Eine kleine Brauerei in Tannenkirch – das Vorhaben, das im Ortschaftsrat mit einem Bauvorbescheid verhandelt wurde, elektrisierte die Bürger. Zahlreiche Zuhörer waren in die „Tanne“ zur Ortschaftsratssitzung gekommen. „Eine kleine Brauerei mit Tannenkircher Bier direkt im Ort – das wäre super“, waren sich die meisten Bürger schon im Vorfeld einig. Auch die Ortschaftsräte sahen das Vorhaben positiv und erteilten einstimmig das Einvernehmen. Von Jutta Schütz Kandern-Tannenkirch. Thomas Hein, der seit zehn Jahren in Tannenkirch wohnt, möchte die alte riesige Scheune in der Flühgasse 1 auf seinem Grundstück umnutzen und dort eine kleine Brauerei unter dem Namen „Markgräfler Brauwerk“ einrichten. 2 500 Hektoliter Bier im Jahr könnten dort erzeugt werden. Ortsvorsteher Fritz Höferlin stellte zunächst die Fakten vor: Ursprünglich sei vorgesehen worden, über einen Bauantrag zur Umnutzung der Scheune in eine Kleinbrauerei abzustimmen. „Weil aber der Architekt sein Kreuz an der falschen Stelle gemacht hat, verhandeln wir jetzt einen Bauvorbescheid“, meinte Höferlin. Der gebürtige Hunsrücker Thomas Hein (56) ist verheiratet, Vater eines Sohnes und eigentlich Analyst und IT-Fachmann – er beschäftigt sich aber schon lange mit der Idee, Bier selbst herzustellen, und hat dafür zahlreiche kleine Brauereien im In- und Ausland besucht. „Das sogenannte Craft-Bier, also handwerklich gebrautes, individuelles Bier, ist stark gefragt und auch ein tolles regionales Produkt“, findet Hein, der darauf hinweist, dass es zwischen Lörrach und Freiburg keine Brauerei mehr gibt. Hein findet es „superschön“ in Tannenkirch, „die Leute sind total nett“. Deshalb ist ihm auch daran gelegen, das Vorhaben im Konsens mit den Nachbarn umzusetzen. Zunächst will er zwei Biersorten brauen – ein Bier nach fränkischer Tradition, also ein Märzen, und ein helles Bier, ein Pale Ale. „Pils braucht es nicht, das gibt es hier schon in sehr guter Qualität“, findet er. Abgefüllt werden soll das Bier an anderer Stelle. Heins Scheune, wie das gesamte Anwesen, steht unter Denkmalschutz. Die Denkmalschutzbehörde ist also einzubeziehen, falls das Gebäude umgenutzt wird, bemerkte Höferlin. Erforderliche Grenzabstände müssten eingehalten werden, zugleich ist die Stellplatzfrage zu klären. „Letztere ist bei solchen Vorhaben immer ein Knackpunkt“, ergänzte der Ortsvorsteher. Denn: Wie in anderen historischen Ortskernen, sind die Straßen auch im Tannenkircher Ortskern schmal und oft nicht mehr als drei Meter breit. Parkende Autos sind hier ein Hindernis, insbesondere, falls landwirtschaftliche Fahrzeuge durchfahren. Die Stellplatzfrage stellt sich auch, falls es nicht nur Lieferverkehr, sondern auch Publikumsverkehr gibt – beispielsweise, wenn zukünftig auch mal eine kleine Probierstube geplant sein sollte, überlegten die Ratsmitglieder. „Die Unterlagen zum Vorhaben sind übrigens vorbildlich zusammengestellt“, fand Höferlin. Ein Nachbar, so berichtete Höferlin, habe aber Bedenken wegen Lärm oder Geruchsbelästigung. „Dazu ist zu sagen, dass der Dorfkern mit der Flühgasse im Flächennutzungsplan als Mischgebiet ausgewiesen ist, was bedeutet, dass man hier auch eine Werkstatt oder einen Zimmermannsbetrieb oder sogar einen Saustall einrichten könnte“, verwies der Ortsvorsteher auf die Fakten. „Ich finde die Idee toll und spannend“, konstatierte Ortschaftsrätin Birgit Ludin. Die Ortschaftsräte hoffen, dass sich die Stellplatzfrage klären lässt. Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit, Stellplätze woanders in erreichbarer Nähe zum Betrieb ausweisen zu lassen. „Ich kann es gar nicht erwarten, in Tannenkirch gebrautes Bier zu trinken – das Bier wäre auch was zum Ausschank in unseren Gaststätten“, freute sich Zuhörer Hanspeter Schmidt schon im Voraus.