Binzen. Allein vom architektonischen Erscheinungsbild her ist das Firmengebäude der August Faller KG in Binzen schon interessant. Dass hinter dieser gläsernen Gebäudefassade einiges an „Fingerspitzengefühl“ gefordert ist, erfuhren jüngst der CDU-Landtagsabgeordnete Ulrich Lusche und Landtagspräsident Wilfried Klenk, die das Unternehmen besuchten. Tilmann Wild, Direktor Pharma Service Center Leaflets, und Antonio Celano (Leiter Weiterverarbeitung und Logistik) sowie Bürgermeister Andreas Schneucker und Gemeinderat Friedrich Loh empfingen die beiden Politiker und führten die Delegation durch das nach kybernetischer Bauweise errichtete Gebäude. „Damals waren wir unserer Zeit voraus“, sagte Tilmann Wild auf die Nachfrage Lusches, wie das Gebäude, das 2003 eingeweiht wurde, wahrgenommen wird. Beim Bau wurde Wert auf Nachhaltigkeit gelegt – Materialien wie Holz, Glas und Sichtbeton sowie die geradlinige Form des Gebäudes lassen auf den ersten Blick nicht erahnen, dass sich hinter der Fassade im Erdgeschoss eine Großdruckerei befindet, in der im Drei-Schicht-System abertausende Verpackungsbeilagen für Pharmaprodukte vom Band laufen. In der hellen, klimatisierten Druckhalle konnten sich die Gäste dann selbst einen Eindruck davon verschaffen, wie aus einer traktorradgroßen Papierrolle am Ende ein fünf Zentimeter kleiner, gefalteter Beipackzettel gefertigt wird. 180 Mitarbeiter sind in Binzen damit beschäftigt, Packungsbeilagen für den europäischen Markt, aber auch für Saudi-Arabien oder Japan zu fertigen. „Da ist auch sehr viel Handarbeit mit im Spiel“, führte Wild aus, wie beispielsweise bei den Beilagen für den japanischen Markt – hier müsse jede einzelne Beilage vom Mitarbeiter gesichtet werden. Auf die Nachfrage der Gäste, in welcher Wettbewerbssituation man sich in dieser Branche befinde, räumte der Direktor gleich ein Vorurteil aus: „Die gedruckte Packungsbeilage ist absolut unterschätzt – sie ist aufgrund ihrer Spezifikation nicht durch elektronische Medien ersetzbar.“ Klenk und Lusche erkundigten sich, wie das Unternehmen Fachkräfte re-krutiere und ob im Betrieb auch ausgebildet werde. „Wir bieten Praktika an, besuchen aktiv Schulen und informieren; aber es ist ein großer Spagat, gute Fachkräfte zu rekrutieren und sie auch wettbewerbsfähig zu bezahlen“, erläuterte Wild. Eine weitere Herausforderung sei das gewisse „Fingerspitzengefühl“ beim Umgang mit Papier, welches für die Produktion von Packungsbeilagen wichtig sei. Der Direktor sieht auch in der Beschulung und Ausbildung von Flüchtlingen Potenzial für zukünftige Fachkräfte, wie er den Politikern darlegte. Beeindruckt von den Produktionsschritten, die ein Beipackzettel durchlaufen muss, interessierte Klenk und Lusche abschließend, ob sich der Standort Binzen im Wettbewerb durchsetzen könne. Direktor Tilmann Wild ließ daran keinen Zweifel.