Binzen Binzen hatte einst ein Wasserschloss am Ufer der Kander

Weiler Zeitung
Die Röttler Burg war einst weltliches Machtzentrum für Binzen. Foto: Weiler Zeitung

Ortsgeschichte Teil II: Die Binzener Geschichte in zehn Teilen / Symbol der Macht 1641 durch Unachtsamkeit niedergebrannt

Von Hubert Bernnat

Binzen. Wir erinnern uns: 767 wurde Binzen erstmalig in einer Kaufurkunde des Klosters St. Denis bei Paris erwähnt. Doch dazwischen liegen 400 Kilometer Luftlinie. In der damaligen Zeit war das eine Entfernung, für deren Überbrückung man mehrere Tage benötigte.

So ist es nicht verwunderlich, dass das Dorf bald in andere Hände überging. Zumal durch die Teilung des fränkischen Reiches nach dem Tod von Karl St. Denis und Binzen unterschiedlichen Reichen angehörten.

War zuerst das Kloster St. Gallen beherrschend, so ging der Besitz von Binzen im 12. Jahrhundert vor allem an den Bischof von Basel über. Geistliches Amt und weltliche Herrschaft waren bis weit in die Neuzeit hinein häufig miteinander verbunden.

Neben dem Bischof konnte sich aber auch weltlicher Adel etablieren, ein Zweig der Familie der Grünenbergs und später der Baldeggs lebten hier. Beide stammten aus der Nordwestschweiz. Auch die Herren von Rötteln waren mittlerweile in Binzen auf den Plan getreten.

Die geistlichen Grundbesitzer setzten weltliche Verwalter, so genannte Vögte, ein, die für sie Abgaben und Dienstleistungen der Bauern überwachten. Der ortsansässige Adel übte diese Funktion selbst aus. Die Bauern wiederum waren immer mehr in ein System von Abhängigkeit eingebunden und die Merkmale ihrer Unfreiheit verstärkten sich.

Demgegenüber erstellten die Herren Symbole ihrer Macht. Zwar lässt sich eine Burg in Binzen urkundlich erst 1405 nachweisen, doch werden zurecht deren Anfänge im 12. oder 13. Jahrhundert vermutet. Sie lag am südlichen Ufer der Kander, westlich von der heutigen Schlossgasse. Deren Name wie der des Gewanns Burggärten deuten noch darauf hin.

Dass von Burg und Schloss gesprochen wird, hängt mit der Veränderung der Funktion zusammen. Ursprünglich als Burg gebaut, als noch die Wehr- und Schutzfunktion im Vordergrund stand, wurden daraus Schlösser, die vor allem der Verwaltung und Repräsentation dienten. Die Anlage war vom Ortsadel erstellt worden, auf ihr residierten diese als weltliche Vögte. Darum war Binzen eine Burgvogtei. Burg oder Schloss hat man sich aber als eher einfach und bescheiden vorzustellen.

Binzen hatte sich in dieser Zeit weiterentwickelt. Die Häuser waren zwar immer noch aus Holz, jetzt aber als stabilere Fachwerkbauten. Etwa 100 bis 150 Menschen dürften um 1400 hier gelebt haben. Die Besiedlung, die sich ursprünglich unterhalb der Kirche bis zur Kander erstreckt hatte, führte in einem weiteren Ausbau nun auch über den Fluss. Die Bezeichnung Koppengasse lässt sich jedenfalls seit dem 15. Jahrhundert nachweisen.

Die Grünenbergs als wichtigste Ortsadlige in Binzen waren Parteigänger der Habsburger und gerieten so immer wieder in Konflikt mit der Stadt Basel. Nach einem blutigen Überfall auf die mit Basel verbündete Stadt Rheinfelden, die Wilhelm von Grünenberg 1448 angeführt hatte, rächten sich die Basler und plünderten und zerstörten die Burg in Binzen. Erst nach 1468 wurde sie wieder, nun als Schloss, aufgebaut.

Amadee Membrez schreibt in seinem Buch über die Burgvogtei Binzen: „Aus den zerstreuten Angaben in den Rechnungen und Akten lässt sich nur feststellen, dass es an der Kander lag und ein zweistöckiges Haus von geringem Umfang war, Kuh und Pferdestall hatte und einen festen Turm aufwies. Über dem Wassergraben, der die ganze Anlage umgab, führte eine Fallbrücke zum Eingangstor und in den Hof. In der Nähe des Schlosses befanden sich zwei Weiher, wovon der kleinere, äußere 1626 eingeebnet wurde. Für den Fischbestand in Graben und Weihern hatte der Burgvogt zu sorgen.

Führte die Kander Hochwasser, dann wurden Keller und Ställe überschwemmt, und es gelangte viel Ungeziefer in die Wohnung, wie die Burgvögte wiederholt klagten.“ Die Fläche um die Burg betrug etwa 1,5 Hektar.

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts verkauften die Grünenberger ihren Binzener Besitz an Marquardt von Baldegg. Sein Nachkomme Hans von Baldegg führte mit Unterstützung befreundeter Adliger ein „Räuberleben“, das auch in Angriffen auf Kaufmannszüge bestand.

Dass er sich damit in Basel, das von und mit dem Handel lebte, keine Freunde machte, versteht sich von selbst. Doch insgesamt hatte er sich ruiniert und verkaufte im Jahr 1503 dem Basler Bischof Christoph von Uttenheim die Burgvogtei Binzen „mit allen dazugehörigen Gütern, Rechten und Einkünften“. Der Bischof nahm mit Einwilligung des Domkapitels „zur Erkaufung von Schloss und Dorf Binzen samt aller Zubehörde“ 8020 Gulden auf.

Für die Binzener Bauern war ein gutes Einvernehmen mit der Stadt Basel wichtig, denn diese war unbestrittener Mittelpunkt des Dreilandes. Nur durch Verkauf auf den Märkten konnten die stadtnahen Dorfbewohner etwas Geld verdienen, das mehr und mehr die Naturalwirtschaft ablöste. Auch wenn der Fußmarsch bis dahin zwei Stunden dauerte, so war der „Marktplatz“ Basel vom Mittelalter bis in die Neuzeit ein wichtiger Anziehungspunkt.

Der Bischof hatte durch den Kauf der Burgvogtei auch die Patronatsrechte über die St. Laurentiuskirche erworben und konnte somit die Pfarrer alleine ernennen, für deren Besoldung er sorgen musste. Auf dem Schloss agierte nun ein bischöflicher Vogt.

Doch herrschte der Bischof in Binzen nicht allein, denn Landesherren waren 1503 nach dem Aussterben der Markgrafen von Hachberg-Sausenberg die Markgrafen von Baden geworden. Die Röttler Burg war daher das eigentliche weltliche Machtzentrum für Binzen.

Dem Schloss blieb keine lange Lebensdauer mehr beschieden. Im Jahr 1641, als die schlimmsten Jahre des Dreißigjährigen Kriegs vorüber waren, brannte es durch Unachtsamkeit französischer Besatzungssoldaten aus Breisach vollständig nieder. Amadee Membrez schreibt: „Die Burg Binzen ist nie wieder aus ihren Trümmern entstanden. Von der ganzen Anlage hatte nur der Schlossturm die Feuersbrunst überstanden. Im Jahr 1682 wurde auch er teilweise abgetragen.“

Die noch brauchbaren Steine sind im 18. Jahrhundert verkauft worden. Das bedeutet, dass in manch altem Haus in Binzen Reste der Burg verbaut sein könnten.

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