Binzen Der Bürgermeister als Rockstar

Weiler Zeitung

Zunftabend: „Manege frei“ hieß es am Samstagabend in der Gemeindehalle in Binzen / Auch junge Akteure

Von Jutta Schütz

Menschen, Tiere, Sensationen: Was das Zirkusfestival in Monte Carlo kann, das können die „Binzemer Thonnerknaben“ schon dreimal – nämlich den ganz alltäglichen Wahnsinn und damit den Zirkus in der Gemeinde und in den Nachbargemeinden in unterschiedlichsten Beiträgen „verbraten“.

Binzen. Tolle Tanzdarbietungen, ein Bürgermeister als Rockstar mit wallender Lockenpracht, zwei Stallburschen, die die Zirkusdirektorin Margrit Krebs mit ihrer Arbeitshaltung zum Wahnsinn treiben und mehr: Rund 200 größtenteils bunt verkleidete Zuschauer in der Gemeindehalle erlebten unter dem Motto „Immer so ne Zirkus“ einen lustigen Zunftabend mit Fasnachtsurgesteinen, aber auch vielen jungen Akteuren. Angesagt war nach dem Zunftabend noch Tanz mit der Band „Zeitlos“.

„Theater, Theater“: Mit Katja Ebsteins Schlager sangen Andrea Bronner, Anna Krebs und Fiona Rebetez die Zuschauer in gute Laune, bevor Oberzunftmeister Bernd Netzlaff in Anspielung auf den politischen Zirkus bekannt gab, dass sich auch in der Gemeinde eine Menge zirkusreife Nummern abspielen. Demzufolge hieß es dann auch „Manege frei“.

Auf der Bühne tanzten sich die Girls-Dance-Gruppen vom TuS im Alter von sechs bis zwölf Jahren in die Herzen des Publikums. Jana Itzin, Daria Bronner und Jan Linder kauten durch, wer in den Familien für das letzte Wort zuständig ist – die Oma oder die Mutter, wie man Rekorde im Dauerküssen dank in sich verhakelnder Zahnspangen aufstellt und wie man diskret unter „ich hätte gerne drei Einwohner aus der Hauptstadt Frankreichs“ Verhütungsmittel im Drogeriemarkt kauft.

Die Chirse Gligge um Kevin Kammerer und Nadja Bühler verteilte Ticketkäufer bei der Platzvergabe im Zirkus fein säuberlich in Liebes- und alte Ehepaare sowie Eltern mit nervigen Kindern mit den Vornamen Noel-Pascal-Finn-Jeremy auf die für sie besten Plätze und legte anschließend eine flotte Tanzzugabe aufs Parkett, ebenso taten dies „Die jungen Wilden“.

Harald Ohm und Hans Krebs wetzten in mehreren Auftritten die Messer zum Wurf auf die Zirkusdirektorin, berichteten aber auch von vergessenen Telekom-Kabelverlegungen am Rathausplatz, Tempo 30 statt vormals Tempo 200 am Dreispitz-Kreisel, dem Katz- und Maus-Spiel des Eimeldinger Gemeinderats mit seinem Burgi, den riesigen Tagesordnungen des Gemeinderats Schallbach, dem ÖPNV-Luxusproblem von Ötlingen – „die henn e Bus und keiner hockt drin“ – und der Wahrnehmung, dass sich beim neuen Film „Das südliche Markgräflerland“ offenbar keiner für Rümmingen interessiert hat.

Rümmingens Bürgermeisterin Daniela Meier wurde als Schulentscheidungsbremserin durch den Kakao gezogen, und die Wittlinger seien „arme Sieche – seit das Grundbuchamt digitalisiert ist hat der Burgi wieder meh Zit für die Iwohner“. Und „Poschtesammler“ Klaus-Michael Effert schaut nach der nächsten Vereinsfunktion, die er noch wahrnehmen kann. Zudem gaben die Stallburschen Bürgermeister Schneuckers filmreife Motorrad-Verfolgungsjagd hinter einem Reisebus mit seinem vergessenen Diensthandy her zum besten.

Der kleine Fritzli alias Bernd Netzlaff fand beschönigende Worte für das Versterben von Angehörigen: „Die hockt uffm Dach und traut sich nit abe“ – und berichtete interessante Details aus dem Familienleben.

Wolfgang Petry-Schneucker hüpfte dann mit der Gummigitarre stilecht als entfesselter Hardrocker zum Gesang von den „Wahnsinns“-Begleiterinnen Andrea Bronner, Anna Krebs und Fiona Rebetez über die Bühne. Hausmeister Dietmar Weiss testete „ Kai Piranha“ an der Zirkusbar, wobei es ihm nach dem Genuss „stark de Rahme verzoge hett“.

Frank Bartow als fächernde Lotusblume samt künstlich brusthaarbepelzter fernöstlicher Kämpfer sorgte tänzerisch für ein Highlight. Das Goldene Zirkusballett bekam Sonderapplaus, und „Dumm un Dappig“, Hans und Kathrin Probst“, stellten fest, was Frauen passiert, die im Sommer zu viel „schwätze“ – Sonnenbrand auf der Zunge. „Marmorstein und Eisen bricht“ hieß es zum Schluss von den „Hexe“.

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