Von Mirko Bähr Basel. Authentisch, menschlich, ehrlich und bodenständig – das ist Urs Fischer, der Hobbyangler aus Zürich-Affoltern, der nun mit dem FC Basel auf Titeljagd geht. „Der FCB ist eine Adresse, bei der man sich viele Gedanken macht“, ließ der 49-Jährige bei seiner Vorstellung im Mediacenter des St. Jakob-Parks wissen. Gedanken haben sich auch Präsident Bernhard Heusler und Sportdirektor Georg Heitz gemacht. Es ist ja schon irgendwie paradox. Die „Bebbi“ durchlaufen gerade die wohl erfolgreichste Phase der 122-jährigen Klub-Geschichte, und dennoch gibt es nun den vierten Trainerwechsel innerhalb von gut vier Jahren. Kurios dabei auch: Egal, ob es nun Thorsten Fink, Heiko Vogel, Murat Yakin oder auch Paulo Sousa war: Sie alle wurden Meister. Sousa wollte weg. Er machte nie einen Hehl daraus, dass er eine weitere Stufe auf seiner Karriereleiter erglimmen möchte. Sein Ziel: der Gewinn der Champions League als Trainer. Mit seiner Art hat Paulo Sousa angeeckt. So richtig warm wurden der 44-Jährige, Verein sowie Fans nie. Er hatte Erfolg, aber seine Methoden haben ihm keine Sympathien eingebracht. Sousa war ein Kontrollfreak, der strickt seine Linie verfolgte, ohne nach links und nach rechts zu blicken. Er war ehrgeizig, diszipliniert, fast schon besessen, was ja alles nicht unbedingt negativ sein muss. Aber der Portugiese war dabei sehr kühl, stur, manchmal sogar rücksichtslos und in der Zusammenarbeit mit den Medien sehr zugeknöpft. Nun vollführt der FC Basel eine Rolle rückwärts. Es soll wieder „menscheln“ im Verein, der Spaß zurückkehren, eine gewisse Lockerheit bei all den hohen Ansprüchen Einzug halten. Dafür steht Urs Fischer, der mit 545 Einsätzen in der höchsten Schweizer Spielklasse den Rekord hält. Fischer ist eine FCZ-Legende, der bedingungslos und mit großem Engagement seine Arbeit auf dem Feld verrichtet hat und genauso auch als Trainer fungiert. Zwei Vereine trainierte er bislang: den FC Zürich und zuletzt den FC Thun. Und überall schwärmt man vom Teamplayer, überall hagelt es Komplimente. „Wir haben hervorragende Referenzen von Leuten erhalten, die ihn weit besser kennen als wir“, erklärte Georg Heitz. Am Ende zählt bei allen Lobeshymnen jedoch einzig und allein der Erfolg. In Thun hat Fischer aus wenig viel gemacht, in Basel muss der viermalige Schweizer Internationale aus viel noch viel mehr machen. Er muss auf alle Fälle die Serie von zuletzt sechs Titeln in Folge ausbauen, wenn möglich den Cup gewinnen und natürlich den FCB wieder in die Gruppenphase der Champions League führen. Aber nicht nur einfach so. Das muss mit begeisterndem Offensivfußball geschehen. Fischer weiß das: „Ich bin ein Trainer, der gerne nach vorne spielt, ich liebe es, wenn die Mannschaft kreativ ist.“ Der Sieg sei das Endprodukt, aber ihn interessiere auch der Weg dahin. „Das kann Fühlen, das kann aber auch Leiden bedeuten.“ Präsident Bernhard Heusler erklärt die Verpflichtung so: „Wir wollten einen Trainer, der sich vorbehaltlos und bedingungslos mit dem Verein identifiziert. Einen Trainer, der nicht bei der erstbesten Möglichkeit wieder von Bord geht.“ Sousa hat Basel nicht wirklich harmonisch verlassen. Auch seine Assistenten Nacho Torreno, Victor Sanchez und Manuel Cordeiro haben den Hut genommen. Fischer, der einen Zweijahresvertrag mit Option für ein weiteres Jahr beim 18-fachen Meister unterschrieben hat, macht klar: „Die menschliche Seite hat für mich eine große Bedeutung. Schließlich spielen nur elf, sechs sind auf der Bank noch einigermaßen zufrieden, aber man muss auch mit denjenigen zurechtkommen, die auf die Tribüne müssen“, sagte der neue Übungsleiter am Donnerstag und gibt die neue Ausrichtung vor. Dass er selbst Zürcher ist und es damit in Basel wohl nicht einfach haben wird, schert Urs Fischer nicht wirklich: „Es ist mir in St. Gallen gelungen, dass die Leute mich verstanden haben, was nicht nur einfach war. Ich sehe deshalb absolut kein Problem, warum ich in Basel nicht irgendwie die Kommunikation hinkriegen sollte“, schmunzelte er. Übrigens: Fischer ist nicht der erste Ur-Zürcher auf dieser Position beim FCB. Es gab da einmal einen gewissen Christian Gross, und dieser gilt als der Mann, der dem FCB den Weg zu den zahlreichen Titeln und Triumphen in der jüngeren Vergangenheit gebahnt hat.