Während die EU noch an Gesetzesvorlagen zur Eindämmung der Plastiktütenflut arbeitet, geht man in Grenzach-Wyhlen bald ganz pragmatisch einen anderen Schritt. Der Handwerker- und Gewerbeverein (HGV) plant nämlich die Einführung von Pfand-Tüten aus Recyclingmaterial, „Pfandgugge“ genannt. Von Tim Nagengast Grenzach-Wyhlen. „Wir haben uns gedacht, wir machen einfach selber was“, umriss HGV-Vorsitzender Joachim Schlageter bei der Generalversammlung am Freitagabend die Idee hinter der Ausleih-Tüte. Das aufgedruckte Motto: „Wir kaufen offline“, also im stationären Handel, soll zugleich ein Bekenntnis zum heimischen Gewerbe sein, das sich durch Beratung, Service und weitere Vorteile für den Kunden vom anonymen Internet abzugrenzen weiß. Flott auch der Name der neuen HGV-Tasche, von der Schlageter einen ersten, allerdings noch aus Papier gefertigten Prototypen herumreichte: „Pfandgugge“ (Gugge, alemannisch für „Tüte“). Und auch sonst will der 103 Jahre alte HGV Profil zeigen. Dazu gehört unter anderem eine klare Positionierung zur geplanten „B 34 neu“. Die im Zuge der Umfahrung Grenzachs in einigen Jahren vorgesehene ersatzlose Schließung des Bahnübergangs am „Hörnle“ stößt den Handwerkern und Gewerbetreibenden nämlich sauer auf. Sie befürchten, regelrecht „abgeschnitten“ zu werden. Denn sei die Basler Straße erst einmal gekappt, rolle der Verkehr aus Richtung Basel – und damit der wichtige Kundenstrom von dort – komplett und direkt auf die neue Bundesstraße. Und damit an den örtlichen Händlern vorbei, befürchtet Schlageter. „Die Schließung wäre für uns bezüglich der Kundenfrequenz fatal, die Welt endet doch nicht am Hörnle“, hielt er fest. Gleichwohl sei die Umfahrung insgesamt für die Großindustrie und das Gewerbe am Rhein von großer Bedeutung, schob der HGV-Vorsitzende nach: „Sie sehen, in meiner Brust schlagen zwei Herzen.“ Rückblickend zog Schlageter ansonsten eine sehr zufriedenstellende Bilanz. Besonders hob er den „Erlebniseinkauf Basler Straße“ heraus, der am 26. September stattfand. Schlageter: „Ein wirklich toller Tag. Alle haben sich so richtig reingekniet und tolle Ideen gehabt – und manch einer hat es sogar mit dem, was er gemacht hat, bis an den Zunftabend geschafft.“ Was die Entwicklung der „Neuen Mitten“ betrifft, fühlt sich der HGV von der Gemeinde ernstgenommen und gut eingebunden. So gehören Vorstandsmitglieder unter anderem der Jury des städtebaulichen Wettbewerbs für die Grenzacher Mitte an. „Im Moment ist aber alles noch relativ abstrakt“, sagte Schlageter. Eine klare Kante zeigen die HGV-Mitglieder auch bezüglich der Debatte um die Einführung einer Bagatellgrenze für Schweizer Einkaufstouristen. Eine solche lehnt der Zusammenschluss der Händler und Gewerbetreibenden aus Grenzach-Wyhlen rundweg ab. Der wirtschaftliche Schaden einer Bagatellgrenze wäre immens, „denn 70 bis 80 Prozent der Einkäufe liegen unter 50 Euro“, berichtete Schlageter. „Bärenscheck“-Flyer: Zwar hat der Grenzach-Wyhlener Handel mit seinen „Bärenschecks“ im vergangenen Jahr eine Summe von rund 13 000 Euro vor Ort halten können, die beliebten Geschenkgutscheine sollen aber noch weiter gestärkt werden. Dazu wurde jetzt ein neues Flugblatt vorgelegt, das die „Bärenschecks“ bewirbt. „Erlebniseinkauf“: Nach dem großen Erfolg des Basler-Straßen-Festes ist im kommenden Jahr – voraussichtlich im September – eine Neuauflage in Wyhlen geplant. Titel: „Erlebniseinkauf Gartenstraße“. Für 2018 peilt der HGV eine große Leistungsschau in der Hochrheinhalle an. Die letzte fand 2013 aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des Vereins statt und war ein großer Erfolg. Gruß und Dank: „Wir wissen, was wir am HGV haben. Der Mittelstand ist der Diamant einer Gemeinde“, sagte Bürgermeisterstellvertreterin Ulrike Ebi-Kuhn an die Adresse des HGV-Vorstandes. Ebenso dankte sie für das soziale Engagement des Vereins (wir berichten noch) sowie „fürs Steuernzahlen“. Namens des Vorstandsteams dankte Michael Schwab vor allem Joachim Schlageter für dessen stetigen Einsatz. „Macht weiter so“, rief Schwab.