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Hausen im Wiesental Vergänglichkeit vor Augen geführt

Markgräfler Tagblatt
Über Hebels Gedicht „Die Vergänglichkeit“ und die 24 Schriftblätter mit Aschefiguren von Jürgen Brodwolf (rechts) sprach Markus Manfred Jung zur Eröffnung der Ausstellung im Hebelhaus.                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Kanderner Künstler Jürgen Brodwolf stellt seine Arbeiten im Hebelhaus aus

Von Jürgen Scharf

Hausen. Man will nicht immer gern an den Tod denken, aber Vergänglichkeit hat in unserer Zeit ein erschreckendes Ausmaß angenommen, gerade was Katastrophen betrifft. Schon Johann Peter Hebel dachte in apokalyptischen Visionen über die Endzeit nach; der große alemannische Dichter sieht den Belchen verkohlt, die Wiese ohne Wasser und Basel versunken.

Zum Thema „Vergänglichkeit“ und dem berühmten Hebel-Gedicht hat Jürgen Brodwolf seinen Beitrag geleistet. In einem Zyklus von acht Glasbüchern mit Aschefiguren, ausgestellt im Literaturmuseum Hebelhaus, führt der international renommierte Künstler die eigene Vergänglichkeit vor Augen.

Auf 24 gefundenen alten Schriftblättern, die von 1760 bis 1826 datiert waren und die Daten von Hebels Geburt bis zu seinem Tod markieren, hat der in Kandern lebende Künstler Umrisslinien nach Tubenfiguren gezeichnet, mit Asche aus dem Ofenfeuer belegt und zwischen zwei Plexigläser eingeklemmt. Die Serie wurde dann mit jeweils vier Bildtafeln zu sechs Objektbüchern gebunden: ein eindrückliches Memento mori.

Mit seiner epochalen Tubenfigur hat Brodwolf an sich schon ein großes Symbol für die Vergänglichkeit, das Werden und Vergehen geschaffen. Die fragmentarischen Figurentorsi bilden, wie bei der Eröffnung der alemannische Lyriker Markus Manfred Jung als Laudator sagte, eine neue Vergänglichkeit – Brodwolfs „Vergänglichkeit“.

40 Jahre lang hat Jürgen Brodwolf im Vogelbacher Pfarrhaus gewohnt und dort auf dem Speicher Schachteln mit hunderten von alten Schriftstücken gefunden, Abrechnungen des Pfarrhauses - alles Originalblätter, keine wichtigen Dokumente, aber Hinweise auf die Vergangenheit mehrerer Generationen in teils schönen und unterschiedlichen Handschriften. 2010 hat er daraus die Glasbücher mit den Aschefiguren geschaffen, teils ganze Figuren, Büsten oder Torsi in Brauntönen oder in Grauweißtönen aus dem nicht gelenkten Asche-Prozess.

Die Figurenblätter liegen auf einem langen Tisch aus, einige sind auch auf dem Klavier aufgeklappt. Der Betrachter darf darin blättern. Die Schriftblätter auf dem Tisch sind chronologisch angeordnet, auf dem Klavier sind mehr Einzelblätter. Es ist ein Werk der Vergänglichkeit, aber auch eine Art Lebenswerk.

Auf die Hebel-Vorlage der langen alemannischen Erzählung „Die Vergänglichkeit“, die Weltliteratur wurde, und Brodwolfs Sammlung von alten Aktenblättern, mit ihrem feinen, handgeschöpften und mit Wasserzeichen veredelten Büttenpapier ging Markus Manfred Jung ausführlich ein. Jung erwähnte die direkt aus dem Leben gegriffenen Bilder in diesem Gedicht, Bilder vom unbarmherzigen Tod, der alles mit sich reißt: „Und wemme nootno gar Zweitusig zählt, isch alles zsemme gkeit; und ’s Dörfli sinkt no selber in si Grab“. Und er schlug einen Bogen ins Heute, ins „Johr zweitusigfuffzeh“ („Un ’s Dörfli Huse stoht no und mir sin do im Hebelhus...“).

Über die thematische Ausstellung freute sich auch Bürgermeister Martin Bühler. Als Besonderheit hat Bühler aus der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe die erste Seite des Gedichts „Die Vergänglichkeit“ in der Originalhandschrift Hebels als Leihgabe nach Hausen geholt.

u Bis 5. Juli, Mittwoch, Samstag und Sonntag 13.30 bis 17 Uhr

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