^ Inzlingen: Inzlinger war nie bei Vorderösterreich - Inzlingen - Verlagshaus Jaumann

Inzlingen Inzlinger war nie bei Vorderösterreich

Die Oberbadische

Auch in der evangelischen Markgrafschaft gab es katholische Enklaven

Inzlingen (mh). In der Wasserschlossgemeinde Inzlingen und den umliegenden Orten gibt es immer noch die Meinungen, dass Inzlingen einst auch zu Vorderösterreich gehört haben soll. Dem aber sei nicht so gewesen, betonte jüngst Dr. Gustav Adolf Schröder, der Vorsitzende des Vereins zur Erhaltung des Inzlinger Wasserschlosses. Er hatte geforscht und festgestellt, dass entgegen mancher Auffassungen Meinungen Inzlingen stets zur Markgrafschaft gehört hatte.

Schröder hatte in alten Urkunden geblättert, Abhandlungen gelesen und ist zu dem Schluss gekommen: „Inzlingen gehörte nie zu Vorderösterreich, selbst wenn auf einigen alten Karten die Wasserschlossgemeinde als vorderösterreichisches Gebiet eingezeichnet ist“.

Es sei ganz einfach, so gibt sich Schröder überzeugt, die Herren Reich von Reichenstein hatten von Markgrafen Hachberg-Sausenberg Inzlingen als Lehen bekommen und war somit Untertan des Markgrafen. Die Markgrafschaft Hachberg-Sausenberg entstand im Jahre 1306 durch Abspaltung von der Markgrafschaft Baden-Hachberg. Heinrich III. und sein Bruder Rudolf I. teilten das Erbe ihres Vaters Heinrich II.. Die Markgrafschaft existierte bis 1503. Dann fiel sie aufgrund eines Erbvertrages zwischen Markgraf Philipp von Hachberg-Sausenberg und Markgraf Christoph I. von Baden an die Hauptlinie zurück und wurde Teil der Markgrafschaft Baden.

Das Reichensteiner Lehen war ein Erblehen und alle Inzlinger hatten ihren Lehenseid auf den Markgraf von Baden geleistet.

Um 1800 waren die Reichensteiner schon sehr verarmt, der Waidhof war bereits verkauft. 1806 ging die Herrschaft über die Markgrafschaft an die Großherzöge von Baden über.1813 wurde schließlich der Lehensvertrag aufgelöst, 1819 verkauften die Reichensteiner das Wasserschloss mit dem Umland an die Kaufmannsfamilie Kern aus Basel.

Warum aber, so wird oft gefragt, ist Inzlingen katholisch und nicht wie die übrige Markgrafschaft evangelisch. Daraus sei später abgeleitet worden, dass Inzlingen zu den Vorderösterreichern gehört haben soll, sagte Schröder.

Aber: Es gab durchaus

Katholische Inseln in der evangelischen Markgrafschaft. In einigen Dörfer mit katholischer Grundherrschaft blieb auch nach Einführung der neuen evangelischen Kirchenordnung das katholische Bekenntnis bestehen, getreu dem Spruch „Cuius regio eius religio“ (wessen Gebiet, dessen Religion).

So auch in Inzlingen, denn der Basler Bürgermeister Heinrich Reich von Reichenstein erhielt zwar 1394 die Hohe Gerichtsbarkeit über Inzlingen als Lehen von Markgraf Rudolf III. von Hachberg-Sausenberg übertragen. Aber die Reich von Reichenstein hatten auch Lehen der Habsburger und des Fürstbistums Basel und verblieben deshalb beim katholischen Glauben, den damit auch die Bewohner des Dorfes beibehalten mussten, was für das Alltagsleben nicht immer einfach gewesen sei, berichtet Schröder. Immer wieder stritten sich dann in der Folge die Habsburger und Markgrafen um den Flecken. Auch ein starke Inzlinger Gruppierung wollte sich um 1600 den Habsburgern anschließen, so dass selbst die Inzlinger oft nicht mehr wussten, zu wem sie eigentlich gehörten. Ende des 18. Jahrhunderts aber war es einhelliger Konsens, dass der Anspruch der Habsburger auf Inzlingen auf einem Rechtsirrtum beruhte. Als Folge des Preußischen Friedens von 1085 verloren die Habsburger Vorderösterreich. „Trotz aller Anstrengungen der Habsburger“, so Schröder, „Inzlingen war nie ein Teil von Vorderösterreich.“

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