Binzen. Bekannt wurde Urs Siegenthaler als der „Taktik-Guru von Jogi Löw“, wie ihn Sportjournalisten oft nannten. Diese „Schweizer Taktik“ hatte zum Gewinn des Titels bei der Weltmeisterschaft geführt. Über den Weg dahin referierte der Ex-Fußball-Profi und -Trainer Urs Siegenthaler im „Mühle“-Pavillon für rund 80 Stammgäste. Siegenthaler selbst ist ein Stammgast der Binzener „Mühle“. In seiner kurzen Begrüßung freute sich „Mühle“-Inhaber Hansjörg Hechler über das starke Interesse am Siegenthaler-Vortrag und stellte den Gast kurz vor. Der 68-jährige Basler durchlief als junger Bursche zuerst alle Jugendteams beim FC Basel, wurde mit 18 Jahren Spieler der Aktiven des FCB. Hauptberuflich ließ er sich zum Bau-Ingenieur ausbilden und hat seit 1970 eine eigene Firma. Mit dem FCB wird der Verteidiger fünfmal Meister und zweimal Pokalsieger. Seine Karriere beendet er nach Stationen beim FC Xamax und den Young Boys Bern schließlich beim FC Basel. 1978 machte Siegenthaler in Köln den Trainerschein. Seine erste Station als Cheftrainer war beim FC Laufen, später wurde er Cheftrainer beim FC Basel (1987 bis 1990) und Co-Trainer der Schweizer Nationalmannschaft. Jürgen Klinsmann nahm ihn wegen seiner analytischen Fähigkeiten im Mai 2005 in den Trainerstab auf, seitdem ist Siegenthaler Chefscout beim DFB, der die Informationen über Gegner auswertet. Er beobachtet Spiele, erstellt Analysen und Kurzfilme für den internen Gebrauch. Vor allem mit Jogi Löw, so erzählte Siegenthaler in der „Mühle“, habe er seine Fußball-Philosophie umsetzen können. „Meine ’Idee vom Schutte’ setzt bewusste Veränderung vor Anpassung und Wiederholung, stellt Emotion und Rationalität in ein passendes Verhältnis und beiläufiges Lernen vor stupides Pauken“, sagte Siegenthaler. Das alles, so aber der Chefscout auf Nachfrage aus dem Publikum, könne auch als Weg zu beruflichem Erfolg dienen. Der Vortrag des Schweizer „Taktik-Gurus“ war gespickt mit heiteren Anekdoten aus der Welt des „großen Fußballs“, aber auch nachdenklichen Ausführungen zu Millionen-Gehältern für Spieler, Ablösesummen im hohen zweistelligen Millionenbereich und weiteren Aspekten des „größten Glücksspiels der Welt“ (Siegenthaler). Natürlich blickte der Referent auch in Richtung der demnächst beginnenden Europameisterschaft. Da werden wohl die meisten Teams gegen Deutschland „hinten rein stehen“, mutmaßt Siegenthaler. Aber auch da werde man im Löw-Team eine „Idee vom Schutte“ entwickeln, kündigte Siegenthaler in Binzen an.