Grenzach-Wyhlen (S)ein Blick genügt

Die Oberbadische

Kabarettist Daniel Helfrich im Wyhlener TIZ

Von Manfred Herbertz

Das „halbnackte Grausen“ herrschte am Sonntagabend im Theater im Zehnthaus (TIZ). Daniel Helfrich war zu Gast und hatte eine ganze Reihe von Bösewichten sowie böse Wichte mitgebracht. Doch zu Tode erschreckt wurde in dem gut zweistündigen Programm niemand. Eher lief man Gefahr, sich totzulachen.

Grenzach-Wyhlen. Helfrich schaffte es mit nur einem Blick, das Publikum zum Lachen zu bringen. Schon bei seinem Entree gab‘s kein Halten, obwohl er sich alle Mühe gab, gar schrecklich auszusehen. Mit schiefen Zähnen, schwarzem Gehrock und Zylinder kletterte er auf die Bühne und nuschelte kaum verständlich vor sich hin. Als Single suchte er ein Date – mit einer Zahnärztin.

Es ließ sie alle lebendig werden, die Haarmanns, Hannibal Lecters, Captain Hooks, die Phantome aus der Oper und Norman Bates, ein Potpourri der schaurigsten Gestalten der Literatur, und auch die Nervensägen des Alltags. „Ich sehe, Sie haben Ihre Frau mitgebracht“, rief er einem Zuschauer zu. Überhaupt immer wieder suchte Helfrich den Kontakt zum Publikum, bezog es mit ein und produzierte Lacher am laufenden Band.

Dem Grauen verdankt er sogar seinen ersten Kuss, als er 14-jährig mit seiner Freundin „Nightmare 4“ mit Freddy Krueger anschaute.

Mit einem Parforceritt kalauerte er sich durch den bluttriefenden Macbeth, die fünf Akte schrumpften auf fünf grausig-lustige Minuten. Und er erzählte von seinem ach so aufregenden Leben. „Ich habe ‘nen Goldfisch und liebe Trockenblumen“, und Picasso wäre stolz auf ihn, denn „ich bin ein Genie im Malen – nach Zahlen“.

Die Hände flogen übers Klavier, Helfrich sang mit lockerem Mundwerk von Disneys Monsterparade und kreierte „Frankie, the Selfmademonster“, eine zwerchfellerschütternde Parodie auf alle Monsterfilme.

Das alltägliche Grausen hat er aber in Helene Fischers Liedern ausgemacht. „Ich bin froh, dass ich kein Lied von Helene Fischer bin“, stimmte er an, und fuhr fort: „Atemlos durch die Nacht, das Niveau ist abgeflacht, jedoch noch viel schlimmer, ich erwähn‘s, sind deine Fans.“

Helfrich präsentierte zu Bill Ramseys Lied „Souvenirs“ ebensolche aus dem Reich der Schatten und der Niedertracht und mokierte sich, als er zum dritten Mal zu falschen Zähnen griff, über das Gelächter des Publikums. „Da will man als Monster die Leute erschrecken und erntet nur ein Hahaha, schaut euch doch selbst mal an…“

Dazu servierte er Hausmannskost von Haarmann und Hannibal Lecter und meinte lakonisch, da stecke auch viel Haut (!) Cuisine drinnen.

Dass die Schurken nicht überall die Oberhand gewinnen, zeigte Dr. Fu Man Chus Anruf bei Angela Merkel, da stieß er doch auf taube Ohren. Was man von dem gemeinen Ohrwurm, der sich in des Bohrturmsbohrers Ohr bohrt, nicht behaupten konnte.

Zum Schluss verriet Helfrich, was ihn antreibt: „Es ist schöner, gehasst zu werden als geliebt.“ Nur das gelang ihm diesmal nicht, denn das Publikum im Wyhlener TIZ feierte den musikalischen Tausendsassa frenetisch.

Und eines ist bereits sicher: Das Grausen kommt zurück – am 9. April 2017 an gleicher Stelle.

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