Binzen (bn). Eine beispielhafte „konzertierte Aktion“ zur Verbesserung des ökologischen Zustands der Binzener Rebberge wurde gestern eröffnet. Im Laufe der nächsten Wochen will sich eine Gemeinschaftsinitiative aus Winzern, Imkern, Naturschützern, Jägern, Obst- und Gemüsebauern sowie weiteren interessierten Bürgern und mit nachhaltiger Unterstützung durch die Gemeindeverwaltung um Böschungs- und Brachflächen kümmern und diese in richtige Biotope verwandeln. Unter Regie von Gemeinderat Frank Krumm, der unlängst das Zeidler-Projekt (Imkerei in hohlen Baumstämmen) initiierte, Weingut-Betreiber Stefan Schweigler und Andreas Walter vom Naturschutz-Bund wurden schon seit längerem unter allen Beteiligten klärende Gespräche geführt und die gemeinsamen Ziele festgelegt. Während es für Jagdpächter Uwe Bormann vor allem darum geht, dem fast verschwundenen Niederwild (Hasen, Fasanen, Rebhühner) wieder artgerechten Lebensraum zu schaffen, sind die Winzer vor allem an Maßnahmen interessiert, die die schädliche Kirschessigfliege fernhalten, und die Naturschützer an Biotopen für Vögel, Eidechsen, Amphibien und anderes Kleingetier. Dabei lassen sich die Interessen aller problemlos „unter einen Hut“ bringen, betonten die Sprecher beim ersten Einsatztag. An diesem beteiligten sich über 20 Einsatzkräfte aller Interessengruppen, einschließlich ein Werkhof-Mitarbeiter, mit Traktoren, Motorsägen und anderem schwerem Gerät. Damit wurden unpassende Gehölze und Gesträuche gerodet und erste Steinriegel aufgeschichtet. Ein Feuchtbiotop ist auch schon vorhanden, weitere sollen noch angelegt werden. Mit der Neupflanzung von Schutzgesträuch für das Niederwild muss allerdings bis zum Frühjahr gewartet werden, weil wegen der lang anhaltenden Trockenperiode momentan die Bodenfeuchte für ein erfolgreiches Wachstum fehlt. In Kontakt mit Naturschutzverbänden sollen dann geeignete niedrig wachsende Sträucher gepflanzt werden, die die Flächen landschaftlich und naturschutzfachlich aufwerten. Gleichzeitig soll die Besiedlung unerwünschter, teils invasiver Organismen verhindert, beziehungsweise kontrolliert werden. Die schädliche Fliege etwa, wird vor allem von schwarzen Beeren angelockt, weshalb die vorhandenen Brombeerhecken völlig fehl am Platz sind, ebenso die wilden Reben. Für Bürgermeister Andreas Schneucker ist die konzertierte Aktion ein Beleg dafür, dass sich alle Beteiligten des hohen Wertes der Kulturlandschaft bewusst sind und mit dieser Zusammenarbeit helfen, diese Landschaft zu pflegen, die Artenvielfalt zu fördern und gleichzeitig die Grundlagen für die Bewirtschaftung zu verbessern. Das aktive Miteinander fördere nicht zuletzt die Akzeptanz für diese Maßnahmen und soll als Prozess verstanden werden, der künftig auch andere Flächen mit einschließt und der in naher Zukunft auch über die Gemarkungsgrenze hinaus Interesse wecken sollte, gibt Frank Krumm zu verstehen.