Hausen im Wiesental Ein Dichter, der Heimat braucht

Markgräfler Tagblatt
Wernfried Hübschmann präsentierte im Hebelhaus „leise Laute“ aus seinen „Wiesentalgedichten“. Foto: Hans-Jürgen Hege Foto: Markgräfler Tagblatt

Lesung: Wernfried Hübschmann präsentiert Auszüge aus seinem neuesten Werk „Wiesentalgedichte“

„Ich bin kein Heimatdichter“, rückte sich Wernfried Hübschmann bei einer Lesung von Gedichten mit überwiegend „leisen Lauten“ aus seinem neuesten Werk voller „Wiesentalgedichte“ am Sonntag im Haus des Heimatdichters Johann-Peter Hebel ins rechte Licht. Und er räumte sich, „selbst für den Fall, dass dies ein ehrenvoller Titel sein sollte“, keine Chance ein, ihn zu erringen.

Von Hans-Jürgen Hege

Hausen. Mit philosophischen Betrachtungen zum „Lehnwort Heimat“ tastete sich Hübschmann vor einer großen Schar Gäste und vor laufender Videokamera langsam vor zum Fazit, das ihn wohl auch dazu bewegte, das Wiesental aus Sicht des Künstlers, der mit geschliffenen Worten zu malen versteht, in ein weiteres Buch zu packen: „Ich bin kein Heimatdichter. Aber ein Dichter, der Heimat braucht. Und sie im Wiesental gefunden hat. Dadurch wird das Thema nicht einfacher, aber das Leben leichter mit dem geborgten Wort. Mit dem Lehnwort Heimat.“

Den Charakter seiner Gedanken, die im eben erschienen Buch zum Ausdruck kommen, beschreibt Hübschmanns Auffassung von dem, was ein Gedicht aus seiner Feder soll: „Es will kein lautes Brausen. Eher ein leises Schreiten. Will nach Hause in Hausen. Will reden, nicht streiten. Will hinaus in die Weite. Will nicht haben, will sein. Ist nur ein Hauch, nur ein Tropfen auf einen heißen Stein.“

Der Autor nimmt seine Leser mit auf eine Reise entlang der „Wiese“, 57,8 Kilometer durch Grün- und Weideland vom Feldberg bis nach Kleinhüningen, wo des „Feldbergs Töchterlein“ zum rechten Nebenfluss des „alten Schwerenöters“ Rheins wird, in den sie schließlich mündet, mit dem er sich aber nicht anfreunden kann: „Hier also beginnt das Meer. Container, Müll, sprechende Kräne“, habe er ausgemacht und sich gefragt: „Wo nisten die Schwäne?“ Keine Antwort. Aber: „Mein Gedichtband ist kein Wanderführer, sondern eine Sammlung, die von der Landschaft des Südschwarzwalds inspiriert wurde“ - und die ihn an den bayrischen Wald erinnere, in dem er aufgewachsen sei.

Wernfried Hübschmanns Verse illustrierte sein Freund und Nachbar Konrad Grund. Ihm wie auch seinem Dichterkollegen Markus Manfred Jung, der das Zustandekommen des Buches begleitet hat“, dankte er für die Zusammenarbeit ebenso wie der Gemeinde Hausen für ihre Gastfreundschaft.

Hübschmanns Zuhörer im Hebelhaus erlebten Verwandlungen, den Zeller Blauen in zwei Fassungen, machten Bekanntschaft mit einem „Selbstporträt mit Atemnot“ und durften einen Blick riskieren auf das „Alemannische Nachtbild“ mit „Königskerzen“, die kalt geworden sind im Wind hinter Fenstern, hinter denen „der Tag zu Ende erzählt wird“.

Die Zuhörer hingen an den Lippen des Dichters, der „Fragmente einer Poetik“ erläuterte, betonte, dass Gedichte Sprache und Inseln sind oder sein können, Textinseln, Buchstabenarchipele, schroff aufragende Formationen, die in der Regel nach Osten hin ins Meer stürzen, während sie im Westen Halt finden an einer unsichtbaren Linie, die für Maß und Ordnung sorgt.

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