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Basel Unerbittlich wie ein Terrier

Die Oberbadische
Stellte seinen neuen „Hunkeler“-Krimi vor: Hansjörg Schneider, hier im Gartencafé beim Volkshaus Basel. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

„Hunkelers Geheimnis“: Hansjörg Schneider stellte im Volkshaus seinen neuesten Krimi vor

Von Jürgen Scharf

Basel. Diese Geschichte wollte er erzählen. Wie sich die Flüchtlingspolitik in Basel im Zweiten Weltkrieg auswirkte. Warum die Flüchtlinge nicht über die Grenze nach Lörrach-Stetten zurückgeschickt wurden. Und heute? Wo die Medien voll mit der Flüchtlingsproblematik sind? Heute sei es eine verrückte Welt geworden, meint Hansjörg Schneider. Seinen neuen Hunkeler-Krimi, den neunten, mit dem Titel „Hunkelers Geheimnis“, hat er nicht über das Heute geschrieben; der bekannte Autor blickt vielmehr auf eine schwierige Situation in der Geschichte zurück.

Warum noch ein Hunkeler? Beim vorigen meinte er doch, es könnte der letzte gewesen sein. Ganz einfach: Hansjörg Schneider hatte jetzt Lust auf einen Hunkeler. Die Initialzündung ist klar: Hunkeler ist pensioniert, fühlt sich alt und nutzlos, ist deprimiert. Und Schneider hatte schon immer vor, Geschichten aus dem Zweiten Weltkrieg in die Gegenwart zu holen. Da fiel ihm ein Buch in die Hände: Lukrezia Seilers „Fast täglich kamen Flüchtlinge“ mit Interviews von Zeitzeugen aus Riehen und Bettingen. Das hat Hansjörg Schneider den letzten „Kick“ gegeben, das Flüchtlingsthema aufzugreifen.

Aber eigentlich fängt dieser neunte Fall ganz anders an. Schneider las bei der Buchvernissage im Volkshaus Basel, einer Veranstaltung des Literaturhauses, etwas knorzig den Beginn dieses neuen Hunkeler-Krimis. Und da ist Hunkeler erst mal recht desolat. Der bekannte Kommissär (mit ä, das ist ganz wichtig!) wacht aus der Narkose im Spitalbett auf. Er ist operiert worden, hat einen Katheder, ist aber schmerzlos, sieht sich als ein „armes Schwein“. Er hat einen Bettnachbarn, einen prominenten Banker, der im Krankenhaus unter merkwürdigen Umständen stirbt. Peter Hunkeler behält das aber erst mal für sich. Eben „Hunkelers Geheimnis“.

Es wird noch mehr Tote geben, der Banker ist nur der erste. Geht es um die Schweizer Bankenwelt, die weltweit unter Druck steht, oder andere dunkle Machenschaften in der Eidgenossenschaft? Der Ruheständler Hunkeler wird der Sache auf den Grund gehen und ermittelt auch nach seiner Pensionierung. Sein Schöpfer hat ihm wieder Arbeit verschafft. Es ist eine jener typischen Hunkeler-Geschichten, reich an Atmosphäre und Details, mit ernsten, lieblichen, poetischen und witzigen Seiten, den bekannten wunderbaren Landschaftsbeschreibungen des Elsass (wo Schneider mal im Sundgau gelebt hat, während er jetzt den Schwarzwald vorzieht), menschlich, sympathisch wie immer.

Im Gespräch mit Moderator Peter Burri – man kennt sich schon viele Jahrzehnte – geht es aber vor allem um die Flüchtlingsproblematik und die Bankenkrise der Schweiz mit den USA. Die eigentliche Kriminalhandlung kam etwas zu kurz. Aber das kann man ja selber nachlesen, denn Autor und Moderator wollten nicht zu viel verraten. Aber eines kann man schon ausplaudern: Hunkeler ist immer noch der Alte. Der Basler Kommissär, der so schön „Herrgottsack“ sagen kann, ist einer mit der „zähen Unerbittlichkeit eines Terriers“, der sich im Elsass Leberpastete kauft, aufs Brot schmiert und, Hunkeler-Leser werden sich erfreut erinnern, wie immer die Ausfahrt bei Hegenheim nimmt.

Diese Art von Hunkeler-Geschichten sind gut gemacht. Blut spritzt darin nicht, Hunkelers sind keine Krimis, sondern Schneider-Bücher, konnte man mal lesen. Denn es gibt auch noch einen anderen Hansjörg Schneider, den Autor, der von Tagebüchern ausgeht und auch mal gern eine Autobiografie geschrieben hätte, ähnlich wie Urs Widmer, aber das ist bis jetzt nicht gegangen: „Ich hab’ die Sprache nicht“. Dabei hätte er doch sehr viel zu erzählen. Und so gibt er nun halt dem Hunkeler seine Erinnerungen.

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