Von Marco Schopferer Efringen-Kirchen. Lauschiges Rhenusfest am Wochenende im rustikalen Anwesen des Weinguts Kaufmann: Vor voll besetzen Zuhörerbänken entboten am Samstagabend dem Rhenus zum 175. Geburtstag gleich drei Gastchöre aus der Gemeinde einen musikalischen Geburtstagsgruß, und auch der Gastgeber begeisterte die Besucher. Bürgermeister Philipp Schmid würdigte in einer bewegenden Ansprache die Geschichte des „Rhenus“ und sagte: „Vielen, vielen Dank für diese gelebte Dorf- und Deutschland-Geschichte“. Er erinnerte an die revolutionäre Historie des Gesangvereins und daran, dass der 1840 gegründete Männerchor bereits 1848 vom Großherzog wieder verboten wurde. Und dies nur, weil der Verein für Bürgerrechte eintrat, sich für die freie Rede und freies Liedgut einsetzte und sich damit gegen das damalige Tyrannentum wehrte. Imposant war auch Schmids Aufzählung aller Währungen, mit denen die Rhenus-Kassierer ihre Kassenbücher führen mussten: es sind acht Währungen, vom Silbergulden 1840 bis zum Euro von heute. Sehr persönliche Worte richtete Erhard Zeh in seiner Funktion als Präsident des Obermarkgräfler Chorverbands an den Jubilar und die Festgäste. Er ging eindringlich auf den gesellschaftlichen Wert des Chorgesanges ein und strich hervor, wie glücklich das gemeinsame Singen doch mache. Der Kirchener Männerchor habe sich dabei eine ganz besondere Stellung erarbeitet, „der Name ‘Rhenus’ hat Klang und erntet allerorten Wohlwollen“, so Zeh. In seiner Doppelfunktion als Dirigent des Sängerbundes erinnerte er auch daran, dass die beiden Chöre nach dem Zweiten Weltkrieg von 1947 bis 1951 auch einmal zusammen agierten. Zur aktuellen Diskussion über die Zukunft von Männerchören sagte Erhard Zeh: „Es gibt keinen Grund aufzuhören“. Vielmehr könne man auch Auftritte reduzieren, „selbst mit zwölf Sängern kann man noch zweistimmig singen, aufhören ist jedenfalls die schlechteste Lösung“, lautete die deutliche Botschaft von Zeh. Doch davon schien an diesem lauen Samstagabend der „Rhenus“ noch weit entfernt, gut zwei Dutzend Sänger begeisterten die Besucher mit traditionellem deutschem Liedgut aus dem Repertoire für Männergesangvereine. Dirigent Bernhard Bauert führt seine Sänger seit nunmehr 34 Jahren solide und mit einer beeindruckenden Perfektion, und selbst bei den ja bei allen Chören eher ungeliebten Freiluftkonzerten, wie beim Rhenus-Fest unterm Lindenbaum, verflog keine Stimme im Wind. Kraftvoll intonierten die Männer, brillierten Karlheinz Krebs als Solist beim „Handwerksgesell“ und Jan-Uwe Ohme beim „Mädchen in der Heide“. Dabei hatten aber auch die Gastchöre an diesem Abend einiges zu bieten, auch sie ernteten Bravo-Rufe. Der Sängerbund überbrachte mit einer neuen, auf den Rhenus „abgestimmten“ Textversion des „Bajazzo“ seinen persönlichen Gruß, der Gesangverein Eintracht Mappach erfreute mit beschwingten Liedern über Löwen und schreiende Kinder, während die Sänger des Egringer Gesangvereins mit „Es ist so kalt“ und dem „Schwarzwaldgeischt“ die Lust auf Hochprozentiges steigerten. Am Ende standen dann alle Sängerinnen und Sänger gemeinsam auf der Bühne und intonierten gemeinsam mit dem Publikum das „Badnerlied“. Die immer wieder für Diskussionen sorgende Krise der Gesangvereine, vor allem der Männerchöre, schien wie weggewischt. „Der ‘Rhenus’ darf nicht sterben“ sagte eine Frau am Tisch fast trotzig und traf mit dieser Aussage spielend die Meinung auf dem gesamten Festgelände.