Eimeldingen (cl). Als Hansjörg Rupp nach 16 Jahren als Bürgermeister von Eimeldingen seinen Abschied als Gemeindeoberhaupt des 2400-Seelen-Dorfs feierte, drängten sich über 500 Gäste in der örtlichen Reblandhalle. Und wäre der Saal größer gewesen, wären noch mehr gekommen, um ihm ihre Reverenz zu erweisen. Der damalige Landrat Walter Schneider brachte die im Ort vorherrschenden Gefühle auf den Punkt: „Rupp wurde zum Glücksfall für die Gemeinde.“ Heute feiert der Gefeierte zurückgezogen seinen 70. Geburtstag. Während seiner Amtszeit hat Hansjörg Rupp, ein begeisterter Kicker und schneller Läufer – er war in Weil Stadtmeister im 100-Meter-Lauf – die Interessen seiner kleinen Gemeinde indes kämpferisch vertreten und Konflikte auch mit mächtigen Gegnern nicht gescheut. Das zeigte sich bei seiner einzigen schweren Enttäuschung, der Auseinandersetzung mit der Bahn im Zuge des Ausbaus der Rheintalstrecke, die sich durch seine ganze Amtszeit zog. Zu Zeiten der Deutschen Bundesbahn plante der damalige Staatsbetrieb eine Tieferlegung der neuen Gleise im Bereich Eimeldingen. Über dem neuen Schienenstrang quer durch das Dorf sollte eine sanfte Hügellandschaft entstehen; der Gemeinderat brütete bereits über die Wegeführung durch das künftige Grün. Doch dann schwenkte die Bundesregierung auf die Linie der Neoliberalen ein, der Markt sollte nun alles regulieren, und die Bahn sollte weg vom staatlichen Gängelband. Für die privatisierte Bahn war die noch im Raumordnungsverfahren fixierte Tieflage plötzlich nur noch ein überflüssiger Kostenfaktor, sie landete in der Schublade. Dagegen wehrte sich die Gemeinde mit allen Mitteln, klagte bis vor den höchsten Gerichten – und unterlag. 150 000 Euro investierte die Gemeinde in Prozesskosten, „wir haben alles probiert. Sonst hätten wir uns Vorwürfe gemacht“, erinnert sich Rupp. Damals stand Eimeldingen ganz alleine gegen die Bahn, Nachbargemeinden und die Landesregierung zuckten nur mit den Schultern. Heute dagegen zeigt sich die ganze Region solidarisch, und die heutige Landesregierung trägt einen Teil der Mehrkosten, die im Fall Eimeldingen übrigens gerade mal 18 Millionen Euro ausmachten. Dagegen fand der Abschied von der bis zu 130 Mitarbeiter beschäftigenden Maschinenfabrik (Mafa) Eimeldingen, der trotz Rupps großen Einsatzes nicht zu verhindern war, letztlich ein erfreuliches Ende: Auf dem ehemaligen Firmen-Areal entstand ein schönes Baugebiet, und im Gewerbegebiet Reutacker, wo ein ganzer Grundstücksblock für die Mafa reserviert war, finden heute weit mehr Menschen Arbeit als einst bei der Fabrik des ursprünglichen Besitzers Max von Baden. Der Reut-acker wurde mit Weitblick geplant und lässt sich noch erweitern. Die Leitungen wurden so dimensioniert, dass sich sogar jenseits der Gemarkungsgrenze noch die Gemeinde Efringen-Kirchen mit einem Gewerbegebiet anhängen könnte. Auch im Gewerbegebiet Rebacker ging es weiter aufwärts, es siedelte sich unter anderem der Aldi-Markt an. Außerdem sah Rupp die Chancen, die sich durch die Lage Eimeldingens im Basler Speckgürtel ergaben: Durch die Ausweisung von Baugebieten wuchs Eimeldingen in Rupps Amtszeit von 1600 auf 2400 Einwohner an. Auch für die wachsende Kinderzahl wurden Einrichtungen geschaffen. Heute genießt der gebürtige Stühlinger Rupp, dass er seine Zeit selbstbestimmt einteilen kann. Er frönt seinem Hobby, seinen Obstbäumen in Weil und in Holzen, er reist gerne – in sieben Jahren war er dreimal in Kanada, jedes Jahr unternimmt er eine Flusskreuzfahrt –, er freut sich über die derzeit vier Enkel seiner drei Kinder und zieht sich gerne in sein Ferienhaus im Hotzenwald zurück. Und er bleibt bei seinem Vorsatz, sich nicht mehr in die Gemeindepolitik einzumischen.