Das verunsichert derzeit zusätzlich den Textileinzelhandel. Viele Einzelhändler würden derzeit ganz genau prüfen, wo sie sich ansiedeln, schildert Dirk Wichner. So würde schon lange nicht mehr allein nach Baugefühl, sondern vor allem nach detaillierter Zahlenlage entschieden. Doch auch das sei keine Erfolgsgarantie. So werde zunehmend ein immer schlechteres Verhältnis von Flächenrentabilität zu den aufgerufenen Mieten beklagt. Auch in Stuttgart. Gemeint sind damit vor allem die Passantenfrequenzen, die in der Landeshauptstadt derzeit unter dem Zehnjahresschnitt liegen und Diskussionen auslösen. Denn längst rechtfertigt eine Frequenz allein – in Toplagen Stuttgarts liegt diese bei 8890 Personen pro Stunde – nicht zwangsläufig Quadratmeterpreise von über 250 Euro. Genauso wichtig sei es, welcher Kundentyp dort entlanggehe und welche Kaufkraft letztendlich in den Geschäften landet, erläutert Nothdurft.
Hinzu kommt: In kaum einer anderen Großstadt hat sich in den vergangenen Jahren im Einzelhandel so viel verändert wie in Stuttgart. Mit der Eröffnung von Milaneo und Gerber kamen vor zwei Jahren auf einen Schlag fast 300 neue Geschäfte in die Landeshauptstadt. Zum Vergleich: Auf der Königstraße allein gibt es rund 150 Ladengeschäfte. Zwar brachten die Neueröffnungen auch einen zusätzlichen Jahresumsatz von rund 300 Millionen Euro in die Stadt, gleichzeitig hätten die neuen Retailer aber die bisherigen Passantenströme auch spürbar beeinflusst. Während sich die Königstraße in den Spitzenlagen weiter behauptet, werde es für die Parallel- und Seitenstraßen wie Calwer Straße, Kronprinzstraße, Eberhardstraße und Hirschstraße schwieriger. Mietabschläge von 20 bis 30 Prozent seien bereits durchaus üblich. „In einigen Bereichen spüren wir bereits eine starke FoodLastigkeit“, bemerkt Philipp Nothdurft. Er ist sich sicher, dass sich die Innenstädte in den nächsten Jahren noch stärker in Richtung „Erlebnis“ verändern werden.