Zinedine Joey Kisting hat am 1. April beim Evan- gelischen Altenwerk eine Ausbildung zur Pflege- fachkraft begonnen. Die junge Frau kam nach Deutschland, um sich einen Traum zu erfüllen.
Sie spielte in der Lutheran Brass Band der evangelischen Kirche in Namibia Trompete und hofft nun, dass Deutschland ihr als Musikerin mehr Möglichkeiten bietet als ihr Heimatland.
Zinedine Joey Kisting ist in Namibia in einer Familie mit fünf Geschwistern aufgewachsen. Im Jahr 2019 kam sie als 16-Jährige mit der Lutheran Brass Band zum ersten Mal nach Deutschland. Auf Einladung des evangelischen Posaunenchors Markgräflerland besuchten die Musiker aus Namibia evangelische und katholische Kirchengemeinden. Sie musizierten zusammen, diskutierten aber auch über Deutschlands koloniale Vergangenheit in Namibia, über die Massaker der Deutschen an den Völkern der Herero und Nama und über Wege zur Versöhnung.
Die Begegnungsreise, die die Landesregierung finanziell unterstützte, hatte Ruhestandspfarrer Karfrieder Walz aus Maulburg, der selbst eine Zeitlang in Namibia tätig war, organisiert. Bei ihm und seiner Frau Irmela wohnte Kisting, die dem Volk der Nama angehört, damals auch.
Während der Reise mit der Lutheran Brass Band habe sie von der Möglichkeit erfahren, in Deutschland ein freiwilliges soziales Jahr abzuleisten, erzählt die junge Namibierin. Sie ergriff diese Chance: Pfarrer Walz vermittelte ihr eine Stelle in einem Kindergarten auf der Insel Reichenau. Dort half sie in der Krippe mit und lernte nebenher Deutsch. Mit der B2-Prüfung in der Tasche bewarb sie sich beim evangelischen Altenwerk Lörrach um eine Ausbildung zur Pflegefachkraft und wurde genommen.
Der Kontakt zum Posaunenchor Markgräflerland riss nicht ab: Ein paar Musiker besuchten die junge Frau auf der Reichenau. Diese Leute und der Freundeskreis Namibia um Pfarrer Walz hätten ihr den Deutschkurs finanziert, erzählt Kisting: „Ohne sie hätte ich das alles wahrscheinlich nicht geschafft.“
Schritt für Schritt richtet sich die junge Namibierin in ihrem Leben in Deutschland ein. Mit Sehnsucht erzählt Kisting dennoch von ihrer großen Familie in Namibia: von ihren älteren Brüdern, die als Rugbyspieler im Ausland und als Polizist in der Hauptstadt Windhuk arbeiten. Von ihren Großeltern, die viele Jahre auf dem Land lebten und um die sie sich nach ihrem Schulabschluss kümmerte. Die Großmutter habe mit einem Bruder die Schafe und Ziegen der Familie versorgt, erzählt sie. Im August 2023 sei die Großmutter gestorben: „Und ich konnte nicht nach Hause fahren.“ Aber in diesem Jahr wolle sie endlich ihre Familie besuchen.
Musiker, mit denen sie hier in Lörrach Trompete spielen kann, hat Zinedine Joey Kisting noch nicht gefunden. Derzeit sei es noch schwierig für sie, Kontakte zu knüpfen. Sie wohnt in einem Gästezimmer beim evangelischen Altenwerk, wo es kein WLan gibt. Doch im Laufe des Monats Mai kann sie in eine eigene Wohnung ziehen, erzählt sie. Dann werde sie sich eine „Band“ suchen, in der sie musizieren kann. Neben ihrer Ausbildung werde sie dann so viel üben wie möglich.
