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Basel Vom Amphitheater ins Stadtcasino

Die Oberbadische

Kammerorchester Basel verlegt Mendelssohns „Sommernachtstraum“ / Robson spricht Shakespeare very british im Original

Von Jürgen Scharf

Basel. Wie schön wäre es gewesen: die Wiesen, der Sonnenuntergang, Vogelgezwitscher, der Wind, der in den Blättern rauscht, das Römertheater in Augst. Ein akustisches Zusammenspiel von Natur und komponierten Klängen. Dazu Mendelssohns populärer „Sommernachtstraum“. Doch zur Natur gehört nun einmal auch das Wetter, und das spielte nicht mit und machte dem Kammerorchester Basel einen Strich durch die Freiluftpläne zweier Abende „Königin liebt Esel“.

Auch bei Shakespeare wollen die Menschen bestimmen und so wird alles auf den Kopf gestellt. Somit wurde aus dem halbszenisch inszenierten Open-Air-„Midsummer Night’s Dream“ eine konzertante Inszenierung, eine Saalfassung im Stadtcasino Basel - immerhin im Trockenen und in besserer Akustik als in dem die Klänge verwehenden Amphitheater.

Trevor Pinnock hat die Bühnenmusik zum viel gespielten „Sommernachtstraum“ anstelle der üblichen Konzertsuite gewählt, verbunden mit dem Schauspieltext. Mit sprechenden Händen, präzisen Einsätzen, leichtfüßig und behände dirigierend, spürt Pinnock, einer der Pioniere der englischen Originalklangszene, der Leichtigkeit des Sommers, den Schattenseiten des Waldes, dem dunklen Reiz der Nacht und den Traumwelten nach. Und zaubert eine wunderbare Schauspielmusik mit viel Atmosphäre auch in den Saal.

Die bekannte Ouvertüre wird mit humorvoll plastisch imitierten Iah!-Eselsrufen zelebriert. Pinnock lässt die Musik von dem spieltechnisch exzellenten Kammerorchester Basel (mit vorzüglichen Bläsern!) mal spinnwebfein erklingen (Feenspukszenen, Elfenreigen, Zaubermusik), handfest beim Rüpeltanz, festlich-pompös beim Hochzeitsmarsch. Ganz britische Distinktion, Diskretion und feiner englischer Humor, dieser Gastdirigent. Was ihn wiederum mit dem Sprecher, dem Engländer Christopher Robson, verbindet. Ein gutes Tandem, die beiden. Robson zeigt bei Mendelssohn, dass er sowohl Countertenor als auch Charakterdarsteller ist. Nach einer deutschen Einführung spricht er Shakespeare very british auf Englisch im Original. Um Musikalität, Schönheit und Poesie des Shakespeareschen Sprachklangs zu erhalten. Natürlich müssen 95 Prozent der Handlung gekürzt werden, aber es ist immer noch genug Magie des romantischen Märchenspuks übrig, die der aufs Sprecherfach spezialisierte Robson theatralisch ausleben kann. Die Geschichte ist aber auch zu komisch, spielt in Athen, wo alles schief läuft - nichts Neues!

Sehr passend zu Mendelssohns Sommernachtstraum war die zuvor von Pinnock selber eingerichtete Suite mit Instrumental- und Vokalstücken aus Purcells Shakespeare-Oper „The Fairy Queen“. Der stehend vom Cembalo aus dirigierende Pinnock zeigt, warum dieses Maskenspiel der Inbegriff königlich britischer Musik ist. Er achtet auf die historischen Aufführungsdetails und so klingt diese Musik für das Theater tänzerisch, prächtig, vital.

Schon hier kamen die beiden Solistinnen dazu, die Sopranistin Lauryna Bendziunaite und die Mezzosopranistin Ursula Eittinger (mit hochvirtuosen Arien) sowie vier Sängerinnen der Basler Madrigalisten, die vokal einen schönen Bühnen-Purcell gestalten und später einen zauberhaften Elfenchor bilden. Die weißen Kleider, Blütenkränze und Blumensträuße der Sängerinnen und Musikerinnen waren wohl von der szenischen Einrichtung des Basler Regisseurs Björn Jensen für Augusta Raurica übrig. Aber auch in den Konzertsaal brachte dies eine Anmutung von Feenwelt.

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