Basel Wer nichts verkauft, ist nichts

Die Oberbadische
Konkurrenzkampf im Büro: Kristina Nel als Büroleiterin und Simon Grossenbacher als Makler. Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

„Hanglage Meerblick“ bei der Förnbacher Theater Company

Von Jürgen Scharf

Basel. Nicht um „Underdogs“ geht es, sondern um Top Dogs, um Top-Immobilienmakler, die im Zuge von Umstrukturierung stark unter Erfolgsdruck stehen. Wer nichts verkauft, der ist auch nichts, sagt einer der Makler in David Mamets Schauspiel „Hanglage Meerblick“. Das Stück des US-Dramatikers und Drehbuchautors, das mit einem Pulitzer-Preis bedacht wurde, hat Helmut Förnbacher für seine Theater Company im Badischen Bahnhof inszeniert.

Förnbacher hat nicht nur einen Hang für das amerikanische Theater der Gegenwart und für als Theaterstoff adaptierte Filme – er hat auch schon öfter Wirtschaftsdramen auf die Bühne gebracht.

„Hanglage Meerblick“ ist die amerikanische Variante der Sozialsatire „Top Dogs“ des Schweizer Autors Urs Widmer. Geht es dort um Top-Manager, die entlassen werden und nach einem neuen Job suchen, sind es bei Mamet Makler, die um ihren Job fürchten. Wer verkauft, landet auf der Liste ganz oben, wer scheitert, fliegt raus. Die perfiden Mechanismen der Marktwirtschaft funktionieren nach der bekannten Spruchweisheit: Der Mensch ist des Menschen Wolf.

Vier Makler kämpfen mit harten Bandagen und allen Tricks um ihren Stellenwert und ihren Platz in der Firma, wobei ihnen die Bürochefin in die Quere kommt (bei Förnbacher ist es eine Frau, bei Mamet ist es noch ein reines Männerstück).

Es geht um Abschlüsse, Manipulation und Erpressung und darum, wie man gutgläubigen Kunden Schrott-Immobilien und wertloses Land andreht. Einer davon ist James Lingk (Dieter Mainka), der im chinesischen Restaurant über den Tisch gezogen wird und blauäugig einen Vertrag unterschreibt.

Die Makler streiten sich um die Filetstücke und die besten Adressen, die bei einem Einbruch gestohlen werden. In diesen Szenen mit spannenden, unvorhersehbaren Wendungen geht das Drama in Richtung Wirtschaftskrimi.

„Hanglage Meerblick“ ist ein Ensemblestück, jeder Darsteller zeichnet differenziert die Charaktere. Da braucht es von der Regie (Helmut Förnbacher) keine bemühte Aktualisierung, das Thema ist so oder so aktuell. Das Männerensemble der Company bringt diese einzelnen Vertreter-Schicksale gut rüber. Ganz besonders gelingt dies dem glatzköpfigen Simon Grossenbacher als kaltschnäuzig, fies und skrupellos mit zynischer Überredungskunst begabtem Star-Makler, der machohaft breitbeinig am Bar-Tresen von seinen Erfolgen prahlt.

Lothar Hohmann spielt die einstige Verkaufskanone (genannt „Die Maschine“), die auf dem absteigenden Ast ist, Percy von Tomei den Drahtzieher des Einbruchs, der die Top-Adressen an die Konkurrenz verkauft. Helmut Förnbacher kann in der Rolle eines verdienten älteren Maklers Charakterzüge des Willy Loman aus Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ nicht verleugnen. Cool und taff gibt Kristina Nel die clevere Businessfrau als „aalglatte Büroschlange“.

Während im Original jedes zweite Wort „Fuck“ ist, verzichtet Förnbacher auf solche Vulgärausdrücke und hat seine Fassung sprachlich abgemildert, legt aber im zweiten Teil dafür dramatisch ordentlich zu. u  Weitere Vorstellungen: heute, Freitag (B-Premiere), 28. Januar, 6. Februar, jeweils 20 Uhr, 8. Februar, 18 Uhr

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