Von Mirko Bähr Wehr. „Wir sind wichtig, aber nicht die Wichtigsten auf dem Spielfeld, denkt daran“: Mit diesen Worten schloss der Obmann der Schiedsrichter-Vereinigung Hochrhein, Ralf Brombacher, die 92. Jahreshauptversammlung in der klimatisierten Stadthalle in Wehr. Hitzig war es ohnehin nicht. Es herrschte Einigkeit. So wurde die Führungsriege einstimmig und komplett wiedergewählt. Eine Vielzahl an Ehrungen stand auf dem Programm und auch die Tatsache, dass die Gewalt gegen die Unparteiischen zurückgegangen ist, sorgte für entspannte Gesichter. Aber: Die Zahl der aktiven Referees sorgt weiter für Sorgenfalten. Die sechste Amtsperiode Brombachers hinterließ einen Hoffnungsschwimmer. Es gab nur sieben Spielabbrüche (Jugend und Aktiv), wobei nur zwei nach Übergriffen auf den Schiri vorzeitig abgepfiffen wurden. „Das Ansehen der Spielleiter ist sicherlich nicht dramatisch gestiegen, doch immerhin werden wir als Autorität und nicht als Freiwild respektiert“, so Brombacher. Die Spieltag-Absage vor zwei Jahren habe gefruchtet. „Auch wenn sie nicht überall auf Gegenliebe stieß“, meinte der Schiri-Chef. 7200 Spielleitungen gab es in der Saison 2014/2015 im Bezirk. 879 Spieleinteilungen wurden von den Unparteiischen wieder zurückgegeben (12 Prozent). Die tätlichen Übergriffe seien zwar zurückgegangen, doch einen wirklich hohen Stellenwert besitze der Schiedsrichter nach wie vor nicht. „Es ist an der Tagesordnung, dass Jugendliche uns beleidigen dürfen und von draußen auch noch Recht bekommen“, wusste Ralf Brombacher. Er machte klar: „Der Schiedsrichter ist ein Sportsmann, der sein Bestes gibt, damit Fußball gespielt werden kann.“ Er vergaß dabei aber nicht, die eigene Zunft aufzufordern, zur „Behebung der Missstände“ beizutragen. „Ein wenig zurücknehmen, in die Kommunikation und das Miteinander investieren und vor allem verbessern.“ Die Arbeit als Funktionär an vorderster Front sei ein Vollzeit-Job, der Aufwand enorm. „Aber wir sind nicht nur Funktionäre, wir sind auch Psychologe, Motivator, Freund, Vater und Berufsberater einem. Ich bewundere jeden, der sich im Ehrenamt noch engagiert und seine Freizeit opfert“, ließ Brombacher wissen. So hatte er wenig Verständnis für Schiri-Kollegen, die während der Saison acht Wochen lang aus welchen Gründen auch immer ihre Tätigkeit beenden oder lieber als Zuschauer ein Derby verfolgen möchten, statt selbst Spielleitungen zu übernehmen. Für Kopfschütteln sorgt auch immer wieder die Tatsache, dass eine Tätigkeit als Assistent an der Linie schon lange keine Ehre mehr sei. „Kürzlich haben wir erst den siebten Schiri, der als Assistent zu einem Aufstiegsspiel eingeteilt war, dazu bewegen können, dieses Spiel auch tatsächlich anzunehmen.“ Sehr erfreulich seien, so Brombacher, die 53 Anmeldungen für den Neulingskurs im Januar gewesen. Damit war man auf Rekordjagd. „Leider kamen 17 angemeldete Teilnehmer nicht, das war enttäuschend“, meinte der Schiri-Boss. Allerdings: 36 neue Referees blieben dabei. Trotz des Neulingslehrgangs weist die Statistik fünf Schiedsrichter weniger als im Vorjahr auf. (2014: 171; 2015: 166). „Die Vorzeichen für eine Besetzung aller Spiele sind mehr als schlecht“, machte er klar. Es sei ein schleichender Prozess, die Zahl der Aktiven gehe immer mehr zurück. „Das ist teils auf Krankheit, Beruf, aber auch auf mangelnde Lust und Freude zurückzuführen.“ Einstimmig wiedergewählt wurden nicht nur Schiedsrichter-Obmann, Ralf Brombacher (Kandern), sondern auch alle weiteren Mitglieder aus der Führungsriege: Dieter Grethler (Wehr) als stellvertretender Obmann und Beisitzer Schiedsrichter-Einteilung, Schriftführer Steffen Fante (Neuenburg), Bezirkslehrwart Hafes Gerspacher (Heitersheim), Beisitzer Kassenwesen und Beobachtungswesen Bezirk, Henning Nopper (Lauchringen).