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Basel Viel Arbeit mit den Vierbeinern

Die Oberbadische

Ein tierischer Blick auf zehn Jahre Basel Tattoo / Versorgung von Kühen & Co. und Einbindung in die Shows

Von Marco Fraune

Basel. Ein „artgerechtes Hotel“ für Kühe zu finden, ist in einer Stadt wie Basel gar nicht so einfach. „Und dann wurde auch noch ich als Städter mit der Sache beauftragt“, erinnert sich Christoph Seibert an den besonderen Auftrag. Das Schmunzeln auf den Lippen zeugt davon, dass er vor fünf Jahren die Herausforderung erfolgreich gemeistert hat. Doch nicht nur Kühe, sondern auch Pferde und Hunde mussten in den vergangenen zehn Jahren bei Basel-Tattoo-Shows ihr Bestes geben – und die Organisatoren bei der Unterbringung der Tiere ebenfalls.

Der Alpauf- und -abzug mit „Les Amaillis – Ranz des Vaches“ aus dem Kanton Freiburg bot 16 geschmückte Kühe und zahlreiche Sennen in der Arena auf dem Kasernenareal. Schweizer Bräuche zwischen den Dudelsackklängen standen also bei der fünften Tattoo-Auflage an. Da das Freiburger Fleckvieh mit den Menschen auftreten, jedoch schlecht mit ihnen unter einem Dach schlafen konnte, musste sich Seibert etwas einfallen lassen. Es wurden Stallungen im Schatten des Messeturms gebaut.

Zur artgerechten Unterkunft gehört aber nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern vor allem der passende Untergrund. Auf dem Messe-Areal im Herzen der Stadt wurden also die Holzunterlagen mit Kunststoff und Troge gebaut. Stroh, Heu und Pellets standen hier auf dem Speiseplan. „Wir mussten die Richtlinien einhalten,“ erklärt Seibert, der sich in seinem operativen Geschäft ansonsten eher um andere Dinge kümmern muss.

Im Jahr 2010 ging es hingegen zudem darum, Basels Straßen sauber zu halten. Schließlich führte die Tour mit den Tieren von den Stallungen am Messeplatz bis zum Auftritt auf dem Kasernenareal nicht über Wiesen sondern über Asphalt. Anfänglich wurde der kleine Umzug sogar von der Polizei begleitet, doch nachdem der Ablauf eingespielt war, zogen sich die Ordnungshüter zurück, um wieder klassisch städtische Problemfeldern zu beackern. Die Tattoo-Helfer waren hingegen auch damit beschäftigt, angesichts heißer Temperaturen für die passende Abkühlung der Kühe zu sorgen.

„Das Tempo ist anders“, betrachtet Produktions-Managerin Carol Jones den Einsatz des Freiburger Fleckviehs von einer anderen Warte. Sind die Tiere da, müssen sie schließlich möglicht ohne Zwischenstopp durch die Arena und danach zurück zu ihren Stallungen geführt werden. „Wir können die nicht einfach stehen lassen. Die sind immer etwas unberechenbar.“

Zuverlässig ist hingegen, dass Kühe Milch geben. Von der Idee, daraus einen Tattoo-Käse zu machen, hatte sich Seibert aber schnell verabschiedet. „Der Aufwand wäre zu groß gewesen.“ Die 30 Liter pro Tag und Tier sind vielmehr in einen Kühlcontainer gelangt, der jeden zweiten Tag geleert wurde. Für die Helfer blieb aber auch etwas übrig. „Wir haben etliche Male Milch getrunken.“ Und die Hinterlassenschaften wurden auf den Straßen und der Arena mit Kehrmaschinen entsorgt. Jones hatte dazu extra einen kleinen Programmpunkt in die Show eingearbeitet. „Kinder erzählten, dass sie das am Besten an der Show fanden“, hat die Produktions-Managerin aus der Not eine Tugend gemacht.

Vertrauter ist für die Tattoo-Verantwortlichen mittlerweile hingegen die Einbindung von Pferden. Erstmals kamen rund 30 davon im Jahr 2009 bei der französischen Jagdgesellschaft „Rallye Tempête“ zum Einsatz, vier Jahre später noch einmal weitere. Im Jahr 2013 waren es sogar zwei Formationen – die berittene Leibwache des englischen Königshauses und die königliche Garde der Carabinieri aus Italien. „Hier gab es die Vorgabe, die Pferde getrennt zu halten“, erzählt Seibert. Festgestellt hat er seinerzeit zudem, dass es große kulturelle Unterschiede beim Umgang mit den Tieren gab. Die Briten hatten diese als „Heiligtum“ angesehen und auch einen Major in den Reihen, während die Italiener die Pferden eher als „Mittel zum Zweck“ betrachteten.

Beim großen gemeinsamen Aufmarsch galt es außerdem, die Tiere auf Distanz zueinander zu halten. Von der Idee, die italienischen und französischen Pferde abwechselnd zu positionieren, musste sich Jones verabschieden. „Es galt, die Tiere auch so zu platzieren, dass sie ruhig sind und werden.“

Die Tiere können natürlich auch krank werden, erinnert Jones an ein englisches Pferd, das noch länger bei den Eidgenossen bleiben musste. Eine Pferdepension auf einem Bauernhof pflegte es dann sechs Wochen lang gesund. Für den Zoll mussten bei der Heimreise spezielle Berichte gefertigt werden. Seibert: „Doch wir stehen in engem Kontakt mit den Behörden.“ Jedes Pferd muss schließlich einen Reisepass haben. Für den Ritt in der Basler Arena galt es zudem, Alu-Hufeisen in Form zu bringen. Der englische Hufschmied hatte damit alle Hände voll zu tun. „Auf dem Asphalt Figuren zu laufen, ist oft sehr schwierig“, erkennt Seibert mittlerweile auch die Bodenbeschaffenheit als Problemfeld.

Für die Darstellung von Jagdszenen gab es im Jahr 2009 aber auch reichlich Hundegebell in der Arena. Eingebunden war dies im Auftritt von „Rallye Tempête“ aus Frankreich, die sich für gewöhnlich beritten in den Wäldern südlich von Paris auf Rehjagd begibt, um den Bestand zu regulieren. Ein Pfiff, und wie Ameisen, die einen gleichen Weg beschreiten, gingen die Vierbeiner ihren Weg. „Der Umgang mit den Hunden war einfach, da sie in der Pferdesportanlage im Schänzle untergebracht waren“, blickt Seibert entspannt zurück.

Die Hunde mussten sich jedoch an die Arena gewöhnen. Um 7 Uhr am Morgen ging es daher zum Schnüffeln auf das Kasernenareal. „Die Hunde waren begeistert“, weiß Jones. Die Helfer mussten hingegen alle Ausgänge blockieren, damit die Tiere nicht abhauten.

Und welche Tierart wollen sich die beiden Tattoo-Mitarbeiter eigentlich in den nächsten Jahren gerne mal kümmern? Für Seibert wären es die Kamele oder Elefanten. „Wenn Elefanten kommen würden, dann müssten wir Experten anfragen“, erkennt Jones in der Frage sofort die Herausforderungen. Ihr wären Kamele zudem lieber – und schränkt ein: „Wir sind hier kein Zirkus, sondern es muss zur Show passen. Und es muss eine Verbindung und eine Geschichte haben.“ Insgesamt sei der Einsatz von Tieren aber ein spezielles Element. „Natürlich ist es zusätzliche Arbeit, aber wir bewältigen die Aufgabe“, versichert Seibert.

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