Hausen im Wiesental Ein Feuerwerk an Geschichten abgebrannt

Markgräfler Tagblatt
Franz Hohler las im Hebelhaus in Hausen. Foto: Heiner Fabry Foto: Markgräfler Tagblatt

Hebelpreisträger Franz Hohler zu Gast beim Muettersproch-Obe in Hausen

Hausen (hf). Auf Einladung der Muettersproch-Gsellschaft war der Hebelpreisträger Franz Hohler zu Gast im Hebelhaus. Dabei brannte er ein wahres Feuerwerk an Geschichten, Gedichten und Kurz-Vorträgen ab.

Franz Hohler zeigte eindrücklich, dass man ihm Unrecht täte, wenn man ihn auf die Begriffe „Dichter und Kabarettist“ verkürzen würde. Die Zuhörer, die in Scharen ins Hebelhaus gekommen waren, erlebten einen Mundart-Philosophen, der gerade in den leisen Tönen Vieles zum Nachdenken mit auf den Weg gab.

Es war aber auch wirklich kein einziger freier Platz mehr im Hebelhaus zu finden, als Heidi Zöllner den Mundart-Dichter und Hebelpreisträger begrüßte. Dicht gedrängt saß das Publikum und lauschte einem Programm, in dem das hohe Lied der alemannischen Mundart gesungen wurde. In seinem ersten Beitrag „Oh, Deutsch“ verglich Hohler die Mundart mit dem so genannten Hochdeutsch und musste feststellen, dass dem Deutschen doch die Zärtlichkeit im Ausdruck abgeht, die der Mundart in höchstem Maße eignet.

Die Weite der Ausdrucksmöglichkeiten der Mundart demonstrierte der Hebel-Preisträger anhand von Übersetzungen, die er aus vielen Sprachen in die alemannische Mundart vorgenommen hatte. Franz Hohler trug sein Gedicht „Kompost-Kübel“ vor und erzählte, dass dieses Gedicht sich in einer japanischen Anthologie finde. Er hatte eine Japanerin gebeten, diese Übertragung aus dem Japanischen ins Deutsche zurück zu übersetzen. Als er diese Rückübertragung vorlas, merkten die Zuhörer, dass die neue Version auch sehr hübsch klang, mit dem Original aber nichts mehr zu tun hatte.

Natürlich gehört zu einer Lesung von Franz Hohler das Komödiantische unbedingt dazu. Auf Anregung einer Zuhörerin trug der Dichter die Geschichte vom „Totämügerli“ auf Berndütsch vor. Zwar hatte er seine Zuhörer vorgewarnt: „Sie werden kein Wort verstehen“ – und so war es auch – aber der Vortrag selbst mit der entsprechenden Mimik und Gestik löste eine unbändige Heiterkeit aus. Das Publikum war kaum zu Atem gekommen, als Hohler verschmitzt verkündete: „Das kann ich auch auf Rätoromanisch“.

In seiner Kurz-Vorlesung zum Thema Mundart zeigte sich Franz Hohler als hintergründiger Mundart-Philosoph. „Wir leben auch in der Sprache“, hob Franz Hohler an und führte eine Vielzahl von Wort-Neuschöpfungen an, die gerade bei jungen Menschen heute zum Alltagswortschatz gehören. Aber Franz Hohler war weit von einer Sprachschelte entfernt. „I han grad gesimselet“, zitierte er einen jungen Mann auf der Straße. „Klingt das nicht wirklich fröhlich und gar nicht fremd?“, fragte er seine Zuhörer. Um den Schluss zu ziehen: „Die Sprache stirbt nicht am Fremden, sondern wenn sie sich dem Fremden verschließt.“ Weiter hat er den Gedanken nicht ausgeführt, aber man tut dem verschmitzten Philosophen sicher nicht unrecht, wenn man unterstellt, dass er schon weiter gedacht hat. Eine Gesellschaft stirbt nicht an den Fremden, sondern wenn sie sich den Fremden verschließt und sie nicht bereitwillig in ihre Mitte aufnimmt. Bei aller tobenden Heiterkeit war es am Ende doch auch ein wertvoller und nachdenklicher Abend.

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