Grenzach-Wyhlen Erdaushub soll durch Wyhlen rollen

Die Oberbadische
Können die Lastwagen mit verseuchtem Erdaushub eventuell sogar durch die derzeit einsam in der Landschaft stehende Unterführung am „Hornboden“ fahren, fragt sich die SPD. Foto: Tim Nagengast Foto: Die Oberbadische

Roche stellt heute im Gemeinderat „flexibles Logistikkonzept“ vor / SPD regt Transporte via Basel an

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Der vorgesehene Abtransport des Erdaushubs in einem Bogen südwärts um Wyhlen herum ist offenbar vom Tisch. Stattdessen sollen die Lastwagen über den Gmeiniweg und die B 34 durch Wyhlen Richtung Autobahnauffahrt Rheinfelden rollen.

Diesen Vorschlag wird die Gemeindeverwaltung heute Abend dem Gemeinderat unterbreiten. Bürgermeister Tobias Benz spricht von einem gemeinsamen Einvernehmen von Verwaltung und Firma Roche. Auch seitens des Gemeinderates sei im Rahmen von nichtöffentlichen Sitzungen und Gesprächen die Zustimmung zu der „Nordvariante“ getauften Streckenführung signalisiert worden, sagt Benz im Gespräch mit unserer Zeitung.

Die Firma Roche wiederum verweist auf Anfrage auf ein „flexibilisiertes Logistikkonzept“ sowie „verschiedene Varianten“. In der heute um 18 Uhr beginnenden Gemeinderatssitzung will das Unternehmen seine präferierte Logistik-Variante vorstellen.

Die Grenzach-Wyhlener SPD indes geht einen Schritt weiter. Sie schlägt mittels Pressemitteilung vor, die mit den versiegelten Containern beladenen und zum Güterbahnhof Weil am Rhein fahrenden Lastwagen durch Grenzach via Hörnle-Zoll durch Basel nach Weil am Rhein fahren zu lassen. Dies im Rahmen des „kleinen Grenzverkehrs“. Der von der SPD kritisierte Transport über schlechte Ortsstraßen und Wege durch den südlichen Teil Wyhlens (über die Hard- und Südstraße sowie durch ein Wasserschutzgebiet, wir berichteten) sei verworfen worden, schreiben die Sozialdemokraten.

Bürgermeister Benz verweist diesbezüglich im Gespräch mit unserer Zeitung auf enorme Kosten zur Ertüchtigung der genannten Straßen hin, die für ein ständiges Befahren mit schweren Lastwagen nicht ausgelegt seien – und natürlich auf das Wasserschutzgebiet, das durchfahren werden müsste. Es seien verschiedene Möglichkeiten geprüft worden, die Tendenz gehe klar in Richtung „Nordvariante“.

Um sich über die neu geplante Logistik für die Sanierung des Roche-Teils der Keßlergrube zu informieren, hatten die SPD-Gemeinderatsfraktion und die Vorsitzenden des SPD-Ortvereins das in der Nähe des Perimeters 1/3-Nordwest gelegene Logistikzentrum besucht. Roche-Gesamtprojektleiter Richard Hürzeler und sein Team erläuterten den während der nächsten vier bis fünf Jahren geplanten Ab- und Antransport von Spezial-Containern mit dem zu entsorgenden Gefahrgut per Laster und die Anlieferung des sauberen Materials via Schiffsanleger, heißt es in der Pressemitteilung der Sozialdemokraten.

Sitzungsbeginn bereits um 18 Uhr

Wie SPD-Gemeinderatsmitglied Heinz Intveen bekundet, hat er Anfang der 70er Jahre wöchentlich die Verfüllung der Keßlergrube, auch mit Chemiemüll aus Basel, als Nachbar im Hornboden erlebt. Auch dem damaligen Grenzacher Bürgermeister Walter Bertsch sei es damals nicht gelungen, die Giftmüllfuhren bereits am Grenzübergang Hörnli zu stoppen – und zwar wegen des zollfreien Grenzverkehrs, erinnert sich Intveen. Nach eigenen Angaben hat er Hürzeler deshalb vorgeschlagen, den Transport der Altlast „auf kürzestem Weg im Rahmen des zollfreien Grenzverkehrs durch den Kanton Basel nach Weil am Rhein vorzunehmen“. Aus Intveens Sicht hätte dies den großen Vorteil, dass bei jeder Fahrt für Hin- und Rückfahrt 50 Kilometer Fahrstrecke eingespart werden könnten, was für die Umwelt ein großer Gewinn wäre: pro Lastwagen 12 500 Kilometer weniger in einem Jahr, bei 30 Lastwagen pro Tag sogar 375 000 Kilometer im Jahr.

Sollte ab kommendem Jahr die Ausfahrt aus Grenzach durch die neue Straßenunterführung unter der Bahn neben der Firma Osypka in möglichst kurzer Zeit realisiert werden können, wäre eine noch direktere Anbindung Richtung Hörnle südlich der Bahn denkbar, heißt es in der Mitteilung der SPD. Dann wären ab dem Gmeiniweg keine Entsorgungsfahrten mehr durch den ganzen Ortsteil Grenzach hin und zurück nötig. Und durch Wyhlen ohnehin nicht.

Bürgermeister Benz kann der Idee, die Lastwagen via Grenzach und Basel nach Weil am Rhein fahren zu lassen, durchaus „Charme“ abgewinnen. Gleichwohl sei sie keineswegs spruchreif. Aktuell stelle sich alleine die Frage nach der Fahrt via Gmeiniweg und Ortsdurchfahrt Wyhlen, worüber der Gemeinderat heute Abend im Haus der Begegnung befinden soll.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading