Uberada/Brasilien (pd/nod). Welch’ eine Spannung, welch’ eine Dramatik, welch’ eine Atmosphäre: Dank einer kämpferischen Glanzleistung haben die deutschen Junioren mit dem Brombacher Lars Spieß bei der U 21-WM in Brasilien als Sieger der Vorrundengruppe D das Achtelfinale erreicht. Am Sonntagabend (Ortszeit) gab es ein 29:29 gegen den WM-Gastgeber, der von 5000 frenetischen Fans nach vorne gepeitscht wurde. Nach vier Siegen in Folge gaben der anfangs überragende Torwart Jonas Maier & Co. zwar den ersten Punkt ab, gehen aber voller Selbstvertrauen in die K.o.-Phase. Bester deutscher Torschütze war erneut der Gummersbacher Simon Ernst mit acht Treffern bei neun Versuchen, Yves Kunkel traf fünf Mal. Und Lars Spieß steuerte zwei Treffer bei. Während seine Spieler in der Kabine jubelten, war DHB-Trainer Markus Baur zufrieden: „Das 29:29 ist ein gerechtes Ergebnis, für uns ist das Resultat besser, weil wir somit die Gruppe gewonnen haben. Bis zur letzten Sekunde hatten beide Mannschaften die Chance zum Sieg – also ist das Remis fair. Für unsere Spieler war das schon etwas Besonderes. Sie spielen zwar auch in der Bundesliga vor 5000 Fans, aber hier in Brasilien fühlt sich das wie 15.000 an.“ Der Achtelfinalgegner des Europameisters, der gegen Brasilien auf den erkrankten Tim Suton verzichten musste, entschied sich erst gestern Nacht deutscher Zeit in der Partie Argentinien gegen Chile. Sieger der Parallelgruppe C wurden die verlustpunktfreien Franzosen, die im „Finale“ Dänemark durch einen 32:26-Sieg auf Rang zwei vor Südkorea verwiesen. Gruppenzweiter in der deutschen Gruppe wurde Ägypten nach einem Kantersieg gegen Norwegen vor den punktgleichen Brasilianern, die wie die Skandinavier ins Achtelfinale einzogen. Die 5000 Fans in der Arena machten einen infernalischen Lärm, Gänsehaut-Atmosphäre pur. Aber die Gastgeber schafften es vor der Pause nicht, in Führung zu gehen – im Gegenteil: Anfangs blieb die DHB-Auswahl im Hexenkessel eiskalt. Nach der deutschen 7:3-Führung nahm Brasilien früh seine erste Auszeit, doch es änderte sich erst nichts, der Europameister lag nach 22 Minuten beim 12:8 vier Tore vorne, überzeugte in dieser Phase vor allem in der Defensive und der Chancenverwertung. Aber angestachelt von den Fans, bäumten sich der Panamerikameister wieder auf, trafen in der Schlussphase der ersten Hälfte unter tosendem Jubel dreimal in Folge zum Ausgleich - 14:14. Mit einem 15:15 wurden nach 30 hochklassigen Minuten die Seiten gewechselt. Für die DHB-Auswahl war Torwart Jonas Maier der Turm in der Schlacht mit elf abgewehrten Würfen vor der Pause - er hatte den Vorzug gegenüber Christopher Rudeck erhalten, der mit 16 Paraden noch der Matchwinner gegen Ägypten gewesen war und erst in Hälfte zwei zwischen die Pfosten kam. Auf die Torleute können sich die Deutschen also immer verlassen. Nach dem Seitenwechsel kochte die Arena förmlich über, die Fans standen auf den Sitzen, als die Brasilianer beim 19:18 (36.) erstmals in Führung lagen. Die Partie stand auf des Messers Schneide, wogte hin und her wie auf einer Achterbahn. Brasilien legte vor, Deutschland glich aus, Brasilien traf doppelt, Deutschland traf ebenfalls zweifach. Nach der roten Karte gegen den Brasilianer Gustavo Rodrigues wegen eines Fouls gegen Franz Semper, just als dieser zum erneuten Ausgleich (26:26) einlocht, bekam die deutsche Mannschaft wieder leicht Oberwasser, beim 28:27 gelangt Jan Remmlinger die erste Führung nach dem 18:18. Entschieden war aber immer noch nichts. Brasilien glich aus, Simon Ernst erzielte das 29:28 für die DHB-Auswahl in der Schlussminute. 28 Sekunden vor Schluss Siebenmeter für Brasilien, Hackbarth traf. Letzter Angriff Deutschland. 13 Sekunden vor dem Abpfiff nahm Baur seine letzte Auszeit. Doch der letzte Wurf verpuffte - Remis nach einem dramatischen Kampfspiel, Gruppensieger als einzige ungeschlagene Mannschaft der Gruppe D. Und am Montag war erst einmal einen spielfreien Tag, um durchzuschnaufen. In den ersten vier Vorrundenspielen waren der DHB-Auswahl zwei hart umkämpfte Erfolge (28:24 gegen Norwegen und 19:24 gegen Ägypten) sowie zwei klare Triumphe gegen Uruguay (37:18) und Japan (43:24) gelungen. Und geht’s heute im Achtelfinale wohl gegen Argentinien.