^ Belchenhöfe Neuenweg: Warum die Brandruine noch steht - Kleines Wiesental - Verlagshaus Jaumann

Belchenhöfe Neuenweg Warum die Brandruine noch steht

Jennifer Ningel
Der Ebereschenhof stand am 16. März 2022 in Flammen. Der Wiederaufbau verzögert sich. Foto: Jennifer Ningel

Zwei Jahre ist der Brand des Ebereschenhofs – Teil der Kinder- und Jugendhilfe „Höfe am Belchen“ – in Neuenweg her. Heimleiterin Christine Joedecke und Geschäftsführer Volker Joedecke hofften damals, den Hof innerhalb von zwei Jahren wieder aufzubauen. Dass das bis jetzt nicht geklappt hat, liegt nicht am Willen der beiden.

Wer in Neuenweg die Talstraße entlangfährt, kommt unweigerlich am Ebereschenhof vorbei. Bis vor zwei Jahren sprühte das Gebäude vor Leben – Kinder und Tiere hatten dort ihr Zuhause gefunden, die Verwaltung der Kinder- und Jugendhilfe „Höfe am Belchen“ saß dort, und hinter dem Hof stand das Schulgebäude.

Traumatisches Ereignis

Am 16. März, einem Mittwoch, änderte sich alles schlagartig: Ein Junge zündete einen Heuballen im Ökonomietrakt des Ebereschenhofs an. Das Feuer breitete sich auch auf das Dach des Wohnbereichs aus. Wegen des Löschwassers war der Ebereschenhof nicht mehr bewohnbar. Und auch das Verwaltungsgebäude wurde zerstört, blickt Heimleiterin Christine Joedecke auf den verhängnisvollen Tag zurück. „Die Kids waren froh, dass kein Tier verbrannt ist“, ergänzt Geschäftsführer Volker Joedecke. Beide sind froh, dass weder Mensch noch Tier ernsthaft verletzt wurden.

Die Kinder des Ebereschenhofs sind momentan auf dem Dachshof untergebracht. Foto: Jennifer Ningel

Traumatisch war das Feuer für die Kinder dennoch. „Die Kinder haben an dem Haus gehangen“, sagt Volker Joedecke. Sie haben sich an knarrende Stellen und Orte im Hof erinnert, die dem Geschäftsführer nicht aufgefallen waren. „Es war deren Zuhause“, ergänzt Christine Joedecke. Als ganze Gruppe sind die Kinder in den ebenfalls zur Einrichtung gehörenden Dachshof gezogen, wo Plätze frei waren. Der Brand wurde mit den Kindern therapeutisch aufgearbeitet, erklärt Volker Joedecke. Es gab Einzelstunden mit den Kindern, aber auch im gemeinsamen Abendabschluss wurde der Brand thematisiert. „Ich denke, wir haben es gut in den Griff bekommen. Auch, weil die Kinder zusammenbleiben konnten“, sagt er.

Mühlen mahlen langsam

Im Jahr 2022 waren die beiden noch optimistisch, innerhalb von zwei Jahren den Ebereschenhof wieder aufbauen zu können. Sie mussten aber feststellen, dass die „Mühlen sich langsam drehen“, wie Volker Joedecke es formuliert. Denn noch immer hat sich an dem Gebäude nichts getan. Der Bauschutt des Ökonomietrakts liegt noch immer an Ort und Stelle, das Dach des Wohnbereichs ist noch immer mit einer Plane überzogen, die Fenster sind noch immer zerstört. Das Gebäude, in dem die Schule untergebracht war, steht zwar noch, erklären die beiden, aber nicht mehr lang. Es hat seit zwei Jahren keinen Unterricht mehr gesehen und soll abgerissen werden.

Warum sich nach zwei Jahren auf dem Ebereschenhof noch nichts getan hat? „Die Versicherung hat sehr lange gebraucht“, sagt Christine Joedecke. Man könne aber nicht alles darauf schieben, ergänzt Volker Joedecke. „Es ist zur Zeit halt so, dass alles länger braucht“, findet er und meint dabei unter anderem den Fachkräftemangel. So haben zwei Gutachter am Gutachten gearbeitet – einer von Joedeckes beauftragt und einer von der Versicherung. Die Bestätigung, dass die Versicherung dem Gutachten folgt, haben die beiden erst am 11. Januar 2024 bekommen. Die Versicherung habe sich aber entschuldigt, sagt Christine Joedecke.

Neue Hoffnung

„Der Bauplan wird bald eingereicht“, erklärt der Geschäftsführer. Die Hoffnung von Joedeckes ist es, dieses Jahr im Oktober mit dem Bau zu beginnen. Wenn alles gutgeht, soll die Bauzeit ungefähr zwei Jahre betragen. Damit könnten – so hoffen sie – 2026 im Ebereschenhof wieder Kinder untergebracht werden, die Verwaltung würde dort wieder ihren Platz finden und die Schule soll ebenfalls wieder einziehen. Grundsätzlich ist die Idee, mehr Platz für die Verwaltung und Therapie zu haben. Den Bauschutt wollten Joedeckes eigentlich entsorgen lassen, allerdings wird dieser zum Ausgleich benötigt, erklärt die Heimleiterin. Deswegen liegt er immer noch auf dem Grundstück.

Konsequenzen

Als direkte Konsequenz aus dem Brand soll künftig kein Heu mehr dauerhaft auf den Höfen gelagert werden – lediglich der Bedarf von einer Woche. Der Rest ist bei einem Nachbarn untergebracht. Ansonsten sehen die beiden keinen Bedarf für grundlegende Änderungen: Für Zündeleien bekannte Kinder würden grundsätzlich nicht aufgenommen – „wir haben Bauernhöfe und keine geschlossene Einrichtung in der Stadt“. Auch seien an dem Schicksalstag genügend Leute vor Ort gewesen, um der normalen Aufsichtspflicht nachzukommen. „Es war ein Corona-Tag“, macht Christine Joedecke deutlich. Das bedeutet: die betroffene Gruppe konnte nicht in die Schule gehen, die anwesenden Betreuerinnen mussten sich um die kranken Kinder kümmern, die Spielenden beaufsichtigen und anderen bei den Hausaufgaben helfen.

Der Bauschutt liegt noch immer auf dem Gelände. Foto: Jennifer Ningel

Keine Bauruine

Gewisse Sorgen bereitet Joedeckes die Finanzierung des Wiederaufbaus. Es gebe viele Vorschriften, die sich auf die Finanzierung auswirken, verdeutlicht Volker Joedecke. Die Versicherung trage zwar einen Teil bei, aber das sei nicht genug, ergänzt Christine Joedecke. So müssen die Betreiber der Jugendeinrichtung einen Kredit aufnehmen, was sehr ärgerlich sei. „Wir müssen abwägen, was wir uns leisten können“, führt Volker Joedecke aus. Klar ist: Aus dem Ebereschenhof soll, auch mit Blick auf das Dorfbild, auf keinen Fall eine Bauruine werden.

Kinder- und Jugendhilfe „Höfe am Belchen“

1980
wurde der Hof gegründet und versorgte sich selbst.

Seit 2008
haben Christine und Volker Joedecke die Leitung über die Einrichtung.

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Kinder zwischen zehn und 18 Jahren haben ihr Zuhause momentan auf den Belchenhöfen.

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