Von Mirko Bähr Laufenburg. Wahnsinn! Was für ein irres Match: Der FV Lörrach-Brombach hat innerhalb von sechs Minuten ein scheinbar verloren geglaubtes Hochrhein-Derby beim SV 08 Laufenburg gedreht und einen viel umjubelten 4:3-Erfolg eingefahren. 84 Minuten lang war der Gastgeber auf der Siegerstraße, zeigte der Spitzenreiter eine äußerst schwache Vorstellung. Dann sorgte ausgerechnet ein Gäste-Platzverweis für die Wende. Eigentlich müsste Vedat Erdogan für seine Gelb-Rote-Karte, die er in der 80. Minute kurz nach einem missratenen Freistoßtrick vom schwachen Unparteiischen Raphael Faller (Buchenbach) unter die Nase gehalten bekam, belohnt werden. Erdogan stand sinnbildlich für den FVLB. Es gelang bis zu diesem Zeitpunkt auf dem Kunstrasen des Waldstadions nichts. Die Spieleröffnung war schlecht, zu viele Fehlpässe mussten die mitgereisten Fans mit ansehen und die Offensive war praktisch nicht präsent. SVL sehr diszipliniert Das lag vor allem an den Laufenburgern, die engagiert und sehr diszipliniert die Räume eng machten, den FVLB-Akteuren kaum Platz zur Entfaltung gaben. Es war lange ein gebrauchter Nachmittag. Zuerst musste Tobias Bernstein nach dem Aufwärmen passen. Für ihn rückte Janis Zielinski in die Startformation. Allerdings nur für 43 Minute, ehe er verletzungsbedingt Patrice Glaser Platz machen musste. Diese Umstellungen innerhalb der eigenen Reihen waren Gift. Dabei fing es gut an. Patrick Streule wurde im Laufenburger Strafraum bereits nach zwei Minuten gefoult. Den Strafstoß verwandelte Frank Malzacher zur Führung. Die Freude währte nicht lange. Bereits nach acht Minuten senkte sich ein Freistoß von Bujar Halili ins lange Eck. FVLB-Kapitän Sergej Triller und SVL-Mann Norbert Schneider hatten den Ball mit ihren Köpfen noch entscheidend abgelenkt. In der 20. Minute folgte gar die Führung der Aktas-Elf. Eine Flanke von Sandro D‘ Accurso verlängerte Halili auf Schneider, der wieder per Kopf erfolgreich war. Offensiv nicht viel Vom Tabellenführer kam nicht viel. Erst in der 44. Minute schoss Streule aus spitzem Winkel am zweiten Pfosten vorbei. Dazwischen wurde fleißig gemotzt und geschimpft. Vor allem Schiri Faller bekam sein Fett weg. Tatsächlich pfiff er doch sehr einseitig und ließ sich von den des Öfteren sehr theatralisch zu Boden sinkenden Laufenburgern an der Nase herum führen. Dem Co-Trainer der Gäste, Mino Bouhabila, wurde es zu bunt und er musste prompt hinter die Absperrung. Knackpunkt in Minute 82 Dem Unparteiischen die Schuld an diesem schwachen Auftritt zu geben, wäre allerdings unfair. „Er passt sich unserem Niveau an“, spottete ein Zuschauer am Rand. Der war spätestens fünf Minuten nach Wiederbeginn restlos bedient. Da ließ Lucas Thiel den ehemaligen Regionalliga-Akteur des SC Freiburg, Sandro Knab, auf der linken Seite ziehen, der Keeper Maximilian Imgraben keine Chance gab und das 3:1 klar machte. Wer nun ein Aufbäumen der Gäste erwartete, der wurde enttäuscht. Laufenburg agierte souverän, hielt den FVLB vom Tor fern. Einzige Ausnahme: Ein Schuss Erdogans, den SVL-Torwart Steffen Birlin mit den Fingerspitzen an den Pfosten lenkte (75.). Fünf Minuten später musste Erdogan vom Feld. Er hatte allerdings auch nach seiner Verwarnung in Halbzeit eins darum gebettelt. Nun kamen die beiden entscheidenden Szenen der Partie, wie Erkan Aktas, Coach der Laufenburger, nach der Partie verdeutlichte. In der 82. Minute hatte Maximilian Stockkamp die große Chance, mit dem 4:1 den Heimsieg einzutüten. Er scheiterte im Eins-gegen-Eins aber an Imgraben. Im Gegenzug kam dann Birlin im Strafraum gegen Streule zu spät. Strafstoß. „Das war einer“, befand auch Aktas, der dann sah, wie Glaser eiskalt blieb und nach 84 Minuten den 2:3 Anschluss erzielte. Das Unheil aus Sicht der Hausherren nahm nun seinen Lauf. Während die Laufenburger nun auch kräftemäßig stark abbauten, legte der FVLB eine Schippe drauf. Angetrieben von Rico Wehrle, der mit unbändigem Willen seine Mitspieler mitzog, drehte der Gast den Spieß um. Wehrle bediente Fabian Rabe, der in der 86. Minute den Ausgleich markierte. Und es kam noch besser: Nach einem Querpass von Thiel hämmerte Wehrle das runde Leder in der 89. Minute ins lange Eck – 4:3. FVLB dreht auf Der Rest war eine riesige Jubeltraube. „Wir haben immer an uns geglaubt“, konnte es auch Ralf Moser, Coach des FVLB, kaum fassen. „Wir haben gut gearbeitet in der Vorbereitung, das hat man gemerkt. Laufenburg hatte dagegen keine Körner mehr.“ Sein Team habe Qualität und großen Willen. „Wir sind super drauf“, ließ Moser wissen, dessen Mannschaft den zehnten Sieg in Folge feierte. „Es ist immer so. Die haben ein Glücksschwein im Tor liegen. Die schießen gegen uns immer in den letzten Minuten die entscheidenden Treffer“, meinte Erkan Aktas. Bis zur 80. Minute habe seine Mannschaft „hervorragend agiert“. Der Gast habe nur lange Bälle spielen können. „Ich mache dem Team keinen Vorwurf. Der Knackpunkt war der Elfmeter zum 2:3.“ Die Enttäuschung sei groß: „Weil es nicht gerecht ist.“ Mann des Spiels: Bis zum 2:3 hatte der Laufenburger Marco Weimann die besten Karten. Der hatte seine offensivstarken Gegenspieler bestens im Griff. Der Defensivmann grätschte, ackerte und trieb die FVLB-Angreifer zur Verzweiflung. Einen großen Anteil am Derbysieg hatte Patrick Streule. Der Stürmer ging einmal mehr dahin, wo es weh tut. Zwei Strafstöße holte er raus. Beide berechtigt. „Er nimmt die Zweikämpfe an, er sucht sie und geht voll rein“, lobte Ralf Moser.