Christian Streich hört nach 29-jähriger Tätigkeit als Trainer beim SC Freiburg auf. Was sagt die Region über den Eimeldinger, der in Weil am Rhein geboren wurde?
Mit der Sommerpause ist für Christian Streich Schluss beim SC Freiburg als Cheftrainer der Bundesligamannschaft. 29 Jahre war der Eimeldinger dann bei den Breisgauern beschäftigt. Zunächst war er Trainer der U 19 und zuletzt 12,5 Jahre der Profis.
Zusätzliche Aufmerksamkeit bekam Streich für seine intellektuellen und politischen Äußerungen abseits des Fußballs. „Was mich als Bürgermeister schwärmen lässt, dass ist sein Demokratieverständnis“, sagte Oliver Friebolin nach Bekanntwerden des Abschieds von Streich. Er habe „eine klare Kante gegen rechts“ gezeigt, meinte der Bürgermeister. „Ich bin mir sicher, dass seien Äußerungen auch Gewicht haben“, stuft Friebolin den 58-Jährigen ein, der nicht nur für ihn längst Legenden-Status habe und dies nicht nur in Eimeldingen und der Region.
Bislang hätte der Gemeinderat noch keinen Vorstoß unternommen, nach Christian Streich eine Straße zu benennen. Möglich wäre dies im Baugebiet „Malzholzweg“, welches derzeit geplant werde. Eine andere Möglichkeit für eine Würdigung wäre, Christian Streich zum Ehrenbürger von Eimeldingen zu machen, aber auch das „liegt in der Hand des Gemeinderats“. Hier würden die politschen Äußerungen des Lehrers, sicher eine Rolle spielen. Aus seiner Sicht hätte es Streich „schon lange verdient“, in der Heimatgemeinde gewürdigt zu werden.
„Dieser Schritt bedeutet eine echte Zäsur für den SCF, der ihm unendlich viel zu verdanken hat“, sagte Wolfgang Dietz, Oberbürgermeister in Weil am Rhein, dem Geburtsort Streichs. „Er hat durch die Arbeit mit den jungen Spielern die Grundlagen für den Erfolg und die Zukunft des Vereins geschaffen.“ Viele junge Fußballer habe er geformt und zum Profi gemacht. „Christian Streich ist ein bodenständiger Mensch, unverkrampft, zugänglich und ohne Starallüren.“ Für seine persönliche Zukunft wünscht der OB ihm alles Gute. „Ich kann gut nachvollziehen, dass er den Zeitpunkt gefunden hat, bei dem er weiß, dass es dann auch gut ist“, erklärte Dietz auf Nachfrage.
Es sei vielleicht der richtige Zeitpunkt abzutreten, meinte Oliver Friebolin. Es sei „auf jeden Fall ein Verlust“, wenngleich sich der Abschied angedeutet habe. Am Sonntag habe er Streich einmal mehr im Stadion beobachtet, wie er an der Linie gearbeitet habe. „Vor einigen Wochen habe ich schon gedacht, dass er wohl aufhören wird“, meinte Friebolin, der seit Jahren Zuschauer beim SC ist. Die Presseberichte und die gesetzten Themen hätten seinen Eindruck gefestigt.
Der Vater des Fußballtrainers ist Metzger. Walter Streich hatte in Eimeldingen eine Metzgerei. An deren Stelle ist heute die Landmetzgerei Senn. „Es ist schade, dass er aufhört“, sagte Firmeninhaber Mathias Senn. Die Sprüche und klaren Aussagen würden ihm künftig sicher fehlen. Streich habe seine Meinung klar vertreten und nach außen getragen. „Gut gefallen hat mir immer, dass er sich in seiner Muttersprache geäußert hat“, sagte Mathias Senn. Sein Vater Martin empfindet den 58-Jährigen als „sehr authentisch“. Zwei Mal sei Streich in den zurückliegenden Jahren in die Metzgerei gekommen und habe sich unter anderem das Dry-Aged-Center angesehen. Streich sei immer sehr interessiert gewesen. Beim Trinationalen Metzgertreffen am Mittwoch im SC-Stadion hoffe er Streich zu sehen. „In Streichs ehemaligem Kinderzimmer schläft heute meine Enkelin Ida“, sagte Senn. Ob aus der Dreijährigen einmal eine Profifußballerin und gar Trainerin wird, ist allerdings noch nicht abzusehen.
