Fragebogenaktion
Der nach einer Fragebogenaktion ermittelte Wärmebedarf liege bei der Schule (Altbau), Schulneubau, dem Kindergarten und der Gemeindehalle und weiteren 22 Anschlüssen kleinerer Abnehmer entlang der 940 Meter langen Trasse bei rund 830 000 kWh pro Jahr. Die könnte das Nahwärmenetz mit Reserven von rund 30 Prozent, die Angrenzern mindestens zur Verfügung stünden, locker liefern. Auch höhere Kapazitäten seien möglich. Der Bedarf aber müsste schon jetzt in die bevorstehende Planung einfließen, weil danach die Größe der Heizanlage und die Dimensionen der zu verlegenden Leitungen berechnet werden. Die Energie liefern könnten eine Hackschnitzelanlage mit Erdgas-Spitzenlastkessel (Holz-Variante), eine Hackschnitzelanlage mit Erdgas-Blockheizkraftwerk (BHKW) und Erdgas-Spitzenlastkessel (von den Planern empfohlene HYBRID-Variante), Erdgas-BHKW und Erdgas-Spitzenlastkessel (BHKW-Variante) sowie der Einzellösung mit Erdgas-Brennwertkessel und solarthermischer Unterstützung (Referenz-Variante).
Hybrid-Lösung
Die Planer und der Energiedienst plädierten in ihrer Präsentation für die Hybrid-Lösung mit Holz- und Gaseinteilen von jeweils 50 Prozent. Die Holzhackschnitzelanlage würde mit modernster Filtertechnik, automatischer Entaschung, automatischer Hackschnitzelzufuhr und optimiertem Groß-Pufferspeicher betrieben, der Erdgaskessel sorge für Ausfallsicherheit, und das Erdgas-BHKW ergänze die erzeugte Energie mit Wärme im Sommer und mit selbst erzeugtem Strom. Und das alles zu Preisen, die „auf den ersten Blick zwar ziemlich hoch“ ausfallen, in Zukunft aber durchaus sehr günstig sein könnten. Die Investitionskosten für die favorisierte Lösung würden sich auf 1,3 Millionen Euro belaufen. Es seien – wenn die Anlage von der Gemeinde betrieben und mit Holz aus eigenen Wäldern beliefert wird – mit Jahresvollkosten von 169 000 Euro zu rechnen, die auf die Teilnehmer so umgelegt würden, dass die Wärmeentstehungskosten von 12,7 Cent pro kWh aufzubringen hätten.
Umweltschutz
Grundsätzlich – so der Tenor – hätte schon aus Sicht des Umweltschutzes niemand etwas gegen das Nahwärmenetz einzuwenden. Aber: Die einen befürchten Lärmbelästigungen durch die laufenden Schnecken, die die Heizzentrale mit Hackschnitzeln versorgt, andere klagen über die unvermeidlichen LKW-Anlieferungen von Hackschnitzeln. Und trotz des Hinweises, dass es bei einer vergleichbaren Anlage in Wehr keinerlei Klagen gebe, sind alle davon überzeugt gewesen, dass der Gestank nicht gänzlich zu vermeiden sein wird, zumal der Kamin des Heizkraftwerkes mit zwölf Metern Höhe kaum ausreichen dürfte, das Geruchsproblem des Dorfes, das in einem Talkessel liege, in den Griff zu bekommen. „Fachleute“ im Publikum glaubten, dass ein Kamin mindestens 20 oder noch mehr Meter hoch sein müsse, um Wirkung zu zeigen, ohne das Problem komplett aus der Welt schaffen zu können.
Kenntnisnahme
Folgerichtig weigerten sich die Gemeinderäte, dem Beschlussvorschlag der Gemeinde zu folgen, der nicht nur die Kenntnisnahme, sondern auch die Genehmigung des Quartierskonzeptes beinhaltete. Und auch Bürgermeister Martin Bühler („Ich bin nicht sicher, ob eine Hackschnitzelanlage für uns das Richtige ist“) lenkte unter dem Hinweis darauf ein, dass auch er nicht irgendwo wohnen wolle, wo er Lärm und Gerüchen ausgeliefert ist. So stimmten alle schließlich zu, dass man zunächst einmal das Quartierskonzept „wohlwollend zur Kenntnis“ nehme. Allerdings mochte niemand am Ratstisch Martin Bühler widersprechen, der mahnte: „Die Chancen, ein solches Netz zu machen, ist eine ganz große. Und ein Nahwärmenetz macht durchaus Sinn.“