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Binzen Ein Imker wie im Mittelalter

Weiler Zeitung

Der Binzener Frank Krumm hält Bienen in Baumstämmen – und will von ihnen lernen

Von Boris Burkhardt

Binzen. Der Binzener Waldökologe Frank Krumm hat die mittelalterliche Art der Imkerei wiederbelebt. Durch die sogenannte Zeidlerei erhofft er sich Erkenntnisse für die Forstwirtschaft und die krisengeplagte Imkerei.

Die Zeidler waren einst eine mächtige Zunft, vom Kaiser selbst privilegiert. Heute ist selbst ihre Berufsbezeichnung in unseren Breitengraden in Vergessenheit geraten. Doch die ursprüngliche Form der Waldimkerei kommt nun langsam zurück aus dem Osten Europas, wo sie sich als Erwerbstätigkeit bis in die heutige Zeit erhalten hat. In Binzen ist es Frank Krumm, der sich über die Vermittlung der alternativen Imkerorganisation „Free the Bees“ (Befreit die Bienen) von polnischen Zeidlern in die Technik hat einführen lassen und sein Wissen nun erproben und weitergeben will. Die Imker Nicole Zöllin und Andreas Walter konnte er bereits für die Zeidlerei gewinnen.

Die Zeidler arbeiten nicht mit den gewohnten eckigen Bienenkästen: Ihre Bienen wohnen in einer sogenannten Klotzbeute, einem ausgehöhlten Baumstamm von etwa zwei Metern Höhe. In eine solche Klotzbeute – der Name bezieht sich tatsächlich auf die „Aus-Beute“, also den Honig – ist diese Woche in Krumms Obstplantage das erste Bienenvolk eingezogen.

Weil er neben dem Honig auch Wachs und Pollen enthalte, ist Zeidlerhonig laut Krumm eine Delikatesse: „Auf dem Moskauer Honigmarkt als Mekka seiner Branche wird für das Kilo bis zu 50 Euro gezahlt.“ Doch Krumms Motivation ist laut eigener Aussage nicht der Gewinn durch den verkauften Honig. Im Gegenteil: Als leitender Mitarbeiter im Freiburger European Forest Institute (Europäisches Waldinstitut) steht für ihn die gesunde Entwicklung der Bienenvölker und deren ökologische Aufgabe als Bestäuberinnen im Vordergrund. Dafür werde sein Projekt von renommierten Bienenforschern und verschiedenen Geldgebern aus ganz Europa gefördert.

Durch die dreijährige Beobachtung der Klotzbeuten, ihrer Bewohnerinnen und ihrer Umgebung hoffen Krumm und seine Förderer, wissenschaftliche Erkenntnisse für eine bessere Biodiversität im Wirtschaftswald, aber auch für die Imkerei zu erhalten. „Ich selbst bin kein Imker“, betont Krumm jedoch, wohlwissend, dass die organisierte Imkerschaft alternativen Imkermethoden argwöhnisch begegne. Dass die heutige Imkerei mit ihren Methoden an ihre Grenzen gestoßen ist, sei jedoch aufgrund der massiven Verluste an Völkern in den vergangenen Jahren offensichtlich.

Ein Varroamilben-Vertilger und die bessere Klimaanlage

Dabei betont Krumm noch einmal, dass er seine wissenschaftliche Arbeit ganz wertfrei angehe. So gebe es beispielsweise den Bücherskorpion, der in behandelten Bienenstöcken nicht vorkomme, jedoch vermutlich die Varroamilbe vertilge. „Das ist bis jetzt nicht bewiesen“, sagt Krumm: „Ich würde gerne dazu beitragen, das zu ändern.“

Was Krumm heute schon sicher weiß, ist der Vorteil der runden Form der Klotzbeute. Bienen müssten ihren Stock klimatisieren. Bei eckigen Räumen wie den heutigen Zargen benötigte es dazu jedoch einen wesentlich größeren Energieaufwand. „Das ist Energie, die den Bienen dann zur Verteidigung gegen Feinde fehlt“, sagt Krumm.

Natürlich seien die mittelalterlichen Zeidler keine Naturschützer gewesen. Sie seien schließlich im 19. Jahrhundert auch aus dem süddeutschen Wald vertrieben worden, weil sie ihm mit Brandrodung für die Bienenweiden (vor allem Erika) zuviel Schaden zugefügt hätten. Auch heute noch sei ein lebendiger Baum, der als Alternative zur toten, abgesägten Klotzbeute ausgehöhlt werde, forstwirtschaftlich „entwertet“. „Dem Baum selbst schadet die Symbiose mit den Bienen aber gar nicht“, versichert Krumm; das ausgeschnitte Holz im Inneren sei totes Gewebe. Ebenfalls noch unbewiesen aber vermutet ist nämlich, dass das Propolis genannte Kittharz, mit dem die Bienen ihre Nester auskleiden, antibakteriell wirkt.

u Weitere Infos unter info@ stapflehus-binzen.de.

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