Experten sind sich einig: Wo der Käfer auftaucht, hilft nur der Kahlschlag. Der Schädling befällt kerngesunde Laubbäume und legt seine Eier unter der Borke ab. Die geschlüpfte Larve frisst sich durch den Stamm, die Säfte können nicht mehr richtig fließen. Der fertig entwickelte Käfer fliegt nach 20 Monaten durch ein kreisrundes Ausbohrloch aus. In den Hohlräumen, die der Käfer hinterlässt, können dann auch Pilze wachsen, die den Baum weiter schädigen. Nach drei bis vier Jahren geht er zugrunde.
Ahorn und Pappel sind zwar die Lieblingsbäume des Käfers. Grundsätzlich macht er aber vor keinem Laubbaum halt. Auch nicht vor Obstbäumen. Am ehesten ignoriert er noch Eiche und Nussbaum. Besonders hartnäckig ist der Schädling wegen seiner Anpassungsfähigkeit. „Er ist ein richtiger Überlebenskünstler und hat bereits eine Unterart gebildet“, berichtet Nina Pfarr über die Käfer in der Schweiz.
Das bestätigt Matthias von Wuthenau, Fachreferent für Pflanzengesundheit am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg in Karlsruhe: „Das Gefährliche an diesem Käfer ist, dass er in unserem Klima gut überleben und sich fortpflanzen kann. Außerdem sind die meisten Laubbäume für ihn als Wirtspflanze geeignet. Daher hat er ein großes Ausbreitungspotenzial.“ Andererseits seien die Käfer recht standorttreu und legten ihre Eier gerne in den gleichen Bäumen ab, aus denen sie geschlüpft sind: So ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit in der Regel nicht sehr groß.“ Eine schnelle Verbreitung durch eine Verschleppung mit befallenem Holz sei dennoch möglich. Wuthenau sieht aber gute Chancen, einen Befall zu tilgen, wenn er rechtzeitig entdeckt wird.
Pflanzenschutzmittel, die gegen die kurzlebigen erwachsenen Käfer wirken, seien kaum für den öffentlichen Bereich zugelassen, sagt Wuthenau. Die Larven des Käfers könnten mehrere Jahre geschützt im Baumstamm leben. Die Injektion von Pflanzenschutzmitteln in den Stamm sei nicht immer effektiv und teuer. Deshalb sei es am sichersten, befallene Bäume zu fällen und zu entsorgen. In Amerika und Bayern werden auch Pheromonfallen eingesetzt. Doch auch die haben sich nicht bewährt: „Man hat genau null Käfer gefunden“, sagt Nina Pfarr.
Fachleute sind deshalb überzeugt, dass sich der Käfer – wie in den USA – in vielen Gebieten Europas ausbreiten wird, wenn er nicht gestoppt werden kann. Dazu bräuchte es zwar Jahrzehnte. Vielleicht, so die Hoffnung, würden sich irgendwann aber auch natürliche Gegenspieler finden. Dies ist offenbar in China der Fall, wo das Insekt wohl nur noch in Pappel-Monokulturen ein größeres Problem darstellt.
Darauf verlassen wollen sich die Behörden nicht. Am besten bewährt zur Abwehr haben sich Finja und Emily und ihre Artgenossen. Kein Wunder: Ihr Riechzentrum ist 40-mal größer als das des Menschen. Gerüche erkennen sie tausendfach besser als Menschen. Innerhalb von Sekunden orten sie ihr Suchobjekt – Käfer, Larven, Puppen, Zersetzungsprozesse, Kot und Speichel des Anoplophora. Im Einsatz beweisen sie Mut: Sie klettern in Container und werden per Hubsteiger oder mit Seiltechnik in die Baumkronen gehoben. Damit sie in Übung bleiben, versteckt Pfarr immer mal wieder einen mit dem Duft des Käfers präparierten Köder. Dann kratzen die Hunde mit den Pfoten – und warten auf ein Leckerli.
Für Nina Pfarr sind die Einsätze ebenfalls harte Arbeit: Sie muss Witterung und Windrichtung im Auge behalten und ihre Hunde „lesen“. Nach drei Arbeitstagen ist erst einmal Pause: „Dann gönnen wir uns einen oder zwei freie Tage“, lacht Pfarr.