Basel Volkssport mit Identitätswert

Die Oberbadische
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Sportmuseum: Sonderausstellung zur Schweizer Skigeschichte

Den Mythos der Ski-Nation nimmt das Sportmuseum Schweiz in Münchenstein unter die Lupe: Die Sonderausstellung „Pistengeschichten“ zeigt den Weg vom importierten nordisch geprägten Wintersport zum kommerziellen Massenvergnügen mit Identitätswert. Seit Samstag ist die Ausstellung eröffnet, sie dauert bis 30. April.

Basel (sda/sat). Anhand ausgewählter Fotografien, Dokumente, Medaillen und vielen weiteren Ski-Objekten aus der Sammlung, geht das Sportmuseum Schweiz der Geschichte eines ausländischen Imports nach, der in der Schweiz mit offenen Armen aufgenommen und zu einem identitätsstiftenden Volkssport weiterentwickelt wurde. „Zum Beispiel kann man anhand von drei Skihelmen die Weiterentwicklung der technischen Ausrüstung sehen“, sagt Co-Museumsleiter Hans-Dieter Gerber im Gespräch mit unserer Zeitung. Gerber verweist auf die reichlich illustrierte Broschüre, die begleitend zur Ausstellung erschienen ist und der Entwicklung des Skisports in der Schweiz nachgeht.

Die ersten Pioniere des Schweizer Skisports waren Engländer sowie Sportler, die beeinflusst waren von den großen Abenteurern des Skisports, etwa vom Norweger Fridtjof Nansen, der Grönland auf Skiern durchquerte. Damit trug er Ende des 19. Jahrhunderts maßgeblich zur Verbreitung des Skisports bei.

Schweizer Skiverband 1904 gegründet

Die Schweizer entdeckten diese importierte kulturelle Praxis schon bald für sich und interpretierten sie neu: Christof Iselin gründete 1893 den Skiclub Glarus und war 1904 an der Gründung des Schweizerischen Skiverbands, einer der ersten Skiverbände in Europa, beteiligt. Die ersten Skirennen um die Jahrhundertwende bestanden in der Regel aus Langlauf und Skisprung. Erst Anfang der 1920er Jahre fand das erste wirkliche Abfahrtsrennen statt, das auf Anregung des Engländers Arnold Lunn veranstaltet wurde.

Damit hatte die Geburtsstunde des alpinen Skisports geschlagen. Die ersten Weltmeisterschaften im Slalom und in der Abfahrt wurden 1931 unter der Schirmherrschaft des 1924 gegründeten Internationalen Skiverbands (FIS) ausgetragen. Zur gleichen Zeit wurden in verschiedenen Wintersportorten speziell für Skisportler die ersten Seilbahnen gebaut. Eine Innovation bot Davos 1934 mit dem Bau und der Inbetriebnahme des ersten Skilifts.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich der Skisport zum Volks- und Massensport. Seit den 1950er Jahren wurde die Wintersaison mehr und mehr zur Hauptsaison, das Skifahren wurde zum Wintersport schlechthin und damit in vielen Tälern zur wichtigsten Einnahmequelle. Anfang der 1980er Jahre betrat mit Erika Hess, Pirmin Zurbriggen, Peter Müller und Michela Figini eine neue Generation exzellenter Skifahrer die Bühne. Sie triumphierten 1987 bei den Weltmeisterschaften in Crans-Montana mit acht von zehn möglichen Goldmedaillen.

Popularität wuchs durch verbesserte Ausrüstung

In dieser Zeit legten die Skiproduzenten eine hohe Kreativität an den Tag, um die Skier durch die Verwendung innovativer Materialien leichter und biegsamer zu machen. Das Skifahren wurde im Laufe der Jahre durch die verbesserte Ausrüstung einfacher und noch populärer.

Nachdem der Schweizer Skisport 1987 die Weltspitze erklommen hatte, konnte er nicht mehr in gleichem Maße an diese Erfolge anknüpfen. Dennoch trugen weiterhin zahlreiche Skiläufer, darunter Chantal Bournissen, Vreni Schneider, Didier Defago, Didier Cuche oder Lara Gut, dazu bei, die Titelsammlung der Schweizer zu bereichern. Seither setzte im Skisport mit der Einführung der Kurzski, neuen Wettbewerbsformen und dem Carving so etwas wie eine zweite technische Revolution ein – auch wenn diese vielleicht weniger einschneidend sein mag, als jene, die der Skisport zwischen den beiden Weltkriegen erlebte.

Doch auch wenn die Schweizer Erfolge im Skisport spärlicher geworden sind, ist das Skifahren nach wie vor der beliebteste Wintersport der Schweizer Bevölkerung – für viele ist es sogar der Nationalsport schlechthin. Diesen Aspekt will das Sportmuseum Schweiz den Ausstellungsbesuchern zum Gedankenaustausch mit auf den Weg geben. „Wir definieren den Skisport nicht als Schweizer Nationalsport, aber zeigen auf, was der begriff Nationalsport überhaupt bedeutet“, sagt Gerber, der selbst nicht glaubt, dass die Schweizer Skination „bröckelt“. Denn: Umfragen zu den sportlichen Aktivitäten der Schweizer belegen Jahr für Jahr, dass das Interesse am alpinen Skisport in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts immer noch ebenso groß war wie das am Fußball oder am Tennis.

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