Grenzach-Wyhlen Schulden für die Ewigkeit

Die Oberbadische

Wie einen gewaltigen Bauchladen schleppt der Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung der Gemeinde Grenzach-Wyhlen

Wie einen gewaltigen Bauchladen schleppt der Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung der Gemeinde Grenzach-Wyhlen einen Schuldenberg von rund 20 Millionen Euro vor sich her. Eine Lösung zur schrittweisen Reduzierung ist nicht in Sicht.

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. „Das kann es doch nicht sein – der Kollaps ist vorauszusehen“, schimpfte Ulrike Ebi-Kuhn angesichts der gewaltigen Schuldenlast am Montagabend im Betriebsausschuss der kommunalen Eigenbetriebe. Allein dafür würden 1700 Euro Zinsen fällig – und zwar pro Tag, hatte die CDU-Ratsfrau ausgerechnet. „Da wurden vor Jahren Kardinalfehler gemacht – und jetzt kriegen wir diese Schulden nicht mehr weg“, sagte Bürgermeister Tobias Benz.

Die Krux an der Sache nämlich ist: Dank der gegenwärtigen Rechtslage, dass mit Wasser und Abwasser keine Gewinne erwirtschaftet werden dürfen, sondern nur kostendeckend gearbeitet werden darf, hat die Gemeinde keine Chance, diesen Schuldenberg jemals abzutragen. Und sie schleppt ihn seit Jahren beziehungsweise Jahrzehnten mit.

Dabei ist – rein rechnerisch zumindest – der Eigenbetrieb Abwasserversorgung im vergangenen Jahr gar nicht so schlecht gefahren, wie Marc Schmidt von der Energiedienst Holding dem Betriebsausschuss des Gemeinderates darlegte. Zumindest im Vergleich zu den Zahlen, von denen man ursprünglich ausgegangen war, schließlich wurden einige im Jahr 2014 geplante Investitionsmaßnahmen verschoben: etwa die Querspange Kirchstraße und das Neubaugebiet am „Hornacker“. Auch wurden „nur“ 338 000 Euro an Neukrediten aufgenommen – geplant waren rund 910 000 Euro.

Warum die Einnahmen im Abwasserbereich sinken? Unter anderem, weil seit rund fünf Jahren rückläufige Schmutzwassermengen zu verzeichnen sind. Dies hat allerdings weniger mit steigendem Umweltbewusstsein der Verbraucher zu tun denn mit der Tatsache, dass immer mehr Industriebetriebe in der Gemeinde dazu übergehen, ihr Schmutzwasser selbst zu reinigen. Also brauchen sie dafür keine Gebühren zu bezahlen – lediglich noch für den Frischwasserbezug, sofern sie nicht – wie etwa die Firma DSM – über eigene Brunnen verfügen.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading