Hausen im Wiesental „Ich dachte, dass ich Hebel gut kenne“

Markgräfler Tagblatt
Klaus Brust und Lisa Trefzer mit Gästen im Hebelhaus. Foto: Heiner Fabry Foto: Markgräfler Tagblatt

Beeindruckende Führung im Hebelhaus mit Lesungen von Lisa Trefzer

Hausen (hf). Auch wer glaubt, Johann Peter Hebel gut zu kennen, kann bei  den Führungen durch das Hausener Hebelhaus noch viel Neues erfahren. So lautete das Fazit einer Wandergruppe aus Basel, die am Mittwoch an der Führung von Klaus Brust teilnahm. Ein zusätzliches Glanzlicht setzte Hebel-Plakettenträgerin Lisa Trefzer, die während der Führung Kostproben aus dem Werk Johann Peter Hebels vortrug.

Klaus Brust und Lisa Trefzer nahmen die elfköpfige Wandergruppe am Hebelhaus in Empfang und begannen die Führung, bei der Klaus Brust den Hausener Dichter nicht als „Erzähler gemütlicher Geschichten“ oder „Sänger  volkstümlicher Lieder“ gewürdigt wissen wollte, sondern als Badens ersten Prälaten, Weltliteraten und als letzten Universalgelehrten. Viele der Lieder und Geschichten seien nicht das genuine Werk von Johann Peter Hebel, sondern dieser habe überlieferte Texte aufgenommen und abgewandelt. Aus einer tiefen inneren Überzeugung heraus sei es ihm ein Anliegen gewesen, als Volkserzieher zu wirken.

Im Hebelhaus ging Klaus Brust dann auf das Werk Hebels ein. Er beschrieb die Gedichte, von denen 45 auf alemannisch und rund 25 auf hochdeutsch vorliegen. Mit seinen 290 Kalendergeschichten, von denen nur etwa die Hälfte veröffentlicht wurde, hat sich Hebel in die Weltliteratur eingeschrieben, so Klaus Brust. Die Werke wurden in über 20 Sprachen übersetzt, darunter auch ins Russische, wo sie heute als eigenes kulturelles Erbe betrachtet werden.

Johann Peter Hebel war in Baden der erste Prälat, was einem heutigen Landesbischof entspricht. In diesem Amt stellte er fest, dass es kein geeignetes Schulbuch für Kinder zwischen zehn und 14 Jahren gab. Um dem abzuhelfen, verfasste Hebel seine biblischen Geschichten, in denen er Kindern die Botschaft in einer für sie passenden Sprache vermittelte. Diese 120 Geschichten gerieten in Hebels Heimat zu einem Streitapfel zwischen den verschiedenen Bekenntnissen. Anders dagegen im Ausland. Die biblischen Geschichten blieben in Dänemark bis 1968 im Gebrauch, in der Rätoromanischen Schweiz ebenfalls bis in die 1960er Jahre. In Baden waren sie schon 1824 wieder aus dem Lehrplan genommen worden.

Sehr detailreich und höchst unterhaltsam ging Klaus Brust auf die weiteren Werke Johann Peter Hebels ein: die rund 120 Rätsel, die Hebel für die Karlsruher Bärengesellschaft verfasste, die rund 583 Briefe, die Hebel während seiner Lebenszeit geschrieben sowie die Kolumnen, die Hebel für den badischen Landeskalender geschrieben hatte. Die Führung wurde durch den Vortrag von Gedichten und Geschichten Hebels durch Lisa Trefzer bereichert, so dass die Besucher gegen Ende der Führung des Lobes voll waren. „Ich habe gedacht, dass ich Hebel gut kenne“, erzählte eine Besucherin am Ende des Rundgangs. „Aber heute habe ich noch sehr viel Neues und Interessantes erfahren, so dass ich einige Werke sicher noch einmal lesen werde.“

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