Efringen-Kirchen Blansinger Gesangverein singt nicht mehr

Weiler Zeitung
Mit dem „Bajazzo“ verabschiedete sich der Blansinger Gesangverein bei der Hauptversammlung von seinen Anhängern. Er stellt mit sofortiger Wirkung seine Arbeit ein. Foto: Marco Schopferer Foto: Weiler Zeitung

Unregelmäßige Arbeitszeiten erschweren einen geordneten Probeablauf

Blansingen (mao). Der Blansinger Gesangverein 1854 singt nicht mehr. Nach einer überaus harmonischen Hauptversammlung gab Vorsitzender Hermann Strohmeier bekannt, dass der Verein mit sofortiger Wirkung seinen Sangesbetrieb einstellen wird.

Es war eine Hauptversammlung, wie sie der Verein schon 161 mal abgehalten hat. Der seit vielen Jahren amtierende Vorsitzende Stromeier begrüßte die zahlreichen Gäste, Schriftführerin Gertrud Bühler verlas ihren ausführlichen Jahresbericht und Kassiererin Wiebke Buschbaum legte einen gewohnt sauberen Kassenbericht vor.

Die letzte Probe mit dem „Bajazzo“

Bei den Wahlen wurden Vorsitzender Hermann Strohmeier, Kassiererin Wiebke Buschbaum, Hannelore Brutschin, (stellvertretende Schriftführerin), Notenwartin Monika Müller und Fähnrich Dieter Röderer einstimmig in ihren Ämtern bestätigt.

Selbst der Bericht des Chorleiters war voller Harmonie und Lob. „Es war gestern so eine schöne Probe, es hat viel Spaß gemacht“, sagte Dirigent Michael Donner und schien allen Sängern aus dem Herzen zu sprechen. „Was und wie ihr singt“, sei das Besondere des Gesangvereins, der sich auch ohne großen Klangkörper mit vielen Chören messen könne.

Gerade beim Volkstrauertag habe der Gesangverein in der Kirche und am Denkmal mit seiner Klangfarbe und einer beeindruckenden Selbstverständlichkeit den Raum gefüllt, „das schafft nicht jeder Chor“, lobte Donner. Die Anzahl der Sänger mache es nicht aus, es komme auf die Freude am Singen an.

Und doch beschlossen die 18 Sänger in ihrer ersten Singstunde Anfang Januar, künftig nicht mehr aufzutreten und den Verein auf unbestimmte Zeit ruhen zu lassen. Die Entscheidung sei zwar schwerwiegend, aber nicht unbedingt überraschend, weil seit Jahren immer wieder diskutiert worden, so Strohmeier. Immer unregelmäßiger würden die Arbeitszeiten und stetig steige die Belastung im Beruf. Ein geordneter Probebetrieb sei kaum mehr möglich.

Damit bricht eine wichtige Säule im gemeinschaftlichen Leben von Blansingen weg. Der Gesangverein war der einzige musikalisch orientierte Kulturträger des Dorfs, umrahmte Volkstrauertage, Erntedankfeste, kreierte ein eigenes Winzerfest, sorgte an Weihnachten und Jubelkonfirmationen für die würdige Umrahmung und begeisterte noch im letzten Jahr als Gastchor des Kleinkemser „Rheinlust“ in der Wolferhalle die Besucher. Deutlich wurde der Verlust bei den sehr persönlichen Grußworten von Ortsvorsteherin Andrea Wahler und Pfarrer Michael Donner.

Schon zweimal hat der Gesangverein seine Tätigkeit ruhen lassen: Während des Ersten Weltkriegs und ab September 1939: „Wegen Ausbruch des Kriegs und Einzug der meisten Sänger zum Heeresdienst, werden die Gesangsstunden bis nach dem Krieg verlegt,“ wurde im Protokollbuch vermerkt. Am Ende des Zweiten Weltkriegs kehrten sechs Sänger nicht heim. Am 7. April 1947 wurde die Singstunde wieder aufgenommen. Auch für Strohmeier ist denkbar, dass der Verein ein drittes mal zum Leben erweckt wird.

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