Grenzach-Wyhlen „Lieber weniger, aber dafür richtig“

Die Oberbadische

Bürger-Infotreff am Samstag wegen geplanter Baumfällungen im Bereich Basler Straße und Seidenweg

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Schwach besucht war am Samstagvormittag der öffentliche Vororttermin für die im Bereich Seidenweg/Basler Straße geplanten Baumfällungen. Nur sechs Bürger waren gekommen, um zu erfahren, warum dort 17 teils stattliche Bäume werden weichen müssen.

„Die Bäume sind einfach nicht mehr zu halten, aber wir haben uns bemüht“, sagte Patrick Huhmann, Leiter der Gemeindegärtnerei Grenzach-Wyhlen, beim Rundgang. Gemeinsam mit Baumexperte Ulrich Pfefferer erläuterte er den wenigen Anwesenden die Probleme – und auch Gefahren, mit denen die Ahornbäume im Grenzacher Zentrum behaftet sind. Dabei deutete er auf arg „zerfleddert“ aussehende Baumkronen, zeigte tote Äste und gab entsprechende Erläuterungen. „Drei Jahre lang haben wir alles versucht, um die Bäume zu retten. Wir haben Ausdünnungen vorgenommen, haben Totholz entfernt, haben gezielt gedüngt – vergeblich“, hielt Huhmann fest.

Vor 25 bis 30 Jahren sind die Bäume gepflanzt worden, die noch in diesem Monat der Kettensäge zum Opfer fallen werden. „Und so, wie man es damals gemacht hat – nach dem damaligen Stand der Erkenntnisse – war das richtig“, ergänzte Ulrich Pfefferer. Zu jener Zeit habe man weniger auf die Auswahl von Baumstandorten geachtet, sondern eben welche gesetzt, wo es optisch gewollt war. Und dabei ungewollt Fehler gemacht. So haben die Bäume beim einstigen Seidenweber-Areal kaum Platz für ihr Wurzelwerk. Zum Teil wurden – wie vor Ort bestens zu sehen – im Gehwegpflaster nur 50 Zentimeter breite Streifen ausgespart, um einen Baum zu pflanzen. Die Wurzeln ruhen seither in sehr wenig „Gartenboden“, der auf Kies gebettet wurde. „Der Stand der Technik war damals so, aber das geht auf Dauer nicht gut. Aufgrund der arg begrenzten Größe ihrer jeweiligen Standorte sind die Bäume jetzt am Ende“, deutete Pfefferer. Denn die Wurzeln der teils über haushohen Bäume haben keinen Platz mehr.

„Es fehlt der freie Standraum“, sagte der Baumexperte, „das war vor 25 Jahren kein Thema.“ Im Bereich von Gartenbau und Stadtentwicklung hätten sich die Pflanztechniken in den letzten Jahren massiv weiterentwickelt.

Laut Pfefferer setzt man heute eher weniger Bäume, diese dafür allerdings an anders gebauten Standorten, „damit sie in der Stadt wenigstens 40 bis 50 Jahre halten“. Um dies zu erreichen, müsse man in den „Standraum“ investieren, dem Baum also viel Platz geben, sich zu entfalten. Überdies verbaue man heutzutage wesentlich mehr Baumsubstrat unterm Straßenpflaster und sorge für eine Belüftung des Wurzelwerks, das sich somit gut ausbreiten könne.

In Kürze werden also in unmittelbarer Nähe zur „Neuen Mitte“ 17 teils markante Bäume weichen müssen. Etwa neun bis zehn Neupflanzungen sollen vorgenommen werden. An besseren und zeitgemäß ausgebauten Baumstandorten. Im Herbst kann es laut Patrick Huhmann losgehen.

Davor jedoch sind politische Entscheidungen nötig, denn pro neuem Baum inklusive Standortbau werden 4500 bis 5000 Euro fällig, welche die Gemeinde bezahlen muss. „Das ist realistisch, denn es sollen keine Pseudopflanzungen werden“, sagte Pfefferer. Pro „Baumquartier“ werde ein Raumvolumen von zwölf Kubikmetern eingeplant, damit wirklich Platz für ein gesundes Wurzelwachstum sei.

Mit großem Interesse und Verständnis folgten die sechs Anwesenden den Ausführungen der beiden Baumexperten. Eine Anwohnerin brachte es dabei folgendermaßen auf den Punkt: „Ich laufe hier seit Jahren jeden Tag vorbei und bin dafür, dass man es hier schön macht. Also soll man lieber weniger Bäume pflanzen, diese dann aber richtig.“

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