Von Arian Palatini Lörrach. Rückblende: Die deutschen Nationalkicker jubeln. Nach 24 Jahren ist Deutschland wieder Weltmeister. Das ganze Land versinkt im Freudentaumel. Gut drei Monate später: Ernüchterung hat sich breit gemacht. Der Auftakt in die EM-Qualifikation ist misslungen. Muss man sich Sorgen machen" Wir haben uns umgehört. Für die Kicker der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Nun prangt der vierte Stern über dem Wappen. Bis auf die Partie im Viertelfinale gegen Algerien war es schon souverän, was die Löw-Truppe in Brasilien zeigte. Alles andere als souverän verlief bisher die EM-Qualifikation. Nur ein Sieg gegen Schottland schlägt zu Buche, dazu ein Remis gegen Irland und eine Niederlage gegen Polen. Nach drei Spielen steht das DFB-Team nur auf Platz vier – hinter Polen, Irland und Schottland. Das ist mit Sicherheit nicht das, was sich das fußballbegeisterte Land vorgestellt hat. „Sie müssen einige Abgänge verkraften. Klose, Lahm und Mertesacker waren Stützen in der Nationalelf“, erklärt Dominic Günther, Trainer des FC Schönau. Dazu fehlen derzeit auch noch einige Stammkräfte, wie Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira. „Das ist mit Sicherheit auch ein Faktor, warum das Spiel der Deutschen derzeit nicht ganz so rund läuft.“ „Wichtig ist ein guter Mix zwischen jungen und alten Spielern innerhalb der Mannschaft “, findet Rocco Capurso, Trainer des FV Lörrach-Brombach II. Die Anzahl der jungen Spieler im deutschen Nationalteam sei sehr hoch. „Viele junge Spieler stoßen jetzt ins Team und alte, etablierte Spieler haben den Rücktritt erklärt.“ Für Capurso ist es deshalb fast schon normal, das der Motor momentan etwas stockt. Viele junge Talente, so findet Michael Schenker, Coach des FC Wehr, sind eigentlich kein Nachteil. „Junge Spieler bringen Schwung mit und wollen noch etwas erreichen. Die werden alles geben, um sich zu etablieren.“ Sorgen machen sich die Experten aus der Region aber nicht. „Das ist alles eine Momentaufnahme“, behauptet beispielsweise Capurso. „Klar, das war kein Start nach Maß, aber nach so einem Umbruch ist das durchaus verständlich“, findet Fabian Gottschalk, Trainer des TuS Stetten. „Die Leistung hat gestimmt. Aber die Ergebnisse nicht. Deshalb steht das Team nun in der Kritik.“ Denn niemand hat erwartet, dass nach drei Spielen nur vier Punkte zu Buche schlagen. Capurso nimmt die Nationalelf in Schutz: „Es ist nicht möglich, über das gesamte Jahr hinweg auf diesem Topniveau zu spielen.“ Was war ausschlaggebend für diesen Auftakt" Peter Waßmer, Spieler vom TuS Efringen-Kirchen, weiß es: „Es hat zuletzt einfach das Glück gefehlt. Die Mannschaft war stetig bemüht, aber vor dem Tor glücklos.“ Der Routinier verweist auf die vielen vergebenen Torchancen. Auch Gottschalk vertritt diese Meinung: „Die jüngsten Spiele sind unglücklich verlaufen. Deutschland war immer das bessere Team, aber konnte das nicht zu ihrem Vorteil ausnutzen.“ So sieht es auch Michael Schenker: „Diese beiden Spiele sind einfach nur dumm gelaufen.“ Nicht ganz so einig sind die Befragten, was die Einstellung der Spieler nach dem WM-Titel angeht. Gottschalk, Waßmer und Günther finden: „Das sind Vollprofis. Die müssen immer hungrig sein.“ Capurso ist da anderer Meinung: „Da ist sicherlich eine gedankliche Müdigkeit vorhanden. Sie sind auf der Bergspitze angelangt. Weiter hoch geht es nicht.“ Auch Waßmer findet, dass es ganz normal sei, wenn man nach einem solchen Titel „in ein Loch fällt“. Ins gleiche Horn stoßen die Experten dann aber wieder, wenn es darum geht, ob Götze, Reus, Hummels, Boateng, Neuer & Co. die Klasse und Spielstärke besitzen, um sich aus diesem Formtief wieder herauszuarbeiten. Peter Waßmer weiß: „Das Mentale wird jetzt immer wichtiger. Das Team ist zwar fit, aber im Kopf muss jeder einzelne den Schalter umlegen.“ Und auch Rocco Capurso findet: „Es ist eine neue Aufgabe und es ist nicht leicht, sich nach einem solchen Erfolg neu zu motivieren.“ Fabian Gottschalk geht sogar noch ein wenig weiter und merkt an: „Der WM-Titel gibt Selbstvertrauen. Die Jungs gehen gestärkt aus so einem Turnier heraus. Jetzt müssen sie den Elan wiederfinden.“