Das Haus am Rathausplatz 3 in Binzen hat eine lange wechselvolle Geschichte. 1,2 Millionen Euro hat die Gemeinde in die Hand genommen, damit das zentral gelegene historische Gebäude nun auch eine Zukunft hat. Am Montag waren Bürger zu einer Baustellenbegehung eingeladen. Das Interesse war groß. Von Alexandra Günzschel Binzen. Zusammengefasst sieht die Zukunft des Hauses wie folgt aus: In den Obergeschossen entstehen zwei Wohnungen, die die Gemeinde vermieten wird. Und ins Erdgeschoss, wo zuletzt das Schuhgeschäft Nestlé untergebracht war, zieht ein Café ein, das den Rathausplatz beleben soll. Kurz vor Weihnachten wollen Angelika und Domenico Di Nunzio ihr italienisches Café eröffnen. „Wir liegen im Kosten- und Zeitplan“, versicherte Bürgermeister Andreas Schneucker den vielen Binzenern, die die Gelegenheit zur Besichtigung des Hauses gerne nutzten. Die späteren Café-Betreiber empfahlen sich schon mal mit Kaffee und Gebäck. Durch das Gebäude führte Architekt Oliver Baumert. Zunächst ging es in den Gastraum des späteren Kaffeehauses, den man sich schon ein bisschen vorstellen konnte. Rund 35 Sitzplätze sollen dort später zur Verfügung stehen. In den warmen Monaten werden zudem Tische im hinteren Bereich des Rathausplatzes aufgestellt. Mit dem Café auf dem Rathausplatz geht ein lange gehegter Wunsch der Binzener in Erfüllung. Allerdings hatten Anwohner auch Bedenken, ob die sieben Parkplätze hinterm Rathaus, die dem Café zugewiesen werden sollen, auch ausreichen werden. Noch nicht viel zu sehen, gab es im Küchenbereich und den Personal- und Lagerräumen des geplanten Cafés, die ebenfalls begutachtet werden konnten. In diesen tiefer gelegenen Räumen habe man ein Feuchtigkeitsproblem beseitigen können, erklärte Baumert. Die Erfolgskontrolle war das extrem regnerische Wetter im Juni. Zwischen 1508 und 1510 ist das historische Gebäude errichtet worden. „Viel ältere Gebäude gibt es in Binzen nicht“, erklärte Baumert, der sogar von Hinweisen auf eine frühere Bebauung sprach, auf deren Resten das Haus Anfang des 16. Jahrhunderts errichtet worden sein könnte. Vermutlich habe es sich um die Niederlassung eines Statthalters oder Vogts gehandelt, führte der Architekt weiter aus. Denn im Obergeschoss befand sich ein großer Saal, der offenbar nur sporadisch genutzt wurde, was Baumert auch aus den fehlenden Heizmöglichkeiten des Raums zu dieser Zeit geschlossen hat. Einen weiteren Hinweis auf einen repräsentativen Raum lieferten Holzdübel für Wandvertäfelungen. Ein großer Saal befindet sich dort nun nicht mehr. In den Obergeschossen, auch davon konnten sich die Besucher überzeugen, entstehen zwei moderne Wohnungen mit rund 70 beziehungsweise 90 Quadratmetern samt Dachterrasse und anderem Komfort. Die historischen, zum Teil maroden Balken wurden mit „Holzprothesen“ ausgebessert und so für die Nachwelt erhalten. Allerdings werden sie nun erst einmal wieder hinter einer Deckenverkleidung verschwinden. Für alle sichtbar bleibt die denkmalgeschützte Außenfassade. Sie wird lediglich neu verputzt.