Kirchen als Ort, an dem Weltgeschichte geschrieben wurde: Nichts weniger verspricht Museumsleiterin Dr. Maren Siegmann für ihren Vortrag zum Abschluss des Jubiläumsjahrs der Ortschaft Kirchen, den sie am Sonntag, 29. November, um 18 Uhr im Foyer der Efringen-Kirchener Halle halten wird. Dabei nimmt sie Bezug auf den Reichstag, der im Frühsommer 887 in Kirchen stattfand. Von Clemens Leutz Efringen-Kirchen. Dass sich in dem kleinen Dorf vor den Toren der Stadt Basel Mächtige aufhielten, war keine Seltenheit. Kirchen hatte einen Königshof, und gelegentlich stieg ein König auf der Durchreise dort ab. „Wir wissen von zwei solchen Stippvisiten, 859 oder 868 und 894“, sagt Maren Siegmann. Ein wichtiges Ereignis fand dann im Frühsommer 887 statt, als Kaiser Karl III. in Kirchen war, mitsamt seiner Ehefrau, der Kaiserin und späteren Heiligen Richardis, und Hunderten von anderen Prominenten. Karl III, dem wohl zu Unrecht und auch erst später der Beinamen „der Dicke“ verpasst wurde, gewann zunächst die Herrschaft über Alemannien. Da seine Verwandtschaft vom Tod dahingerafft wurde, konnte er nach und nach von ihr auch Italien, Bayern, Franken und Sachsen sowie zeitweise Frankreich quasi übernehmen. Dennoch galt er als eher schwacher Herrscher, der sich unter anderem auch gegen die Wikinger nicht so recht wehren konnte. Die Nordmänner belagerten Paris just, als sich die Mächtigen des Reichs gerade in Kirchen trafen und reagieren mussten. In Kirchen war auch Karls elsässische Frau Richardis, die nach einer Hofintrige 877 ihren Mann verließ, Äbtissin im mächtigen Damenstift Säckingen und in Andlau wurde. Gemeinsame Kinder hatte das Paar nicht, allerdings hatte Karl mit einer Mätresse den unehelichen Sohn Bernhard, der aber noch als Jüngling ermordet wurde. Kaiserin Richardis wird in der katholischen Kirche auch als Heilige verehrt. Ihr Gedenktag ist der 18. September.