wie die Feldbergstraße oder der Spalenberg.