Jahr für Jahr besuchen Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren aus Grenzach-Wyhlen und dem italienischen Pietrasanta für einen Sommersprachkurs die jeweilige Partnergemeinde. Rosa Di Nardo aus Grenzach-Wyhlen ist eine von ihnen. Sie hat uns nach der Rückkehr aus Pietrasanta einen Bericht geschickt, den wir in gekürzter Fassung wiedergeben. Von Rosa Di Nardo Grenzach-Wyhlen. Nach anstrengenden acht Stunden Zugfahrt kamen wir endlich in der Toskana an. Meine sympathische Familie wohnte etwas außerhalb, im 100-Seelen-Dorf Minazzana irgendwo in den Bergen. Der Italienischunterricht fand in einer Art italienischer Volkshochschule statt. Neben unserer Gruppe nahmen auch drei belgische Jugendliche samt Begleiterin am Unterricht teil. Da ich relativ fließend Italienisch spreche und der Unterricht auf absolute Anfänger ausgerichtet war, hatte der Sprachunterricht für mich an sich keinen großen Nutzen. Danach stand Segeln auf dem Programm. Stadtrallye in Pietrasanta Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt von Pietrasanta. Unsere Lehrerin hatte eine Stadtrallye für uns zusammengestellt, die wir in Gruppen erledigen sollten. Ich landete in einem Team mit einem Belgier und meiner nicht Französisch sprechenden Freundin. Da die Aufgaben auf Italienisch formuliert waren, nahm ich das Ruder in die Hand und übersetzte. Während der Rallye betrachteten wir im Centro storico, der Altstadt, den Dom, erfuhren Näheres über die zahlreichen Skulpturen, die man so gut wie überall in der Stadt sehen kann und kauften uns köstliche Focaccia. Nach dem „Unterricht“ verbrachten wir wieder den ganzen Tag am Strand. Dieses Mal stand Stand-Up-Paddling (SUP) auf dem Wassersportplan. Nach einer Unterrichtseinheit im Supermercato rund um das Thema Essen am nächsten Tag fuhren wir am Strand mit der „barca a vela“ (Segelboot), dem pedalò (Tretboot) und den SUPs weiter aufs Meer hinaus, um dort das klare Wasser zu genießen. Nachts war ich mit meiner Austauschschülerin und einem Teil der Gruppe in Pietrasanta unterwegs. Ausflug nach Pisa Der klassische Ausflug führte uns in diesem Jahr nach Pisa. Als erstes fielen mir natürlich die Menschenmassen auf, die unbedingt ein Foto mit dem Schiefen Turm machen wollten und sich deswegen voller Inbrunst auf dem Gras in Pose warfen – allen Verbotsschildern zum Trotz. Nach einer umfangreichen Besichtigung der Piazza dei Miracoli erkundeten wir auch die kleine, dafür umso charmantere Stadt Pisa. Am Freitag machten wir uns auf den Weg zur „Festa dei Lucchesi nel Mondo“, einem Fest zu Ehren der Einwohner der Provinz Lucca, die verteilt über die ganze Welt leben. Zu dieser Provinz gehört auch Pietrasanta. Während der Zeremonie sollte das Blasorchester die deutsche, die belgische und die italienische Nationalhymne spielen, während die Flagge des jeweiligen Landes gehisst wurde. Etwas Lampenfieber Nach anfänglichem Zögern übernahm ich, in rotem Kleid und Flip-Flops, den deutschen Part und versuchte mehr oder weniger selbstbewusst vor der Menschenmenge zu stehen. Nach dem Flaggenhissen hielten der Bürgermeister von Pietrasanta, Massimo Mallegni, und einige weitere wichtige Persönlichkeiten der Stadt ihre Reden. Später genossen wir noch den wunderschönen Sonnenuntergang am „Nimbus“-Strand. Zum Glück fiel am Samstag der Unterricht aus, so dass wir endlich den Schlafmangel ein bisschen abbauen konnten. Denn die italienische Zubettgehzeit, kombiniert mit dem frühem Aufstehen für die Sprachschule, ist auf Dauer nicht unproblematisch. So blieb uns noch etwas Zeit für den Strand. Einen „Pokémon Go“-Trip mit unseren neuen Freunden lehnten wir dankend ab, da wir noch unsere Koffer packen mussten, die zum Teil überdimensionale Ausmaße angenommen hatten. Nach einigen Versuchen und dem Einsatz roher Gewalt ging endlich auch mein Koffer zu – bis mir auffiel, dass noch weitere Sachen ein- und ausgepackt werden mussten. Resümierend kann ich sagen: Ich habe in Pietrasanta viele neue Erfahrungen machen dürfen und die italienische Kultur besser kennengelernt. Das Konzept der Städtepartnerschaft von Grenzach-Wyhlen und Pietra- santa, auch über Sommersprachkurse die jeweils andere Stadt kennenzulernen, hat mich nach dieser Reise sehr überzeugt. Sonne satt, kühles Meer, sorglose Autofahrer, gutes Essen und herzlich-offene Menschen, die für deutsche Verhältnisse vielleicht viel zu laut und viel zu viel reden – all das war ein interessantes und lehrreiches Abenteuer, das sich hoffentlich im nächsten Jahr wiederholen lässt.