Von Clemens Leutz Istein. Die Stimmung im Kalkwerk Istein ist gut, überall hängen schon die Schilder mit dem neuen Firmennamen „Lhoist“, einzelne hat Werksleiter Peter Leifgen persönlich noch zum 1. Juli montiert: Gestern war der erste Tag unter dem Dach des belgischen Familienkonzerns, der sich langfristiges und nachhaltiges Agieren auf die Fahnen geschrieben hat. Beim Pressetermin mit Lhoist-Vertretern stellte Vincent Dujardin, Vize-Präsident von Lhoist Westeuropa und Vorsitzender der Geschäftsführung der deutschen Tochter Rheinkalk in Wülfrath, Lhoist als klassischen Familienkonzern vor, dessen Wurzeln 125 Jahre zurückreichen. Schwerpunkte des Geschäfts seien Europa, wo rund 60 Prozent der Aktivitäten stattfinden, und Nordamerika mit einem Drittel. Mit dem Erwerb des Kalkwerks Istein habe man auch eine Basis für die Expansion in neue Märkte, etwa in Richtung Schweiz. Auch sei Lhoist stark interessiert daran, von den Isteiner Erfahrungen zu lernen und sei gespannt auf die vor Ort vorhandenen Innovationen. Bei Lhoist als Unternehmen mit Schwerpunkt Kalk sei Istein schließlich ins Kerngeschäft des Konzerns integriert und nicht mehr nur in einem Randgebiet tätig, wie bisher bei HeidelbergCement. Es gehe nicht um eine Eroberung, sondern man wolle voneinander lernen, ergänzte Werksleiter Leifgen. Im übrigen wolle das Kalkwerk Ressourcen schonen, betonte Leifgen: „Selbst wenn wir mehr verkaufen können, werden wir nicht zwangsläufig mehr Kalk entnehmen“. Um vorhandene Ressourcen besser zu nutzen, sei etwa eine Trockenreinigungstrommel angeschafft worden; sie stehe auf dem Hof, sei nur noch nicht installiert. Wachstum bedeute eben nicht zwangsläufig größere Abbaumengen, sondern gelinge auch mit höherwertigen Produkten, etwa indem man an der Reinheit arbeite oder Spezialprodukte entwickle, sagte auch Dr. Burkhard Naffin, Mitglied der Geschäftsführung von Rheinkalk. Lhoist strebe ein „Wert-Wachstum“ an. Und zum Ausbau des Schweizer Markts merkte Leifgen an, dass ein Transport in die nahe Schweiz sicher ökologischer sei als ein weiter Transport innerhalb Deutschlands. Im übrigen hoffe er auch, dass sich etwas verändert, sagte Leifgen. Denn „sonst bleiben wir stehen. Wir haben auch in den letzten acht Jahren jeden Tag etwas verändert.“ Das Kalkwerk habe nun vielfachen Zugang zu Experten, etwa in den Forschungszentren von Lhoist, und ein großes internationales Konzern-Netzwerk. Insgesamt 15 Vertreter von Lhoist seien gerade im Werk, sodass die Isteiner gleich am ersten Tag ihre neuen Ansprechpartner in verschiedenen Funktionen kennenlernen konnten. Dass so eine große Gruppe aus Wülfrath kam, sei im Kalkwerk sehr gut angekommen. Ziel sei, die Zahl der Reibungspunkte durch die Übernahme möglichst gering zu halten, erklärte Dr. Philipp Niemann, der bei Lhoist für die Integration des Kalkwerks in den Konzern zuständig ist. Zehn Leute umfasse das Integrationsteam, dessen Hauptaufgabe die Organisation des Übergangs ist. „Wir sind gekommen, um zu bleiben“, sagte dazu Naffin. Die Lhoist-Gruppe sei zwar eine globale Firma, doch man wolle lokal agieren, sagte Dujardin. Lhoist wolle der gute Nachbar bleiben, betonte er in Anspielung auf das traditionell vielfältige Engagement des Kalkwerks in der Gemeinde. Auch Lhoist sehe sich in der lokalen Verantwortung, etwa bei der Unterstützung von Vereinen und bei der Ausbildung, ergänzte Naffin.