Hausen im Wiesental „Sein aufklärerischer Geist hat mich überzeugt“

Markgräfler Tagblatt

Hebelplakette: Preisträgerin Beatrice Mall-Grob gab im Hebelhaus Einblicke in ihr Leben und ihre Arbeit mit dem Werk Hebels

Hausen (ilz). „Sie können sich bestimmt schon denken, um wen es sich handelt“, sagt Bürgermeister Martin Bühler, bevor er die diesjährige Hebelplakettenträgerin zu sich an den Tisch bittet. Beatrice Mall-Grob erhebt sich, schüttelt dem Bürgermeister die Hand und setzt sich neben ihn. Sie wirkt entspannt.

Beim Gespräch zur diesjährigen Verleihung der Johann-Peter-Hebel-Plakette im Hebelhaus ist Mall-Grob ganz in ihrem Element: Sie ist eine Kennerin der Hebel-Szene und natürlich der Werke des Dichters. Schließlich leitete sie die Hebelstiftung in Basel für zehn Jahre.

Das Gespräch am Vorabend der Verleihung der Hebelplakette habe Tradition, so Bühler, der Mall-Grob routiniert die kurzen Fragen stellt, um dann ganz in den Hintergrund zu treten und der diesjährige Trägerin der Hebelplakette dadurch viel Platz für ihre Antworten zu lassen. Und begonnen wird natürlich am Anfang.

Mall-Grob erzählt von ihrer Kindheit im Basler Vorort Reinach, davon dass sie die Freiheiten sehr genoss, die ihr die Eltern einräumten, und von ihren drei älteren Brüdern, mit denen sie im Wald spielte. „Dadurch war ich als Kind ziemlich burschikos“, sagt Mall-Grob lächelnd. Es sei eine unbeschwerte Kindheit gewesen mit einem damals klaren Traumberuf: „Ich wollte Bäuerin werden.“

Das habe sich freilich im Verlauf der Schulzeit geändert, als Mall-Grob ihre Leidenschaft für die deutsche Sprache und die Literatur zu entdecken begann. Lore Bergers Roman „Der barmherzige Hügel“ habe sie damals derart fasziniert, dass sie ihre Lehrer davon überzeugen konnte, über Bergers Werk ihre Matura schreiben zu dürfen. Dabei befasste sie sich nicht nur mit dem Roman selbst, sondern begann zu recherchieren und nahm mit Bergers Bruder Kontakt auf. Was später so wichtig für ihre Arbeit mit Hebel werden sollte, hatte hier seine Wurzeln: Mall-Grob entdeckte ihre Begeisterungsfähigkeit, ihren Drang, sich tief in ein Projekt einzuarbeiten.

So erstaunt es nicht, dass ihr nach dem Deutsch- und Geschichtsstudium der Weg in die Forschung offenstand. Dabei erlebte sie eine weiteren Offenbarung: „Ich habe im Rahmen meiner Forschungsassistenz Studenten betreut und so das Lehren für mich entdeckt“, berichtet Mall-Grob.

Kurz darauf trat der Dichter aus dem 19. Jahrhundert in ihr Leben. „Es war Liselotte Reber-Liebrich, die mich zu Hebel und auch zur Hebelstiftung geführt hat“, so Mall-Grob. Überzeugt, sich in der Stiftung zu engagieren, habe sie zudem das Testament Hebels, in dem der aufklärerische Geist des Dichters besonders stark zum Ausdruck kommt.

So engagierte sich Mall-Grob ab 2000 in der Hebelstiftung und übernahm 2006 deren Vorsitz. „Ich habe mich im Lauf der Zeit natürlich mit viele Texten Hebels beschäftigt“, so Mall-Grob. Immer wieder sei sie dabei von der Haltung der Poeten begeistert gewesen. Die aufklärerische Einstellung, der Respekt und die Offenheit gegenüber anderen Ansichten haben sie beeindruckt. „Und das Gottvertrauen, dass am Ende alles gut wird.“

Die ersten Jahre als Vorsitzende der Basler Hebelstiftung seien vor allem unter dem Vorzeichen des Jubiläums im Jahr 2010 gestanden, berichtet Mall-Grob von ihrer Arbeit in der Stiftung. Ein besonderes Anliegen sei ihr gewesen, Hebel auch bei einem jüngeren Publikum bekannt zu machen. So sei in Kooperation mit Design und Kunst-Studenten das Buch zum Jubiläum entstanden, das Hebels Leben und Werk in Form von Comiczeichnungen und Illustrationen aufgreift.

Das Jubiläumsjahr selbst sei von viel Öffentlichkeitsarbeit, vielen Veranstaltungen und Reden geprägt gewesen. Aber auch danach habe sie stets viel zu tun gehabt. „So sind die zehn Jahre schnell vorbei gegangen.“

Mall-Grobs Weg zu und mit Johann Peter Hebel spiegelte sich auch in den Texten wider, die die Preisträgerin am Ende des Abends vorlas. Die Geschichte eines Schneiders in Gottfried Kellers „Kleider machen Leute“ war Sinnbild für ihre Liebe zur Literatur, Hebels Geschichte „Das wohlfeile Mittagesseen“ ein Paradebeispiel der Moralvorstellungen des Dichters. Über die Fabel „Die ungleichen Regenwürmer“ von Franz Hohler, der die Hebelplakette 2014 erhalten hatte, schlug Mall-Grob einen Bogen zur aktuellen Auseinandersetzung mit dem Dichter. Freilich las Mall-Grob nicht in dieser Reihenfolge, denn das Werk des Dichters aus Hausen hatte im Hebeldorf selbstverständlich Priorität.

Den Vorsitz der Hebelstiftung hat Mall-Grob im vergangenen Jahr abgegeben. „Ich bin offen für das, was kommt“, sagt die Preisträgerin mit Blick auf ihre Pläne für die Zukunft. Dass ihr nächstes großes Projekt schon in den Startlöchern steht, ist an diesem Abend allen Besuchern klar.

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